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Ein Symbol für Kraft und Stärke

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Ein Symbol für Kraft und Stärke

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    Schon seit alters her spielte das stattliche Insekt eine besondere Rolle. Einerseits war er Symbol für Kraft und Stärke, andererseits wurde die zerkleinernde, zerschrotende Tätigkeit der Hirschkäferlarve zum Namensträger für eine Handwerkerzunft, die der Schröter. Und für manches Wappen der Familien Schröter oder Schröder stand der Hirschkäfer Pate.

    Sein Vorkommen ist in den letzten Jahrzehnten trotz allen Schutzes kontinuierlich zurückgegangen. In vielen Gebieten der Bundesrepublik kommt der Käfer heute gar nicht mehr vor. Als Folge der immer größeren Seltenheit ist der Hirschkäfer heute in die Rote Liste der Bundesrepublik als "stark gefährdete" Tierart aufgenommen.

    Hirschkäfer verschwanden in dem Maße aus unseren Wäldern, wie sich die alten morschen Eichen aus unseren Wäldern verabschieden mussten. Denn überwiegend nur alte, morsche Eichenstämme haben die Larven von Hirschkäfern zum Fressen gern. In den fünf bis acht Jahren Verweildauer in seiner hölzernen "Puppenstube" zerkleinert und vertilgt jeder Käfer mürben Eichenmulch entsprechend dem Volumen eines großen Apfels.

    Jedoch hat in den letzten Jahren ein Umdenken unter Waldbesitzern und Forstwirtschaftern eingesetzt. Um das ökologische Gleichgewicht zu wahren, sind nunmehr viele von ihnen bereit, altersschwache Bäume nicht vorzeitig verschwinden, sondern stehend absterben und nach dem Umfallen an Ort und Stelle vermodern zu lassen - den Höhlenbrütern unter den Vögeln, den Kleinsäugern und den Insekten mit Unterschlupf-Problemen zuliebe. Und auch, um den Hirschkäfern wieder auf ihre sechs Beine zu helfen.

    Für den Naturinteressierten lässt sich meist nur der letzte, kleinste Abschnitt eines Hirschkäfer-Lebens beobachten. Nämlich der, wenn sich der fertige Käfer an der Erdoberfläche zeigt. Die allermeiste Zeit seines Daseins verbringt der Hirschkäfer als holzfressende Larve in einem modernden Baumstubben. In den Abendstunden des Juni und Juli verlassen die fertig entwickelten Käfer ihren unterirdischen Lebensraum und graben sich an die Erdoberfläche. Mit schwerem Flug fliegen die Männchen umher und steuern alte Eichen an.

    Diese Bäume dienen Hirschkäfern einerseits als Futterquelle, wo sie ausfließende Baumsäfte lecken, andererseits sind es die Turnierplätze. Hier streiten sich die Männchen und versuchen im Rivalenkampf, als stärkstes Tier die Gunst der Weibchen zu erringen. Nur Männchen verfügen über das charakteristische "Geweih", bei dem es  sich in Wirklichkeit um den überdimensionierten Oberkiefer aus Horn handelt.

    Nebenbuhler werden mit den Gebisszangen gepackt, rückwärts bugsiert und notfalls mitleidlos aus luftiger Höhe in die Tiefe befördert. Der Stärkste gewinnt. Meist gehen solche Kämpfe, die mehrere Stunden dauern können, für den Unterlegenen glimpflich aus. Es handelt sich um so genannte Kommentkämpfe, die nicht den Tod oder die Beschädigung des Unterlegenen zum Ziel haben. Das Schlimmste, was nach einem solchen Turnierkampf zurückbleiben kann, sind kleine Dellen im Chitin-Panzer.

    Weibliche Hirschkäfer tragen kein "Geweih". Nach der Befruchtung bemüht sich das Weibchen um eine geeignete Stelle für die Eiablage. Auf der Suche danach krabbelt es oft weite Strecken über den Boden. Dabei kann es relativ leicht beobachtet werden. Hat es einen geeigneten alten Baumstubben gefunden (Eiche oder Buche werden deutlich bevorzugt), gräbt sich das Hirschkäferweibchen in die Erde ein und legt zwischen 30 und 50 Eier an den modernden Stubben ab. Nach rund 20 Tagen - die Eier sind im feuchten Erdreich auf Erbsengröße angeschwollen - schlüpfen die Larven aus. Für viele Jahre hat die Hirschkäferlarve nun nur eine Aufgabe: das verpilzte Holz des Baumstubbens zu zernagen und sich davon zu ernähren.

    Nach jahrelangem "Schroten" verpuppen sich die Tiere schließlich in einem faustgroßen Gehäuse in Stubbennähe. Die zwei Zentimeter dicke Hülle aus Erde oder Mulm wird mit Speichel und Darmsekret "zusammengeleimt". Sie wirkt antiseptisch gegen Pilze und Bakterien, ist atmungsaktiv und wasserabweisend. Die Puppenzeit im Spätsommer dauert nur wenige Wochen. Die geschlüpften, zunächst weichen und hellen Käfer bleiben noch bis zum nächsten Frühling in der Puppenwiege, bevor sie sich dann im Mai und Juni eine senkrechte Röhre zur Erdoberfläche graben.

    Den wenigen Hirschkäfern, die trotz widriger Umstände das Erwachsenenstadium erreichen, droht von natürlichen Feinden keine mindere Gefahr, denn Spechte, Eichelhäher, Drosseln und vor allem Eulen scheinen auf einen derart fetten Brocken direkt zu lauern. Findet man Teile von toten Hirschkäfern unter Bäumen, dann hat einer der erwähnten Fraßfeinde zugeschlagen.

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