Helga Schmidt-Neder hat das größte Vorhaben aus ihrem Wahlkampf aufgegeben. 2008 beschrieb sie ihre Vision einer größeren Fußgängerzone in der Marktheidenfelder Altstadt. Doch nach einem halben Jahr Probephase ist für sie das Experiment gescheitert.
Weder die Bürgermeisterin noch die sie bislang unterstützenden Fraktionen der Freien Wähler und der SPD/Grünen haben die Kraft, sich dem andauernden Widerstand von Gewerbetreibenden zu widersetzen. Zum Jahresende wird daher die erweiterte Fußgängerzone in der Mitteltorstraße, in der unteren Bronnbacher Straße und in einem Teil der Obertorstraße wieder in eine Verkehrsberuhigte Zone umgewandelt. Allein der Marktplatz (samt Wagnergasse und Hofgasse) lädt dann noch zum autofreien Bummeln ein.
Schmidt-Neder (Freie Wähler) erklärte rückblickend, dass nach der Sanierung des Mälzereigeländes alle Voraussetzungen geschaffen worden seien, um die kleine Fußgängerzone um weitere 150 Meter zu erweitern.
In Gesprächen mit Geschäftsleuten und in einer Umfrage des Einzelhandelsverbands (HBE) sei allerdings zum Teil dramatisch vor Entlassungen und Schließungen gewarnt worden. Dazu habe die Interessengemeinschaft „Attraktive Altstadt Marktheidenfeld“ am vergangenen Dienstag eine Blitzumfrage nachgereicht, nach der keines von 65 Geschäften der Altstadt die erweiterte Fußgängerzone als positiv beurteilt habe. Schließlich glaubte Schmidt-Neder, dass eine Verlängerung der Probephase keine Mehrheit mehr im Stadtrat finden würde.
Helmut Adam erklärte für die CSU, die die Erweiterung immer abgelehnt hat, dass das Ziel der Verkehrsberuhigung der Altstadt bei einer lediglich 20-prozentigen Reduzierung des Kfz-Verkehrs nicht erreicht worden sei. Er forderte mit der Rückkehr zur Verkehrsberuhigten Zone zugleich mehr Kontrollen.
Ludwig Keller äußerte für die Freien Wähler, die sich mit ihrer Bürgermeisterin für die größere Fußgängerzone stark gemacht hatten, Kritik an den Gewerbetreibenden. Die Politik habe versucht, anzupacken und etwas voranzubringen, aber die Geschäftswelt habe sich als zentrales Glied der Kette nicht einfügen lassen. „Dann ist das gesamte Projekt hinfällig!“ Er habe im vergangenen halben Jahr „viel Destruktives vernommen – konstruktiv nicht viel“. Trotz ihrer Enttäuschung würden sich die Freien Wähler allerdings nicht trotzig zurückziehen, sondern weiter verantwortlich für die Entwicklung der Innenstadt handeln.
Uwe Lambinus meinte für die SPD, Befürworter der großen Zone: „Sie musste scheitern, weil sie von den Kunden nicht angenommen und von der Geschäftswelt bekämpft wurde.“ Dabei sei ein Teil der Einbußen der Gewerbetreibenden im Strukturwandel begründet, der neue Konkurrenz rund ums Rathaus und an den Rändern der Stadt gebracht habe. Zur Autobelastung der Altstadt meinte er: „Der Wiederholung der Verkehrssituation von früher sehen wir mit Interesse entgegen.“
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