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Karlstadt/Iphofen: Flächenfraß in Bildern: Wie sich 5 Orte in Unterfranken ausgedehnt haben

Karlstadt/Iphofen

Flächenfraß in Bildern: Wie sich 5 Orte in Unterfranken ausgedehnt haben

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    Karlstadt im Jahr 1939: Damals hatte die Stadt im Landkreis Main-Spessart knapp 9700 Einwohner.
    Karlstadt im Jahr 1939: Damals hatte die Stadt im Landkreis Main-Spessart knapp 9700 Einwohner. Foto: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung

    Unterfranken ist 853 007 Hektar groß. Allein im Jahr 2020 ist davon eine Fläche von 238 Fußballfeldern "verbraucht" worden. Das heißt: Naturbelassene Wiesen oder wertvoller Ackerboden sind verschwunden und neue Wohngebiete, Industrieflächen oder Straßen sind entstanden.

    Wie der Flächenverbrauch im Laufe der Jahre das Landschaftsbild in Unterfranken verändert, zeigen Marina Klein und Anne Weiß, Geographinnen und Flächensparmanagerinnen bei der Regierung von Unterfranken, anhand von alten und neuen Karten. So kann man gut erkennen, wie sich Gemeinden in den vergangenen 50 bis 60 Jahren ausgedehnt haben. 

    "Karten sagen mehr als Worte und Zahlen", sagt Marina Klein. Sie seien eine Art Zeitreise, die vor Augen führe, wie sich die Ortschaften von ehemals kleinen Flecken in der weiten Kulturlandschaft im Laufe der Jahre immer mehr in der Fläche ausgebreitet haben. Die beiden Expertinnen beschreiben drei beispielhafte Entwicklungen aus den Landkreisen Main-Spessart, Kitzingen und Aschaffenburg. Dabei sei die Flächenentwicklung von Karlstadt, Iphofen, Markt Einersheim, Hösbach und Goldbach keineswegs außergewöhnlich. "Im Gegenteil", betont Flächensparmanagerin Anne Weiß. "Wir könnten diesen eindrucksvollen Vergleich zwischen früher und heute für fast jede Stadt und Gemeinde in Unterfranken ziehen."

    1. Karlstadt: Ausdehnung entlang des Mains

    Links im Bild sehen Sie Karlstadt im Landkreis Main-Spessart im Jahr 1969, rechts im Bild ist Karlstadt im Jahr 2019 deutlich größer. Verschieben Sie mit dem blauen Knopf in der Bildmitte den jeweiligen Ausschnitt, um die Entwicklung zu vergleichen. (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung)

    Im Jahr 1939 hatte Karlstadt im Landkreis Main-Spessart laut Statistischem Landesamt knapp 9700 Einwohner. 1969 waren es knapp 14 000 Einwohner und 2019 fast 15 000. Wenn mehr Wohnfläche benötigt wird, braucht eine Stadt auch mehr Fläche. Allerdings hatte der historische Ortskern von 1939 noch eine viel dichtere Bebauung als die später hinzugekommenen Wohngebiete. Obwohl die Stadt zwischen 1969 und 2019 nur etwa 1000 Einwohner dazubekommen hat, ist die bebaute Fläche stark angewachsen.

    Karlstadt hat sich in den vergangenen 70 Jahren ausgehend vom kompakten Ortskern östlich des Mains in Richtung Landesinnere sowie entlang der B26 und B27 immer weiter entwickelt. Das ist im Vergleich der historischen und der aktuellen topografischen Karten des BayernAtlas des Bayerischen Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung zu erkennen.

    Diese bandhafte Ausdehnung in der Ebene entlang des Mains sei typisch für sehr viele Orte in Unterfranken, die am Fluss oder am Fuß von Hängen liegen, sagen die beiden Flächensparmanagerinnen Marina Klein und Anne Weiß.

    2. Iphofen und Markt Einersheim: Neubaugebiete sind weniger dicht besiedelt

    Links im Bild sehen Sie Iphofen und Markt Einersheim im Landkreis Kitzingen im Jahr 1960, rechts im Bild sind die beiden Orte bis ins Jahr 2019 deutlich gewachsen. Verschieben Sie mit dem blauen Knopf in der Bildmitte den jeweiligen Ausschnitt, um die Entwicklung zu vergleichen. (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung)

    Gegenüber den 60er Jahren sind in Iphofen und in Markt Einersheim (Lkr. Kitzingen) die Wohn- und Gewerbegebiete deutlich gewachsen. Unternehmen haben sich angesiedelt. Einwohner zogen zu. Iphofen wuchs von etwa 4300 Einwohnern im Jahr 1961 auf etwa 4700 im Jahr 2019. In Markt Einersheim stieg die Einwohnerzahl von rund 1000 im Jahr 1961 auf etwa 1200 im Jahr 2019.

    Iphofen ist als Wohnort, für Tourismus und Gastronomie attraktiv. Es profitiert von seiner Lage: landschaftlich am Fuße des Schwanbergs und verkehrstechnisch durch die Bahnbindung Würzburg-Nürnberg. Pendler sind in 25 Minuten am Würzburger Hauptbahnhof. Doch auch hier ist die Fläche endlich. Die Nachfrage nach Bauland übersteigt das Angebot.

    Auf der Karte von 2019 kann man erkennen, dass in Iphofen die Siedlungen außerhalb des vom Stadtgraben umgebenen Altorts viel lockerer bebaut sind. In Neubaugebieten werde nicht so dicht gebaut wie das früher in den Altorten der Fall gewesen sei, erklären die beiden Flächensparmanagerinnen. Das sei typisch für viele Städte und Gemeinden in Unterfranken. 

    Die Ansprüche an das Wohnen seien gestiegen. 1990 lag die Wohnfläche je Einwohner in Bayern noch bei 37,4 Quadratmeter, im Jahr 2020 lag sie schon bei 48,7 Quadratmeter pro Einwohner. Im ländlichen Raum Bayerns liegt sie aktuell sogar bei durchschnittlich 51,9 Quadratmeter pro Einwohner.

    3. Hösbach und Goldbach: Zwei Gemeinden sind fast zusammengewachsen

    Links im Bild sehen Sie Goldbach und Hösbach im Landkreis Aschaffenburg im Jahr 1961, rechts im Bild von 2019 sind die beiden Gemeinden beinahe zusammengewachsen. Verschieben Sie mit dem blauen Knopf in der Bildmitte den jeweiligen Ausschnitt, um die Entwicklung zu vergleichen. (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung)

    Die Gemeinden Hösbach und Goldbach im Landkreis Aschaffenburg sind sehr gut angebunden an die A3 und an die Bahn, die Würzburg und Frankfurt verbindet. Bis in die Frankfurter Innenstadt sind es für Pendler weniger als 50 Kilometer.

    Die Einwohnerzahl beider Orte zusammen ist in den vergangenen 60 Jahren um gut 50 Prozent gestiegen: von knapp 15 500 im Jahr 1961 auf 23 250 im Jahr 2019. Die beiden Gemeinden haben sich so weit ausgedehnt, dass sie fast nahtlos ineinander übergehen.

    Viele Orte in Unterfranken, die von der Infrastruktur her gut vernetzt sind - also große Straßen und Bahnlinien haben - haben sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt, sagen die beiden Flächensparmanagerinnen.

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    3 Fragen an die Flächensparmanagerinnen Anne Weiß und Marina KleinSollen Städte und Gemeinden künftig nicht mehr wachsen und sich weiterentwickeln?Im Gegenteil. Die Gemeinden sind unsere wichtigsten Partner beim Flächensparen. Wir möchten nicht die gemeindliche Entwicklung einschränken, sondern für einen bewussteren Umgang mit Grund und Boden sensibilisieren. Die Ressource "Boden" ist nicht vermehrbar, je mehr man davon nutzt. Die Ausweisung von Neubaugebieten und Gewerbeflächen könnte in vielen Fällen flächeneffizienter erfolgen, zum Beispiel, indem man in die Höhe und Tiefe statt in die Breite baut.Was sind die Folgen von ungebremster neuer Flächennutzung?Die Gesamtfläche Unterfrankens wächst nicht proportional zur neuen Siedlungs- und Verkehrsfläche mit. Freiflächen gehen unwiederbringlich verloren und mit ihnen ihre Funktionen - zum Beispiel Hochwasserschutz, Grundwasserneubildung, Kühlung (durch Grünflächen), Frischluftzufuhr, Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Naherholungszweck und Landwirtschaft. Mit jedem neuen Baugebiet auf der grünen Wiese wird das Landschaftsbild für kommende Generationen neu geprägt.Auf dem Land gibt es doch noch genug Fläche oder etwa nicht?Bei einem "Weiter so" werden die Siedlungen von morgen die Freiräume von heute einnehmen, die Orte werden immer weitläufiger, die Kerne verlieren ihre Zentralität. Aktuell sind die 25- bis 35-Jährigen die zweitstärkste Altersgruppe in Unterfranken. Gleichzeitig befindet sich die große Gruppe der Babyboomer an der Grenze zum Renteneintritt. Sie werden in einigen Jahren mehr altersgerechten Wohnraum nachfragen. Aktuell ist nicht ausreichend großer Wohnraum für junge Familien frei. Wenn er in einigen Jahren frei wird, wird die Nachfrage durch die Neubaugebiete, die jetzt entstehen, gedeckt sein. Mit Blick auf die Karten müssen wir uns fragen: Steuern wir auf eine Zukunft voller Donut-Dörfer zu? Also auf Orte, in denen im Ortskern Leerstand herrscht und in denen sich das Leben auf die Wohngebiete rundum konzentriert.Quelle: akl

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