Ab Ende Januar wird im Kloster Bronnbach Diderots „Die Nonne“ mit Martina Gedeck und Isabelle Huppert neu verfilmt. Die Vorarbeiten laufen auf Hochtouren. Derzeit finden die Kostümproben für die gecasteten Komparsen und Kleindarsteller statt.
Mitte Dezember hatten sich die 14-jährige Nadja, ihre jüngere Schwester Lena und Mama Beate Strauß aus Tauberbischofsheim aufgemacht, um am Casting in Bronnbach teilzunehmen. Am Montagnachmittag nun kam für Nadja der erlösende Anruf. Sie sei bei den Dreharbeiten als Statist dabei. „Ich habe mich gefreut, aber Lena war ganz schön sauer“, lacht Nadja.
Allerdings nicht lange. Nur 30 Minuten später bekam auch Lena einen Anruf von der Produktionsfirma belle epoque. Einzig Mama Beate wurde nicht genommen. Von 700 Casting-Teilnehmern hat sich die Produktionsfirma für nur rund 100 Kleindarsteller entschieden.
Nur einen Tag später, am Dienstagnachmittag, sitzen Nadja, Lena und weitere junge Mädchen im Calefactorium des Klosters Bronnbach – und warten. In der Hand haben sie einen Zettel, auf dem ihre Rolle steht: „Petites novices“, und die Drehorte 8a, 8b und 13. Mama Beate hat für ihre beiden Kinder einen Zettel mitbekommen, auf dem Arzt, Schule und Eltern ihr Einverständnis geben müssen.
50 Euro pro Tag
Regieassistent Maximilian Fenner kommt. Er nutzt die Wartezeit, um die Mädchen ein wenig einzuweisen. Drehtage, Drehorte, Arbeitszeit und Bezahlung, alles ist genau geregelt und wird erklärt. 50 Euro bekommen die jungen Mädchen als Statist pro Tag. „Da kann ich meinen DocPad mitfinanzieren“, freut sich Nadja.
Dann endlich sind sie an der Reihe. Der Bernhardsaal hat sich in einen riesigen Kleiderfundus verwandelt. Lange Stangen mit Hunderten von Kostümen. Dazwischen sitzen Frauen an Nähmaschinen oder stehen am Bügelbrett. Jedes Kostüm wird auf seinen Träger maßgeschneidert. Erst ein Unterrock, dann der Überrock, eine Schürze, eine Haube, ein Cape – Lena und Nadja müssen lange still stehen, bis alles perfekt auf ihre Größe abgesteckt ist. Dann wird ein Foto gemacht und samt Setkarte zu den Kostümen gehängt. Als Nadja fast fertig ist, geht ein französisch-englisches Geschnatter um. Den Kostümbildnerinnen ist die Begeisterung anzumerken. Das Wort „perfekt“ fällt in mehreren Sprachen. Ihr blasser Teint, ihr schmales Gesicht – die Damen sind entzückt von Novizin Nadja.
Währenddessen wird im Kloster eifrig gebaut. Da man am Original nichts verändern kann, werden Wände vorgesetzt, Lampen vor dem Kloster abgeschraubt und alle Antennen entfernt. „Die passen halt nicht in die Zeit“, erklärt Fenner. Irgendwo im Kloster entsteht sogar eine Gefangenenzelle.
Doch das ist Nadja und Lena im Moment egal. Sie sind nur froh, als sie das Kostüm ablegen und wieder in ihre Jeans schlüpfen können. Papa Wolfgang wartet schon draußen vor der Tür. Im Weggehen ruft ihnen Maximilian Fenner noch zu, dass sie am Drehtag warme Unterwäsche anziehen sollen. Aber das wissen die beiden schon längst.
Die Dreharbeiten zu Diderots „Die Nonne“ beginnen Ende Januar und sollen im Februar abgeschlossen sein.