Eva-Maria Keller will sich einen Traum erfüllen: Sie will im kommenden Frühjahr Fränkische Weinkönigin werden. "Eigentlich wollte ich schon als kleines Mädchen Weinprinzessin werden", sagt sie. Doch weil es in Eußenheim keine gibt und sich auch noch der Winzerverein in diesem Jahr aufgelöst hat, rückte dieser Traum in weite Ferne. Bis zur Initialzündung vor drei Jahren, als sie bei einem Markt für Landwirtschaft und Frankenwein im Kloster Banz probeweise die Krone einer Weinprinzessin aufsetzen durfte, war der Entschluss gefasst. Seitdem hängt das Bild von der gekrönten Tochter in Papas Schlafzimmer als ständiger Anreiz. Und schließlich bewarb sie sich offiziell für die nächste Wahl um die fränkische Krone.
Diese junge Frau braucht keine "Hausmacht"
Eva-Maria wäre die erste Weinkönigin aus Eußenheim und nach gut 20 Jahren die zweite aus dem Werntal. Dieses Vorhaben ist umso mutiger als sie scheinbar keine Hausmacht hinter sich hat, die ihr in der Vorbereitungszeit und dann bei der Wahl den Rücken stärken könnte. Doch wer die selbstbewusste 23-Jährige kennenlernt, merkt recht schnell, dass diese junge Frau keine Hausmacht braucht.
Eva-Maria bringt von sich aus alles mit, was man von einer Fränkischen Weinkönigin erwarten darf: natürlichen, gewinnenden Charme, innere Reife sowie Gelassenheit und vor allem ein fundiertes Wissen um den Frankenwein. Man merkt auch schnell, dieses Wissen ist nicht etwa angeeignet oder angelesen, es ist ein tiefverwurzeltes, inneres Wissen, das einem mitgegeben sein muss, weil man es nur schwer erlernen kann.
Somit hat die junge Frau sehr wohl ihre erste Hausmacht: ihre Familie, die Eußenheimer Keller-Dynastie. Ihr Vater Ludwig ist Winzer in der dritten Generation und in dem Weingut an der Hauptstraße dreht sich von jeher - fast - alles um den Wein.
Ein Rotling ihr zu Ehren
Schon mit vier Jahren war sie schon aktiv bei der Traubenlese dabei und seitdem hat sie sich ständig in Sachen Wein weitergebildet. Sie weiß alles von der Pflege der Rebstöcke, vom Umgang mit dem Boden im Wengert und natürlich auch von der Arbeit im Keller. Besonders wenn es um moderne Strategien in der Weinvermarktung geht, holt Papa Keller des Öfteren Rat bei seiner Tochter. Im Eigenstudium hat sie ihr theoretisches Wissen erweitert und sie hat selbstständig viele Weinproben mit Gästen durchgeführt. Ihr zu Ehren hat Papa Ludwig sogar einen "Eva-Maria-Rotling" kreiert.

Keine Hausmacht in Eußenheim? Von wegen! Eva-Maria lacht bei dieser Anspielung. Sie ist in ihrem Heimatort fest verwurzelt und nimmt rege am Dorfleben teil. Nicht nur in der Clique, sie spielt auch aktiv Tennis und im Musikverein bläst sie die Klarinette und das Saxophon. Nachdem ihre Bewerbung um das Amt der Fränkischen Weinkönigin bekannt wurde, hat sie großen Zuspruch erfahren und viele Hilfsangebote erhalten.
Begeisterung löste die Bewerbung außerdem im Eußenheimer Rathaus aus. Auf Anfrage erklärte Bürgermeister Dieter Schneider, er freue sich riesig über den Entschluss Eva-Marias. "Wenn eine Weinkönigin werden kann, dann sie!", sagte er und versicherte sie der vollen Rückendeckung der Gemeinde. Das wäre natürlich das Jahrhundertereignis für den Werntalort und würde sicher auch den Zusammenhalt noch weiter verstärken.
Erster offizieller Auftritt bei der "Närrischen Weinprobe"

Natürlich weiß die angehende Gymnasiallehrerin für Französisch und Geschichte, dass Charme, Wissen und Können für die bevorstehende Wahl nicht ausreichen werden. Sie hat deshalb schon nach einem fähigen und erfahrenen Coach engagiert, der sie in den nächsten Monaten mit alldem vertraut machen wird, was von ihr erwartet wird. Da sind dann ebenfalls die Veranstaltungen durch das Haus des Frankenweins mit Rundfahrten, Seminaren und Workshops. Und da ist dann der erste offizielle Auftritt bei der "Närrischen Weinprobe" im Bayerischen Fernsehen.
"Verwurzelt sein" ist ein Begriff, den Eva-Maria Keller im Gespräch oftmals verwendet, nicht als hohle Phrase, sondern aus innerer Überzeugung. "Ich bin mit meiner Familie im Werntal und in Franken verwurzelt wie die Reben die hier an den Hängen wachsen", sagt sie ohne Pathos Als Fränkische Weinkönigin will sie die Kultur der Menschen, der Landschaft und des Weins zusammenführen. Auf einigen weiten Reisen hat sie schon viel von der Welt kennengelernt und dabei dennoch die Liebe zur Heimat vertieft.
Eine allerletzte Hausmacht hat die Aspirantin aus dem Main-Spessart-Kreis noch zu bieten. Eine Weinkönigin soll ja charmant, jung, gebildet locker und doch auch ladylike sein. Ganz klar ist: Eva-Maria kann Dame.