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LOHR: Ex-Stadtrat Reinhold Lachmann gestorben

LOHR

Ex-Stadtrat Reinhold Lachmann gestorben

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     Die Nachricht verbreitete sich am Sonntagabend schnell durch Lohr: Reinhold Lachmann ist tot. Der 69-Jährige, der 24 Jahre für die CSU im Stadtrat saß und dort zeitweise der Fraktionsvorsitzende war, ist nach langer, schwerer Krankheit im Lohrer Krankenhaus gestorben. 

    Erst vor gut einem Jahr, mit der Ende April zu Ende gehenden Wahlperiode, nahm der schon damals gesundheitlich stark angeschlagene Jurist seinen Hut im Lohrer Stadtrat. Dem Gremium hatte er zuvor fast zweieinhalb Jahrzehnte in prägender Form angehört. „Die Wehmut ist schon groß“, bekannte Lachmann, dass ihm der Abschied aus dem Gremium nicht leicht fiel. Und in der Tat: Wer Lachmann kannte, der wusste, dass er nur zu gerne weiter mitgemischt hätte in der Lohrer Stadtpolitik. 

    Lachmann war als Stadtrat eine aktive, umtriebige, mitunter auch schillernde Gestalt. Er machte es weder sich noch anderen leicht. Wie kaum einer sonst verstand er die Aufgabe eines Stadtrates im kritischen Begleiten der Rathausarbeit, im Hinterfragen und oft auch im Querdenken. Dabei eckte er mitunter auch in der eigenen Partei an, weswegen er nicht nur aus den anderen politischen Lagern Anfeindungen erfuhr und ertrug. Dass sein kritischer Umgang auch mit den Positionen der eigenen Gruppierung dazu führte, dass die CSU zwischendurch sogar versuchte, den kritischen Geist mundtot zu machen und aus dem Stadtrat zu kegeln, habe ihn  getroffen und gekränkt, bekannte Lachmann Jahre später. Doch der Versuch war ohnehin gescheiter, weil Lachmann einflussreiche Fürsprecher hatte, sie seine Arbeit und auch seine Kraft als Stimmenbringer zu schätzen wussten. Die Geschehnisse hätten ihn jedoch bestärkt in der Ansicht, sich seine Meinung nicht verbieten zu lassen, so Lachmann später in der Rückschau.

    Wenn er auch keinem politischen Streit aus dem weg ging, so bewahrte sich Lachmann doch stets eines: seinen Humor. Als beispielhaft kann hier sein Verhältnis zu Altbürgermeister Siegfried Selinger gelten. Beide waren in der politischen Arbeit wie Hund und Katz, bewahrten sich jedoch trotz allem ein auf persönlicher Ebene beinahe freundschaftliches Verhältnis. Dass man in der Politik mit harten Bandagen kämpfen und trotzdem noch Raum für Späße sein kann, dokumentierten Lachmann und Selinger 1998, als sie in Ganzkörperkostümen als Hund und Katz verkleidet einen symbolischen Kampf in der Fußgängerzone austrugen. Unvergessen auch, dass Lachmann zusammen mit einigen weiteren CSU-Akteuren nach der Wahl seines Schulkollegen Selinger zum Bürgermeister eine Wettschuld einlösen und Selinger per Sänfte ins Rathaus tragen musste. 

    "Man muss sich hinterher immer wieder vertragen können", so Lachmanns Credo. Wichtig war ihm daher auch, dass Stadträte trotz aller Meinungsverschiedenheiten auch die Geselligkeit pflegten, beispielsweise bei einem Gang ins Wirtshaus, nachdem zuvor im Rathaus intensiv gerungen wurde. „Da hat sich manches gelöst“, beschrieb Lachmann einmal die  heilende Wirkung dieser Wirtshausabende. 

    Als seine eigene größte Niederlage sah  Lachmann den 2001 gescheiterten Versuch an, die Stadt dazu zu bringen, die Sandsteinskulptur „Die Kauernde“ des Karlstadter Künstlers Peter Wittstadt zu kaufen. Der Kunstfreund und -sammler wünschte sich stets, dass die Stadt der Kunst mehr Interesse und Geld widmen möge.

    Seinen Stadtratskollegen wünschte Lachmann bei seinem Abschied im vergangenen Jahr vor allem eines: Mut. „Ich habe immer meine Meinung gesagt. Darauf bin ich stolz“, sagte er und zog in der Rückschau auf 24 Jahre im Stadtrat folgendes Fazit: „Ich würde es wieder so machen." 

    Nach seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat wurde es ruhig um Reinhold Lachmann. In der Öffentlichkeit sah man ihn nur noch selten. Nach mehreren Schlaganfällen saß er im Rollstuhl. Seine Lohrer Kanzlei hatte der leidenschaftliche Jurist aufgrund der gesundheitlichen Probleme aufgeben müssen. 

    Bereits 2013 hatte Lachmann aus dem gleichen Grund den Vorsitz des SV Sendelbach abgegeben. 27 Jahre lang hatte er der Verein mit Um- und Weitsicht geführt. Gleich in der Sitzung, in der er abtrat, wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.  Unter Lachmanns Regie wurden unter anderem 2004 das Sportheim umgebaut und die Außenanlagen erneuert. 

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