Die Karlstadterinnen und Karlstadter haben in den vergangenen Tagen gerätselt, ob die Gründerzeit-Villa am Müllerklein-Kreisel entkernt und saniert oder doch abgerissen wird. Am Dienstag dann die sichtbare Gewissheit: Die Villa des ehemaligen Karlstadter Bürgermeisters Clemens Müllerklein wird abgerissen. "Das Entsetzen ist groß", drückt es ein Karlstadter aus. Karlstadts Kreisheimatpfleger Georg Büttner sagt: "Das war mit das erste Gebäude außerhalb der Bahnlinie."
Er habe sich, sagt Büttner, vor drei, vier Jahren an die Untere Denkmalschutzbehörde am Landratsamt gewandt, als es erste Gerüchte gegeben habe, dass dort etwas geschehen soll. Aber der Denkmalschutz habe das 1906/1907 erbaute Gebäude nicht für denkmalwürdig gehalten. In dem Haus, heute Eußenheimer Straße 5, lebte bis zu seinem Tod am 10. September 1932 der Baumschulbesitzer und damalige Bürgermeister Müllerklein. Clemens baute die Villa, die nun abgerissen wird, sein Bruder Alexander knapp 200 Meter näher an der Bahnlinie eine weitere, in der sich heute das Architekturbüro Heßdörfer befindet.
Dominik Rüb: keine einvernehmliche Lösung mit Behörden
Baumschulinhaber Dominik Rüb sagt auf Anfrage, er lasse das Gebäude "schweren Herzens" abreißen. "Wir hätten es gerne erhalten." Aber mit den Behörden – der Stadt, dem Landratsamt und dem Staatlichen Bauamt – habe es keine einvernehmliche Lösung gegeben. Die ursprüngliche Idee sei gewesen, die Villa, in der sich drei Mietwohnungen befanden, zu renovieren und daneben ein neues kleines Häuschen zu bauen. Die Stadt habe sich aber quergestellt und das Landratsamt das Ganze "komplett blockiert".

Dann habe man den Plan mit dem Neubau fallen gelassen und nur eine Renovierung und einen kleinen Umbau samt Bau einer Garage angestrebt. Im Dachgeschoss sollte eine Mietwohnung erhalten bleiben, in den beiden unteren Etagen wollte Rüb mit seiner Familie einziehen. Die Familie habe auch schon mehrere hundert Stunden in Planung und erste Renovierungsarbeiten gesteckt. Uli Heck, geschäftsführender Beamter der Stadt Karlstadt, sagt auf Anfrage, die Stadt habe dem Bauantrag das gemeindliche Einvernehmen erteilt.
Keine Zufahrt zur Eußenheimer Straße
Das Problem sei allerdings die fehlende Zufahrt zur Eußenheimer Straße gewesen, so Rüb. Es habe keine Zufahrtsmöglichkeit gegeben, seitdem 1980 die Eußenheimer Straße (B27) gebaut wurde. Hier habe das Staatliche Bauamt nach anfänglicher Zustimmung nicht mitgemacht. Eine 400 Meter längere Zufahrt über das Firmengelände sei nicht praktikabel, so Rüb.
"Es war gar nicht gewollt, eine Lösung zu finden", sagt Rüb, etwa die Herabstufung der früher außerorts angelegten Eußenheimer Straße von einer Bundesstraße zur einer Ortsstraße, die sie aus seiner Sicht nun de facto sei. An die Stelle der Villa soll nun ein Einfamilienhaus kommen.