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LOHR: Feinkost Englert: Kochen in einer anderen Dimension

LOHR

Feinkost Englert: Kochen in einer anderen Dimension

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    Kochen im großen Stil: Ulrich Englert an einem der riesigen „Kochtöpfe“ seines Unternehmens.
    Kochen im großen Stil: Ulrich Englert an einem der riesigen „Kochtöpfe“ seines Unternehmens. Foto: Fotos: Johannes Ungemach

    Von der Aalsuppe bis zum Hirschschinken, vom Krustentier-Fond bis zum Labskaus „Störtebeker“, von der Ochsenschwanzsuppe bis zur Rehpastete mit Trüffeln – diese Produktpalette dürfte Feinschmeckern das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. All die Leckereien haben eines gemeinsam: Ihr Ursprung liegt in Lohr. Genauer: in den Kochtöpfen von Feinkost Englert.

    Seit 1946 ist das Familienunternehmen in der Rechtenbacher Straße angesiedelt. Aktuell beschäftigt es 30 Mitarbeiter.

    Hinter den von außen unscheinbar wirkenden Mauern entsteht für Gourmets Spektakuläres. Das, was in riesigen Töpfen zu Konserven zusammengeköchelt wird, findet später sogar in Australien seine Abnehmer. Auch die Welt der Feinschmecker ist längst eine globalisierte.

    Seine Nische in dieser Welt behauptet das seit 1994 vom gelernten Volkswirt Ulrich Englert geführte Unternehmen seit Jahrzehnten erfolgreich. Das Kochrezept für den wirtschaftlichen Erfolg lautet: Man nehme nicht die Massenware, sondern das Besondere, auch etwas Hochpreisigere.

    Seit 1946 in Lohr

    Ulrich Englerts Vater Rudolf hatte den 1938 in Landau/Pfalz gegründeten Betrieb nach den Kriegswirren in Lohr neu aufgebaut. Gerade die Anfangsjahre waren nicht leicht. Es mangelte an Rohstoffen und Vertriebswegen. Beeren und Pilze aus dem Spessart waren die ersten Hauptzutaten für die Gerichte.

    Ab Mitte der 1950er Jahre sei es dann deutlich bergauf gegangen, blickt Ulrich Englert zurück. Da hätten die Menschen wieder Lust auf und auch das Geld für kulinarische Spezialitäten gehabt. Die Angebotspalette ebenso wie der Kundenkreis von Feinkost Englert wuchsen stetig. Heute hat das Unternehmen 200 Produkte im Sortiment.

    Die Jahre des rasanten Wachstums seien zwar vorbei, dennoch gebe es eine kontinuierliche Fortentwicklung des Unternehmens, sagt Englert. Diese Entwicklung erfordert einen stetigen Wandel in der Produktpalette. Denn nicht nur in der Mode, sondern auch in der Küche gilt: Der Geschmack und mit ihm die Kundenwünsche ändern sich.

    Schildkrötensuppe beispielsweise ist seit den 1980er Jahren aus den Regalen verschwunden, was nicht nur an einem gesetzlichen Verbot lag. Auch das Interesse an Schnecken-Gerichten ist laut Englert weitgehend erlahmt. Zu tun hat sein Unternehmen dennoch genug. Das liegt auch an den zahlreichen Kochshows in den unterschiedlichsten Fernsehkanälen.

    Die Zahl der ambitionierten und anspruchsvollen Hobbyköche sei dadurch spürbar gestiegen. „Das tut uns ganz gut“, freut sich Englert über den Trend zum hochwertigen Kochen. Dieser Trend beflügelt das derzeitige Hauptgeschäft der Lohrer Feinkost-Spezialisten: die Herstellung von Fonds und Jus, also der geschmacklichen Grundlage für Saucen und Suppen. „Das ist momentan der Renner“, sagt Englert über die Essenzen, die sein Unternehmen in fast allen Geschmacksrichtungen anbietet.

    Davon, dass Fond und Jus im Hause Englert nicht aus Pülverchen angerührt, sondern noch richtig handwerklich hergestellt werden, zeugt ein Rundgang durch die Großküche an der Rechtenbacher Straße. In riesigen Kochtöpfen, die eigentlich eher Wannen sind, köcheln die zuvor in überdimensionalen Pfannen angebratenen Zutaten vor sich hin: Zwiebeln, Fleisch, Knochen und vieles mehr. Das am meisten verwendete Rindfleisch bezieht Englert zum Großteil aus Süddeutschland. Beim Wildfleisch müsse er hingegen auf Lieferanten aus Polen und Ungarn zurückgreifen, erzählt Englert. Grund: Im Spessart bekomme er nicht die Mengen, die er brauche, zuletzt beispielsweise eine Tonne Wildschweinkeulen.

    Tüfteln an neuen Rezepturen

    Wie die Fleischmengen und die Töpfe, in denen sie köcheln, haben auch die Schütten in der Gewürzküche des Unternehmens etwas andere Ausmaße als in einem gewöhnlichen Haushalt. Die dort zusammengemischten Rezepturen sind das große Firmengeheimnis. Stetig wird an neuen Kompositionen getüftelt, mit Zutaten und Geschmacksrichtungen experimentiert.

    Die ersten Verkoster sind dabei stets Firmenchef Englert und die vier Köche, die die Produktion steuern. Danach werden externe Feinschmecker beispielsweise aus dem Handel nach ihrer Meinung gefragt. Bis ein neues Produkt zunächst in einigen ausgewählten Märkten in den Regalen landet, vergeht laut Englert etwa ein Jahr.

    Der Vertrieb läuft hauptsächlich über den Lebensmitteleinzelhandel. So beliefert Englert Edeka- und Rewe-Märkte, aber auch den Großhandel, daneben über den Direktvertrieb auch Privatleute. Hier will Englert speziell das Geschäft über das Internet in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Derzeit mache dieser Bereich noch deutlich weniger als zehn Prozent am Umsatz aus. Etwa 15 Prozent der Englert-Waren gehen in den Export, teilweise bis nach Australien. Der Großteil bleibt jedoch in Europa, wobei der belgische Markt für das Unternehmen besondere Bedeutung hat: „Dort gibt es viele Feinschmecker“, begründet Englert. Er will in näherer Zukunft weitere Märkte ins Visier nehmen, zum Beispiel den nahen Osten, auch Russland und Südafrika.

    Auch was die Produktpalette angeht, hat Englert konkrete Pläne. Eine Serie von Sülzen will er auf den Markt bringen: Reh oder Lachs in Aspik beispielsweise. „Das will ich im neuen Jahr anpacken“, sagt Englert.

    Schließlich gilt es, die Nische zu pflegen, die des kleinen aber feinen Herstellers von exquisiten Lebensmitteln.

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