Für HNO-Facharzt Dr. Christian Wilhelm hatte der um drei Monate verzögerte Start seiner Praxis auch Vorteile: "Das gab uns Zeit, unser Konzept weiter auszubauen, die Praxisräume perfekt durchzuplanen und Schulungen mit dem Personal durchzuführen", erklärt er. Die Räume, von denen Wilhelm spricht, erstrecken sich auf einer Fläche von 230 Quadratmetern am Rand des Innenhofs im hinteren Gebäudetrakt des Karlstadter Gesundheitszentrums. Seit dem 2. Januar befinden er und sein Team sich im laufenden Praxisbetrieb.
Der spätere Eröffnungstermin, ursprünglich war der 1. Oktober 2024 angedacht, war Verzögerungen bei der Lieferzeit einiger Geräte und Behandlungseinheiten sowie einer Hörkabine geschuldet. Mit seinen vier medizinischen Fachangestellten – davon zwei in Voll- und zwei in Teilzeit – konnte der 35-Jährige schon im August Schulungen durchführen.

"Ich habe großes Glück gehabt. Meine Kolleginnen haben sich alle proaktiv bei mir beworben, sodass wir schon im Sommer in die Planung gehen konnten", sagt er. Auch Praxismanagerin Hanna Seubert empfand die internen Schulungen als hilfreich. "Sie behandelten verschiedene HNO-Bereiche und haben den Start in den Praxisalltag erleichtert", meint sie.
Durch die Lieferung der technischen Geräte Anfang Dezember blieb dem kompletten Team somit noch ein Monat Zeit bis zur Eröffnung. Die aus vielen Praxen bekannten "Baustellen" in den ersten Tagen des Betriebs blieben dem Team weitgehend erspart. "Oft bestehen anfangs noch viele technische Probleme, aber bei uns waren das nur Kleinigkeiten", freut sich Wilhelm rückblickend.
Vernetzung des Gesundheitszentrums als Vorteil
Die Eröffnung der Praxis markiert einen weiteren Schritt in der HNO-Versorgung in Main-Spessart. Da Dr. Friedrich Hochapfel noch in Lohr tätig ist und das HNO-Ehepaar Alboudi/Abdullah im Oktober des Vorjahres die ehemaligen Räumlichkeiten von Heinz Hauck in der Karlstadter Innenstadt übernommen hat, gilt der Landkreis nach Jahren des Notstands im HNO-Bereich nun wieder als vollversorgt. Auch ist Christian Wilhelms Praxis die erste Adresse für HNO-Patienten im Gesundheitszentrum.
Im neuen Gebäudekomplex zeigte Wilhelm sich schnell sowohl von den Räumlichkeiten als auch vom Konzept überzeugt. Seine Patienten, die in Teilen aus Gemünden, Marktheidenfeld, Schweinfurt oder Würzburg kämen, profitierten vor allem dann von der hausinternen Vernetzung, wenn sie bereits Patienten in anderen Praxen des Karlstadter Gesundheitszentrums sind. "Ein Beispiel von heute: Ein Patient, bei dem ein möglicher Tumor im Raum stand, war zur Bildgebung unten in der Radiologie. Danach konnte er direkt zu mir hochkommen, damit ich weitere Maßnahmen veranlasse. Das ging am selben Tag."
Mehr Nähe zum Patienten als in Würzburg
Die Freude der Patienten über kürzere Wege bei Beschwerden machte sich schon in den ersten Wochen im Terminplan bemerkbar. Ab Dezember konnten online Termine gebucht werden. Schnell sei der gesamte Januar belegt gewesen, bevor akute Fälle mit dazu kamen. "Mehrmals täglich sagen uns Patienten, dass sie heilfroh sind, dass es wieder mehr HNO-Ärzte im Landkreis gibt. Viele von ihnen haben zwei Jahre lang keinen anderen gefunden", sagt Wilhelm.

Er kommt aus dem hessischen Vogelsbergkreis, war aber fast acht Jahre lang an der Uniklinik in Würzburg tätig. Dort bekam er über sechs Jahre lang einen Einblick ins Schlaflabor und absolvierte eine einjährige Weiterbildung beim Allergologen der Würzburger HNO-Klinik. Sowohl die Allergologie als auch die Schlafmedizin stehen daher heute im Portfolio seiner Praxis.
Den Landkreis Main-Spessart kannte Wilhelm vorher nur "vom Durchfahren". Am Klientel an sich ändere der Weg aufs Land und in die Selbstständigkeit aber erst einmal wenig. Es gebe sowohl an der Uniklinik als auch in der eigenen Praxis sehr dankbare Patienten. "In der Klinik hat man allerdings mehr komplexe und häufig wechselnde Fälle. Hier in Karlstadt bin ich noch näher an den Patienten und kann diese gemeinsam mit den hausärztlichen und fachärztlichen Kollegen langfristig betreuen", sagt Wilhelm.