Kurz nach neun Uhr wurde am Montagmorgen ein junger Mann in Handschellen von zwei Polizisten in einen Verhandlungssaal des Würzburger Landgerichts geführt. Der 24-Jährige aus Trier befindet sich seit Ende August 2024 in U-Haft in der Würzburger JVA. Er beging im Sommer einen bewaffneten Raubüberfall auf die Tankstelle in der Würzburger Straße in Uettingen und wurde jetzt zu drei Jahren Haft verurteilt.
"Kasse öffnen, Geld raus, ich habe nichts zu verlieren!" Mit diesen Worten und einem circa 15 Zentimeter langen Klappmesser forderte er eine Mitarbeiterin der Tankstelle auf, die Kasse zu öffnen. Die Frau, die den vermummten Mann laut eigener Aussage zuerst nicht wahrgenommen hatte, folgte seiner Anweisung und der Täter erbeutete 1535 Euro. Der junge Mann ist zwar nicht vorbestraft, hat jedoch Schulden im höheren vierstelligen Bereich, wie sich in der Verhandlung herausstellte. Diese sind zurückzuführen auf seine im Jahr 2023 beginnende Drogenabhängigkeit. Kurz vor der Tat, im Sommer 2024, war sein Leben laut seinem Verteidiger komplett außer Kontrolle geraten.
Uettingen wurde durch Zufall zum Tatort
Im August fuhr der Angeklagte dann mit seiner Partnerin in ein tschechisches Casino, um dort Poker zu spielen und dadurch Geld für Drogen aufzutreiben. Zuvor hatte er den Plan gefasst, auf dem Weg dorthin eine Tankstelle zu überfallen. "Direkt vor der Tat hatte ich kein Geld mehr", sagte er. Vor dem Überfall ließ er sich laut eigener Aussage von YouTube-Videos inspirieren, in denen Raubüberfälle dokumentiert wurden. Die Ausbeuten befanden sich im hohen vierstelligen Bereich, was er sich auch als Ziel setzte. Uettingen wurde dann nur durch Zufall zum Tatort: Als der Tank des Autos immer leerer wurde, suchte der Mann online nach der nächstgelegenen Tankstelle.

Seine Freundin, die den Wagen fuhr, wies er an, das Auto auf einem schmalen Gehweg neben dem Uettinger Sportplatz zu parken. Während sie dort wartete, angeblich ohne von seinem Vorhaben zu wissen, begab er sich in die Würzburger Straße in die Tankstelle. Das Messer führte er laut eigener Aussage mit, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen – die Absicht, jemanden zu verletzen, habe er nicht gehabt. Der toxikologische Bericht ergab, dass der Täter zum Tatzeitpunkt unter dem Einfluss der synthetischen Droge Ecstasy stand. Nach der Tat flüchteten der Mann und seine Partnerin und fuhren weiter in das tschechische Casino. Dort verspielte er dann einen Teil des Geldes.
Angeklagter zeigte Reue in der Verhandlung
Nach der Vernehmung mehrerer Zeugen stand das Urteil fest, ohne dass der zweite angesetzte Verhandlungstag benötigt wurde: drei Jahre Haft, das gestohlene Geld muss der Mann zurückzahlen und die Kosten des Verfahrens tragen. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten gefordert. Die Richter sprachen den Mann des besonders schweren Raubes schuldig, jedoch mit einem gemilderten Strafmaß. Das liege an der Aussage der betroffenen Tankstellenmitarbeiterin, die keine bleibenden Schäden von dem Überfall davontrug. Außerdem entschuldigte der Täter sich bei ihr und zeigte während der Verhandlung seine Reue.