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Lohr/Würzburg: Gewaltsamer Tod eines 14-jährigen Schülers in Lohr: Was wir über den Fall wissen - und was nicht

Lohr/Würzburg

Gewaltsamer Tod eines 14-jährigen Schülers in Lohr: Was wir über den Fall wissen - und was nicht

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    Am Schulzentrum Nägelsee in Lohr (Lkr. Main-Spessart) wurde am 8. September 2023 ein Jugendlicher erschossen. Ab Mai 2024 steht ein Mitschüler in Würzburg vor Gericht.
    Am Schulzentrum Nägelsee in Lohr (Lkr. Main-Spessart) wurde am 8. September 2023 ein Jugendlicher erschossen. Ab Mai 2024 steht ein Mitschüler in Würzburg vor Gericht. Foto: Johannes Ungemach

    Im September 2023 hat eine schreckliche Tat die 16.000-Einwohner-Stadt Lohr im Landkreis Main-Spessart erschüttert. Ein 14-jähriger Jugendlicher soll von einem gleichaltrigen Mitschüler erschossen worden sein. Der Tatverdächtige kam in Untersuchungshaft in einer JVA in Südbayern, die für Jugendliche seines Alters geeignet ist. 

    Wie liefen die Ermittlungen und was ist der aktuelle Stand? Am 3. Mai 2024 beginnt nun vor der Großen Jugendkammer am Landgericht Würzburg der Prozess. Was bislang bekannt wurde - oder noch ungeklärt blieb.

    Was wir wissen

    Was ist passiert? Am Freitag, 8. September 2023, wurde ein 14-Jähriger zwischen 15 und 16 Uhr in Lohr durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet. Gegen 16.30 Uhr erschien ein 15-Jähriger bei der Polizei. Er erzählte, er wisse von einem Bekannten, der jemanden umgebracht habe. Eine Polizeistreife fuhr umgehend zum Schulzentrum Nägelsee und fand dort den leblosen 14-Jährigen. Gegen 18 Uhr nahm die Polizei einen ebenfalls 14-Jährigen fest. Am Samstagvormittag wurde gegen ihn Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen.

    Woher kam die Tatwaffe? Bei ihr handelt es sich um eine tschechische Pistole des Typs Ceska CZ 75 vom Kaliber neun Millimeter. Eigentümer ist ein 66-jähriger Nachbar des Tatverdächtigen, der nach Informationen der Redaktion einen freundschaftlichen Umgang mit dem Tatverdächtigen gepflegt hatte und über eine Waffenbesitzkarte verfügte. Der 66-Jährige lag seit längerer Zeit im Krankenhaus und war laut Polizei nicht vernehmungsfähig. Im Oktober ist der Mann gestorben.

    Hat sich der Tatverdächtige zu den Vorwürfen geäußert? Nein. Bislang hat er der Polizei lediglich verraten, wo die Pistole versteckt war: nämlich in der Wohnung, in der er mit seinen Eltern wohnt. Weitere Angaben hat der 14-Jährige bisher zur Tat nicht gemacht. Ob sich das vor Gericht ändert, haben seine Anwälte noch nicht verraten.

    Wer vertritt ihn vor Gericht? Der Angeklagte hat kurz vor Prozessbeginn seine Verteidiger gewechselt. Er wird jetzt von Alexander Stevens und Johannes Makepeace aus München sowie Roj Khalaf aus Würzburg vertreten.

    Vor der Schule in Lohr, die der Getötete und der Tatverdächtige besucht hatten, stellten im September 2023 Trauernde zahlreiche Kerzen auf.
    Vor der Schule in Lohr, die der Getötete und der Tatverdächtige besucht hatten, stellten im September 2023 Trauernde zahlreiche Kerzen auf. Foto: Fabian Gebert

    Wie war das Verhältnis zwischen dem Opfer und dem mutmaßlichen Täter? Die beiden Jugendlichen besuchten dieselbe Schule. Es heißt, dass die beiden miteinander befreundet gewesen sind. "Es ist für die Familien eine unwahrscheinlich belastende Situation", betonte Polizeisprecher Ball kurz nach der Tat. Die Eltern des Festgenommenen waren das Ziel von Hass-Mails, berichteten die ursprünglichen zwei Verteidigerinnen Vanessa Gerber und Melanie Raacke Anfang Oktober 2023. Sie seien deshalb an einem sicheren Ort vor Übergriffen geschützt worden.  

    Wann wurden die Ermittlungen abgeschlossen? Zum Jahresende 2023 waren die Ermittlungen abgeschlossen, Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach erhob am 13. Dezember 2023 Anklage wegen Mordes. Die Anklage wurde zügig zur nicht öffentlichen Verhandlung zugelassen. 

    Wann startet der Prozess und wie lange dauert er? Der Prozess beginnt am 3. Mai am Landgericht Würzburg. Die Kammer hat 17 Verhandlungstage eingeplant, die bis 9. Augst reichen. Die Verhandlung ist nicht öffentlich.

    Was wir nicht wissen

    Was war das Motiv? Hartnäckig hielt sich das Gerücht, dass das Opfer beim mutmaßlichen Täter Schulden in Höhe von 60 Euro gehabt habe, die er nicht beglichen haben soll. Die Polizei hat Zweifel, dass das der Hintergrund der Tat ist. Der Staatsanwalt geht davon aus, dass der 14-Jährige aus purer Mordlust getötet hat. Mehreren Freunden soll er per Handy die Nachricht geschickt haben, dass er es "endlich geschafft" habe.

    Was verrät das Handy des Opfers über die Tat? Nach langer Suche hat die Polizei das zunächst vermisste Handy des Getöteten gefunden; wo genau, sagen die Ermittler nicht. Aber: Laut Staatsanwalt war das Smartphone lange im Schlamm gelegen, ehe es zwei Wochen nach der Tat gefunden wurde. Deshalb hatte das Landeskriminalamt Schwierigkeiten beim Auslesen der Daten auf dem Gerät. Auch das Handy des Tatverdächtigen wurde ausgewertet.

    Wie kam der Tatverdächtige an die Waffe? Wie der 14-Jährige an die angeblich vorschriftsmäßig verwahrte Waffe kam, die laut Polizei mit anderen Schusswaffen in einem Schrank eingeschlossen gewesen sein soll, ist unklar. Der Schrank sei mit einem Schlüsselschloss gesichert gewesen, so Polizeisprecher Enrico Ball. Aufbruchspuren habe es nicht gegeben. Laut Staatsanwaltschaft war der 66-jährige Waffenbesitzer wohl schon "viele Monate" vor der Tat nicht mehr in seiner Wohnung gewesen.

    Was ist über die Munition bekannt? Wie der Tatverdächtige an die Munition kam, ob Waffe und Munition getrennt voneinander aufbewahrt waren oder ob die Waffe gar geladen in dem Schrank lag - zu diesen Fragen wollte sich die Polizei "aus ermittlungstaktischen Gründen" weiter nicht äußern. Die Staatsanwaltschaft verwies hier auf die laufenden Ermittlungen. Auch die Frage, ob auf der Patronenhülse, die dem tödlichen Schuss zugeordnet werden konnte, Fingerabdrücke des Tatverdächtigen gefunden wurden, beantworten die Ermittler nicht. 

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