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ERLENBACH: Einheizen bis die Socken qualmen

ERLENBACH

Einheizen bis die Socken qualmen

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    Viele sind skeptisch: Heizen ohne Gas oder Öl, das ist Utopie. Und sie sind fest davon überzeugt: Ein komplettes Wohnhaus allein mit Erdwärme zu beheizen, das funktioniert niemals.

    Auch im Umkreis des Erlenbacher Ehepaars Brigitte und Edwin Liebler sind Sticheleien an der Tagesordnung: "Beim nächsten Besuch bringen wir dicke Socken mit" oder "kauft Euch dicke Pelzmäntel, der Winter kommt bald", scherzt manch einer, seitdem bekannt ist: Die Lieblers bekommen eine "Energiemauer" und heizen künftig mit Energie aus der Erde.

    Doch Brigitte Liebler bleibt entschlossen: "Keine Frage, wir nutzen künftig die Wärme von Mutter Natur. Das ist eine Entscheidung für die Zukunft, denn wir sind der Energiepreis-Entwicklung einen Schritt voraus und unsere Enkel haben auch noch was davon!"

    Alle Vorbereitungen sind bereits getroffen: Lediglich zwei Arbeitstage haben die Lieblers benötigt, um den 1,20 Meter tiefen Graben für die 25 Meter lange und 2,5 Meter hohe, aus fünf Platten bestehende Betonwand auszuheben und den Untergrund zu betonieren. Auch die Gräben für das Rohrsystem sind fix und fertig.

    Gegen Hohn und Verunsicherungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis ist Brigitte Liebler gefeit: "Schließlich bin ich vom Fach". Sie arbeitet bei der Firma Weimann-Haustechnik, Urspringen, die in diesem Jahr rund 30 Heizsysteme mit Wärmepumpen installiert hat. Eine "Energiemauer" - in Fachkreisen Betonabsorber genannt - aufzustellen, ist jedoch neu für die Firma Weimann. Geschäftsführer Roman Weimann: "Die Mauer hat mir in meiner Sammlung noch gefehlt, alle anderen Wärmepumpen-Systeme habe ich schon installiert." Nach Weimann sei es die erste, die im Landkreis aufgestellt wird.

    "Da haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen", begründet Brigitte Liebler ihre Entscheidung für "die Mauer". Denn sie erfüllt bei Lieblers zwei Funktionen: Als Stützmauer für das abschüssige Grundstück und als Heizquelle - mit einer Leistung von rund 18 Kilowatt. "Unsere Heizung war veraltet, nach 25 Jahren hätten wir sie sowieso modernisieren müssen", fügt Brigitte Liebler hinzu.

    "Betonabsorber sind vielfältig einsetzbar", erklärt Weismann, "als Gartenmauer, Carportwand, Garage oder Hausfassade." Der Betonabsorber der Familie Liebler - die 2,50 Meter hohe Stützmauer, die 1,20 Meter tief im Erdreich steckt - nimmt Umweltwärme aus dem Erdreich und aus der Luft auf und speichert sie im Beton. Über ein spezielles Rohrleitungssystem wird die gespeicherte Umweltwärme dann zur Wärmepumpe im Haus transportiert und in Heizwärme umgewandelt. Weimann: "Betrieben wird der Absorber wie ein Akku: Er speichert Umweltwärme ein, aus und wieder ein - rund um die Uhr." Konkret funktioniert das System folgendermaßen: In den Beton sind Rohrleitungen eingegossen, in denen Sole (ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel) mit Hilfe der Heizpumpe permanent zirkuliert.

    Welche Vorteile hat dieses Heizsystem? Experte Weimann nennt vier Aspekte. Der wesentliche Vorteil sei, dass hiermit Energie gespart und fossile Energien wie Öl, Gas oder Kohle geschont würden: "Die Mauer nutzt mehr als zwei Drittel Wärme von der Umwelt. Sie fängt Energie aus der Umwelt ein, die sonst ungenutzt wieder abgestrahlt wird." Folglich wird weniger als ein Drittel der benötigten Energie als Antriebsenergie benötigt und nur diese muss bezahlt werden. Weimann rechnet vor: "Die Stromaufnahme der Pumpe beträgt 4,12 Kilowatt und 18 Kilowatt gibt sie ab. Rund 14 Kilowatt sind somit kostenlos."

    Ein weiterer Pluspunkt sei laut Weimann somit, dass "die Betriebskosten äußerst niedrig sind und sich jede Energiepreis-Steigerung auch nur zu einem Drittel auswirkt." Brigitte Liebler dazu: "Die Umwelt schickt uns eben keine Rechnung so wie das Gaswerk - und abgelesen wird auch nicht mehr!"

    Hinzu komme, dass diese umweltschonende Form des Heizens - Kohlendioxid, Schadstoffe und Staubemissionen werden vermieden - durch Zuschüsse von Bund und Ländern gefördert werde. Das Überlandwerk biete zudem besonders günstige Tarife.

    Schließlich verbraucht die Pumpe, die der Größe eines Kühlschranks entspricht, nicht annähernd so viel Fläche wie ein Gas- oder Öltank. Und das freut die Lieblers ganz besonders: Sie gewinnen einen neuen Wohnraum, wenn jetzt der Öltank wegfällt.

    Allen Unkenrufen zum Trotz verspricht Romann Weimann den Lieblers: "Ich heize Euch ein, bis die Socken qualmen." Und: In zehn Jahren hätten sich die Investitionskosten amortisiert.

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