Wer sich einmal als Schlossherr fühlen will, der kann sich im Schloss Adolphsbühl in Adelsberg oder im Schloss Höllrich einmieten. "Das wird in den Sommermonaten sehr gut angenommen", erklären die Schlosseigentümer Gabriele und Johannes Priesemann und Hans Herr. Die meisten Gäste sind auf der Durchreise und bleiben nur für eine Nacht, andere wiederum entscheiden sich bewusst für einen Urlaub in Mainfranken und bleiben länger. Alle genießen die besondere Atmosphäre, die das historische Erbe bietet.
Für den Gemündener Stadtteil Adelsberg war es ein echter Glücksfall, dass das Ehepaar Priesemann das Schloss Adolphsbühl mit Vogthaus und Turm im Jahr 2014 übernommen hat. Seitdem ist dort wieder Leben eingekehrt. Die beiden haben auch in den Räumen des ehemaligen Restaurants im Vogthaus ein Café eröffnet. Sonntags von 14 bis 19 Uhr gibt es dort Kaffee, Kuchen und kleine Speisen.
Vogthaus sollte zum Künstlerhaus werden
Zunächst hatten die Priesemanns die Idee gehabt, aus dem anliegenden Vogthaus ein Künstlerhaus zu machen. Nur es fand sich kein Künstler, der dort einziehen wollte. Daher wurde umgeplant und vier Ferienwohnungen eingerichtet. Das Haus ist so für kleine Gruppen geeignet, es können mehrere Zimmer mit bis zu neun Schlafplätzen gebucht werden. Gabriele Priesemann ist mit der Belegung zufrieden. "Es läuft gut", sagt sie. Ab Mai seien die Wohnungen jedes Wochenende ausgebucht, auch unter der Woche sei viel Betrieb. Es gebe immer viel zu tun. "Ich bin der Bügler", ergänzt Johannes Priesemann schmunzelnd. In den Wintermonaten sei es dagegen ruhiger.

Viele Gäste sind auf der Durchreise. Beispielsweise Holländer auf ihrem Weg in den Urlaub in die Alpen oder zum Mittelmeer. "Die sagen, die ganze Strecke auf einmal ist uns zu weit", meint Johannes Priesemann. Oder Radler, die auf dem Maintal-Radwanderweg unterwegs sind, buchen die Ferienwohnungen. "Für die ist der Anstieg hier hoch dann eine letzte Herausforderung", meint Gabriele Priesemann. Bedauerlich sei, dass es in Adelsberg keine Dorfwirtschaft gibt. Da bleibe nur noch der Pizzaservice, wenn die Gäste zu müde sind, ihr Quartier noch mal zu verlassen.

Ihre Ferienwohnungen werden auch gerne für private Familienfeiern gebucht, wenn die Familienmitglieder in ganz Deutschland verteilt sind. "Die treffen sich dann hier in der Mitte", so Johannes Priesemann. Manchmal kämen aber auch Handwerker, Monteure oder Architekten, wenn diese hier beruflich beschäftigt sind. Alle seien willkommen, "denn wir vermieten mit Freude", so die Priesemanns. Es würden sich dabei nette Begegnungen ergeben.
Die Zimmer im Vogthaus im Schlosskomplex sind gemütlich eingerichtet, alle mit eigenem Bad, der Zugang zum Schlosspark ist erlaubt. Wer will, kann auch auf den alten Schlossturm steigen. Von diesem hat man einen tollen Blick ins Maintal.
Auch Hans Herr, Eigentümer vom Schloss Höllrich bei Karsbach, hat die Erfahrung gemacht, dass viele seiner Gäste auf der Durchreise in den Süden sind. Die suchen sich dann eine Übernachtung "in dieser bewohnbaren Ruine", wie er sein Zuhause scherzhaft nennt. Denn das ganze Obergeschoss von Schloss Höllrich ist nicht saniert. "Das ist eine Aufgabe für die nächste Generation", meint er.
Kreuzgewölbe und dicke Steinmauern im Schloss Höllrich
Im Erdgeschoss dagegen findet man das, was die Übernachtung im Schloss so besonders macht. Zimmer mit Kreuzgewölbe, dicke Steinmauern und die Eichendielen verleihen dem Raum ein warmes Flair. Herr vermietet zwei liebevoll eingerichtete Zimmer für insgesamt vier Gäste. Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern im Schlosshof sind ebenfalls möglich.

Die Wohnungen sind ab Mai ebenfalls gut ausgebucht. Im Winter vermietet Herr nur nach Absprache. Denn es braucht zwei Tage Anlauf, um die Zimmer warm zu kriegen, wenn diese ein Zeitlang nicht beheizt worden sind. "Das muss sich dann lohnen", sagt er. Manchmal hat er Gäste, die länger bleiben. Für die ist dann sein Quartier der Ausgangspunkt, um ganz Mainfranken zu entdecken. Ihnen gibt er gerne Ausflugstipps.

Für die Schlosseigentümer war die Sanierung ein finanzieller Kraftakt. Sowohl die Priesemanns als auch Hans Herr stemmten sich mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz gegen den zunehmenden Verfall. Daher sei es gut, wenn über die Vermietung etwas Geld hineinkomme. Vermarktet werden die Ferienwohnung über die bekannten Buchungsportale. So kehrt wieder Leben in die alten Gemäuer ein, denn "ein Haus, das leer steht, hat eine schlechte Atmosphäre", sagt Gabriele Priesemann. "Da ziehen dann Geister ein", ergänzt schmunzelnd ihr Mann. Und das will man ja nicht.