Stefan Schmid und Jochen Schmied vom Karlstadter Fitnessstudio "Fitin" sehen sich eigentlich bestens gerüstet, um nach der Corona-Pause, den Betrieb mit höchsten Hygienestands wieder aufzunehmen. Sie sind überzeugt, alles für die Sicherheit der Mitglieder und der Mitarbeiter getan zu haben. Was ihnen fehlt, ist allerdings eine klare Perspektive seitens der Politik, von der sie sich überhaupt nicht wahrgenommen fühlen.
"Wir waren mit als erste von der Schließung betroffen und sind derzeit im Gegensatz zu den meisten anderen Wirtschaftszweigen noch immer geschlossen", klagt Schmied. Dabei sieht er bei allen Vorsorgemaßnahmen und Abstandsregeln eigentlich keinen Unterschied zwischen dem Genießen einer Maß im Biergarten und dem Sporttreiben im Studio.
Hygiene und Abstand wären leicht einzuhalten
Die beiden "Fitin"-Geschäftsführer sind sicher, ein probates Hygienekonzept erarbeitet zu haben. In Karlstadt beispielsweise könnten auf den 400 Quadratmetern Trainingsfläche zehn Menschen gleichzeitig mit einem Abstand trainieren, der die gängigen Abstandsregeln bei weitem übertrifft. Bei einem Betrieb von sieben Tagen in der Woche und täglichen Öffnungszeiten von elf Stunden könnte die Belegung per Online-Buchung leicht gesteuert werden. Durch die breite Doppelflügeltür sind Ein- und Ausgang sicher zu regeln, legt Schmid dar.
Die bisherige Schließung des Betriebs angesichts der Corona-Bedrohung halten die beiden für gerechtfertigt, aber jetzt müssen sie "Licht am Ende des Tunnels" sehen. Eine schwammige Aussage wie "Nicht vor Juni" gebe dagegen keine Perspektive.
Natürlich kommt auch das "Fitin" mit seinen beiden Standorten in Karlstadt und Gemünden finanziell in die Schieflage. Sie haben zwar eine Soforthilfe erhalten, ihre Hausbank ist ihnen auch großzügig entgegengekommen und die Mitglieder zeigen sich bezüglich der geleisteten Beiträge bislang einsichtig. Die meisten sind bereit, die Gelder bis zum Neustart zu belassen. Eine Stundung von Steuern und Beiträgen zur Berufsgenossenschaft wollen Schmid und Schmied nicht, denn das würde das Problem nur verschieben. Die Zeit des Stillstands haben die beiden in Karlstadt und Gemünden für Renovierungsmaßnahmen, Umbauten und Erneuerung des Cardioparks genutzt.
Wunsch: ein niedrigerer Mehrwertsteuersatz
Als eine echte Hilfe sähen die beiden allerdings eine Gleichstellung mit dem Gastro-Gewerbe, wenn auch für die Fitnessstudios die Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent gesenkt würde. "Schließlich dienen unsere Anlagen maßgeblich und nachhaltig der Gesundheit großer Teile der Bevölkerung", so Jochen Schmied. Der Betrieb der angeschlossenen Physiotherapie läuft beispielsweise seit Mai wieder ohne Kurzarbeit. Die Mitarbeiter des Fitnessstudios befinden sich teilweise in Kurzarbeit.

Nicht viel anders ergeht es in Sven Amend mit seinem "Fitness & Boxcamp" in Lohr. "Die Lage ist katastrophal, aber wir müssen damit leben", sagt er. Von Anfang an habe er mit Desinfektionsmittel gearbeitet, um Kunden und Mitarbeiter zu schützen. Seit 16. März ist sein Betrieb geschlossen.
Trainingspläne für Zuhause erstellt
Neben den finanziellen Problemen der Studios sieht Amend aber auch gesundheitliche Nachteile seiner Kunden, weil viele von ihnen beispielsweise therapeutisches Training nicht wie nötig durchführen können. Deshalb hat er für sie Trainingspläne für Zuhause auf Videos zusammengestellt und versendet. Außerdem laufen Online jeden Tag Kurse für Menschen im Kinder- bis Seniorenalter. Als besonderes Schmankerl hat er gemeinsam mit einer Physiotherapeutin eine Trainingswand für Spitzensportler und Amateure entwickelt.
Weitere Fitnessstudios in Arnstein, Zellingen und Marktheidenfeld sind derzeit ebenfalls geschlossen und meist auch nicht telefonisch erreichbar.