Menschenwürdige Arbeitsbedingungen oder Partnerschaftlichkeit zwischen Produzenten und Vertrieb sind Kriterien des fairen Handels. Deren Einhaltung liege auch in unserer Verantwortung, meinen Ulrike Steigerwald und Christina Schlembach vom Weltladen in Marktheidenfeld. Indem man fair gehandelte Produkte kaufe, könne man seinen Beitrag leisten, damit alle Menschen die gleichen Chancen haben, ein gutes Leben zu führen.
Beim eineinhalbstündigen Stadtrundgang "Fair ist mehr!" zum Auftakt der "fairen Wochen" vom 11. bis zum 25. September zeigten Steigerwald und Schlembach, wo man gerecht gehandelte Waren konsumieren kann. Auch Kriterien wie Regionalität und biologischer Anbau spielten eine Rolle.
Tobias Bernstein von der B2 Trendgalerie vertreibt seit etwa fünf Jahren eine Ring-Kollektion aus fair gewonnenem und gehandeltem Gold. Er bedauerte: "Nur ein ganz geringer Anteil an Kunden fragt danach." Positiv bewertete er, dass Schmuckstücke oft aus recyceltem Material hergestellt werden. Nachhaltig produzierte Büchertaschen und Zubehör gibt es bei Büro Albert. Chefin Birgit Albert zeigte eine Kollektion der Firma "Fond of" aus Köln. Diese wird seit zehn Jahren aus alten Kunststoff-Flaschen hergestellt – damals eine Innovation auf dem Markt, ahmen immer mehr Unternehmen dieses Herstellungsverfahren nach.
Faitrade ist nicht isoliert zu betrachten
Ein Tipp von Steigerwald: "Besser gebraucht kaufen." Und sie zeigte ihre eigene Kleidung, die mehrheitlich aus Second-Hand-Läden stammt. Eine große Auswahl an Gebrauchtem findet man im Sozialkaufhaus Intakt. "Wo kann ich ein aufbereitetes, gebrauchtes Mobiltelefon kaufen?" "Wie kann ich Geld nachhaltig anlegen, ohne die Rüstungsindustrie zu unterstützen?" Die Teilnehmer des Rundgangs hatten viele Fragen: "Was ist der Unterschied zwischen der Bio-Eigenmarke eines Drogeriemarktes und unabhängigen Labels?"

Spätestens jetzt wurde deutlich, dass man Fairtrade kaum isoliert betrachten kann. Wer ein Shampoo aus der Flasche kauft, sollte damit rechnen, dass Schadstoffe wie Mikroplastik darin enthalten ist. Steigerwald verwies auf natürliche Pflegekonzentrate von "Heikes Raum der Natürlichkeit". Auch die kompakten Shampoos des Unverpackt-Ladens sind frei von Schadstoffen. In dem Geschäft gibt es zudem viele regionale Produkte. "Wir kriegen in zwei Wochen sogar frischen Ingwer aus Münsterschwarzach", erzählte Tanja Knes, die Inhaberin. Der wächst eigentlich nur in subtropischen Ländern.
Faires Angebot in Supermärkten nimmt zu
Die Marke "Weltladen" ist vor allem bekannt durch Kaffees und Tees. Doch sie bietet als Fachgeschäft ein wesentlich breiteres Angebot – Hauptsache die Produkte sind ausschließlich aus fairem Handel. Als Fairtrade-Stadt verpflichtet sich Marktheidenfeld, den lokalen fairen Handel zu fördern. Dies tut sie unter anderem dadurch, dass es am Heißgetränkeautomat in der Stadtbibliothek auf Knopfdruck Kaffee aus dem Weltladen gibt. Die Volkshochschule kooperiert unter anderem in Form von Workshops und Vorträgen mit dem Weltladen.
Auch in den örtlichen Supermärkten nimmt das Angebot an fair gehandelten und biologischen Produkten zu. "Wir freuen uns über jeden, der den fairen Handel unterstützt", so Steigerwald. Doch noch werde leider wesentlich mehr an herkömmlich produziertem Kaffee verkauft. Ähnliches gelte für Rosen, die die örtlichen Blumenhändler Hamberger und Carl auf Bestellung auch als fair gehandelte Variante anbieten.
Faires Speisenangebot in den Wirtshäusern
"Bernhard Lermann vom Weinhaus Anker liebt den handgerollten Couscous aus dem Weltladen", so Schlembach. Auf der "fairen" Speisekarte steht er für die kommenden Tage zusammen mit Lammschulter. Im Bräustüble serviert Thomas Karpf ebenfalls Gerichte mit fair gehandelten Zutaten: Kürbissuppe oder Kokos-Pannacotta mit Blaubeereis. Auch das Bistro Madeleine beteiligt sich mit speziellen Angeboten an der "fairen Woche".
Rainer Väth kreiert in seinem Kaffeehaus Franckstube seit mehreren Jahren hausgemachte Pralinen aus entsprechend zertifizierter Schokolade. Liebhaber der Süßigkeiten müssen sich heuer allerdings bis Oktober gedulden. Ulrike Steigerwald bedauert: Bei den aktuell heißen Temperaturen würden ihm die Pralinen davonlaufen.
Wer sich dafür interessiert, wo man in Marktheidenfeld "fair" einkaufen und schlemmen kann, der hat am Montag, 21. September, um 10 Uhr noch einmal die Gelegenheit, beim Stadtrundgang "Fair ist mehr" teilzunehmen. Eine Anmeldung ist notwendig bei der Touristinfo, Tel.: (09391) 5035414, E-Mail: tourismus@marktheidenfeld.de