Der Miltenberger Landrat Jens Marco Scherf will sich bei den Kommunalwahlen 2026 nicht mehr zur Wahl stellen. In einem offenen Brief, der auf der Internetseite des Landratsamtes veröffentlicht wurde, nennt der Grünen-Politiker gesundheitliche Gründe als Ursache für seinen Verzicht. Die Entscheidung sei "eine der schwierigsten in meinem beruflichen Leben", schreibt Scherf.
Im Juli habe er sich aufgrund einer Migräne-Erkrankung in eine mehrwöchige stationäre Behandlung begeben. Dies habe schlussendlich dazu geführt, "dass ich nicht guten Gewissens eine weitere sechsjährige Amtszeit als Landrat anstreben kann", so der 50-Jährige. Seine eigenen Ansprüche an das Amt und die Möglichkeiten seiner Gesundheit würden immer weiter auseinandergehen. Scherf sehe es als seine Pflicht, dies so frühzeitig wie möglich zu kommunizieren.
In den letzten 20 Monate im Amt möchte Scherf noch wichtige Projekte anschieben
Er werde jetzt seine Kräfte bündeln, um bis zum April 2026 die bestmögliche Arbeit für den Landkreis Miltenberg zu leisten, so Scherf in dem offenen Brief. Aus dem kommenden Wahlkampf will sich der Grünen-Politiker heraushalten. Seine Kraft wolle er darauf verwenden, das Landratsamt in den kommenden 20 Monaten gut zu führen, wichtige Projekte anzuschieben und eine ordentliche Amtsübergabe zu ermöglichen. Nach dem Ende seiner Amtszeit wolle er sich eine mehrmonatige Auszeit nehmen, um sich dann beruflich neu zu orientieren.

Der Grünen-Politiker saß seit 2002 im Kreistag, ab 2008 war er Gemeinderat und dritter Bürgermeister in Wörth am Main. 2014 wurde er zum Landrat von Miltenberg gewählt. Der Wahlsieg war eine Sensation, mit Scherf und Wolfgang Rzehak im oberbayerischen Miesbach siegten damals erstmals in Deutschland Politiker der Grünen bei Landratswahlen.
Scherf machte durch Kritik an der Migrationspolitik bundesweit Schlagzeilen
Als CSU-Chef Markus Söder die Grünen nach der Landtagswahl im Jahr 2018 zu Sondierungsgesprächen einlud, gehörte der Miltenberger Landrat der Verhandlungsdelegation an. "Ich war die kommunale Stimme", sagte Scherf damals. Ambitionen, in die Landes- oder Bundespolitik zu wechseln, wehrte er stets ab.
2023 machte der Miltenberger Landrat dennoch bundesweit Schlagzeilen, weil er die Migrationspolitik der Ampel-Regierung kritisierte. Merklich erhöhte er damals mit offenen Briefen und Talkshow-Auftritten den politischen Druck auf die Bundesregierung und seine grünen Parteifreunde.