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Arnstein: Flächenpooling: So können Gemeinden vom Ausbau der Windkraft profitieren

Arnstein

Flächenpooling: So können Gemeinden vom Ausbau der Windkraft profitieren

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    Die Höhenzüge um das Werntal sind bestens geeignet für Windkraftanlagen. Hier der Blick von einem Windrad bei Binsfeld.
    Die Höhenzüge um das Werntal sind bestens geeignet für Windkraftanlagen. Hier der Blick von einem Windrad bei Binsfeld. Foto: Günter Roth

    In der Frage um den Ausbau der Windenergie stehen sich in Bayern derzeit zwei Gegensätze in der Frage gegenüber. Zum einen verlangen der steigende Energiebedarf und der Abschied von fossilen Energieträgern und der Kernkraft nach mehr "grünem Strom", zum anderen aber führte in Bayern die Einführung der H10-Regelung zu einem massiven Einbruch beim Neubau von Windkraftanlagen. Auf der jüngsten Tagung des Regionalen Planungsverbands in der Arnsteiner Stadthalle gaben Verantwortliche und Planer einen Überblick über die gegenwärtige Situation und mögliche Maßnahmen.

    Ab 2030 will der Landkreis Main-Spessart 80 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen beziehen, betonte die Landrätin Sabine Sitter in ihrem Eingangsstatement. Hierzu habe der Freistaat die umstrittene H10-Regelung geändert und das Ziel gesetzt, dass bis 2032 mindestens 1,8 Prozent der Fläche für Windräder zur Verfügung stehen sollen. Als Abstandregelung sollen künftig 1000 Meter gelten, Kommunen können aber durch eigene Maßnahmen gegensteuern oder fördern.

    Windgeschwindigkeit von mindestens 5,5 Meter pro Sekunde erforderlich

    Der Bund hat als Zwischenziel bis 2027 vorgegeben, 1,1 Prozent der Regionsfläche für Windenergieanlagen auszuweisen. Die Region Würzburg hat das bereits erreicht, berichtete die Regionsbeauftragte der Regierung von Unterfranken, Brigitte Ziegra-Schwärzer. Im Regionalplan der Region Würzburg sind 23 Vorranggebiete mit einer Fläche von 2334 Hektar sowie 26 Vorbehaltsgebiete mit einer Fläche von 1398 Hektar verbindlich festgelegt. Im Ergebnis seien also 1,2 Prozent der Regionsfläche als Windenergiegebiete ausgewiesen.

    Bei der Tagung des Regionalen Planungsverbandes konnten die Planungsunterlagen studiert werden.
    Bei der Tagung des Regionalen Planungsverbandes konnten die Planungsunterlagen studiert werden. Foto: Günter Roth

    Die flächendeckende Raumbewertung hinsichtlich der Vereinbarkeit vorliegender Nutzungs-und Schutzbelange mit der Windenergienutzung soll sich natürlich auch an der Windgeschwindigkeit orientieren. Dabei kommen Standorte mit durchschnittlichen Geschwindigkeiten ab 5,5 Metern pro Sekunde infrage.

    "Sensible" Ausweisungen im Spessart und Steigerwald

    Für die zu überprüfenden Restriktionsflächen wurden im Saal thematisch angelegte Fachkarten angeboten, die das Siedlungswesen, den Natur- und Artenschutz, Räume für Landschaft- und Denkmalschutz aber auch Wasserrechte und Bodengüte zum Thema hatten.

    Um unkoordinierte "Verspargelung" der Landschaft zu vermeiden, bevorzugt der Planungsverband die Konzentration in Windparks. Flächen unter zehn werden deshalb nicht herangezogen, solche unter 40 Hektar als bedingt geeignet betrachtet. Gründe dafür sind auch Probleme mit den Abstandsflächen, den Windverwirbelungen und den Turbulenzeffekten. Das beeinträchtigt unter anderem auch die Wirtschaftlichkeit.

    Sehr sensibel will der Planungsverband bei künftigen Ausweisungen mit dem Spessart und dem Steigerwald umgehen, wo ganz besondere Anforderungen an Raumwiderstände und Naturbedingungen gestellt werden müssen.

    Stromverbrauch wird bis 2035 deutlich steigen

    Der Windkümmerer Dirk Vetter vom Institut "Endura" stellte dazu Prognosen vor: Demnach werde der Stromverbrauch bis 2035 um 65 Prozent steigen, infolgedessen muss die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen um 240 Prozent zunehmen. Dafür ist ein jährlicher Zubau von Windanlagen von 1,7 auf zehn Gigawatt pro Jahr nötig. Photovoltaik von Dach- und Freiflächen sollen von fünf auf 21 Gigawatt pro Jahr steigen. Dazu will die Bundesregierung eine Privilegierung von Windkraftanlagen in den dafür ausgewiesenen Flächen. Außerhalb davon soll die Zulässigkeit im Einzelfall geklärt werden. Falls die vorgesehenen Zubauten nicht erreicht werden, soll eine vollständige Privilegierung in diesen Regionen greifen. Außerdem sollen die Planungszeiten um fast die Hälfte verkürzt werden.

    Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer im Gespräch mit der Moderatorin Dr. Hannah Büttner.
    Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer im Gespräch mit der Moderatorin Dr. Hannah Büttner. Foto: Günter Roth

    Windkümmerer Vetter sieht das als Chance, aber auch als Herausforderung für die jeweiligen Kommunen: "Wenn Sie jetzt nicht handeln und steuern, können Sie fremde Investoren vor die Nase gesetzt bekommen."

    Areale in einer Pachtgemeinschaft zur Verfügung stellen

    Einen Ausweg dazu haben die Nachbarkommunen Arnstein und Werneck gefunden: Flächenpooling. Das bedeutet, alle Beteiligten stellen ihre Areale in einer Pachtgemeinschaft zur Verfügung und werden dann beim Bau von Anlagen anteilmäßig finanziell bedacht. Die Gemeinden suchen sich in der Folge die Firmen aus und betreiben gemeinsam den Windpark. So bleibt die Wertschöpfung weitgehend vor Ort, es profitieren nicht einzelne, sondern alle. Auch verschiedene Formen von Bürgerbeteiligungen sind so möglich.

    Windkümmerer Steffen Kölln berichtete über die Bedeutung von gemeinsamen Windkraftanlagen. So werde das soziale Miteinander gesichert und "das Geld bleibt im Dorf", besonders wenn es gelingt, den erzeugten Strom vor Ort einzusetzen.

    Kölln machte dies an einem aktuellem Beispiel deutlich: Bei einem Jahresenergieertrag von 37 Millionen Kilowatt, einer Gesamtinvestition von rund 30 Millionen Euro und einem Eigenkapital von 20 Prozent ergibt sich eine Pacht von etwa 14 Prozent über 25 Jahre. Der Windpark bringt dann 200.000 Euro an Pacht, 74.000 Euro an EEG-Beteiligung für die Kommune und 2,1 Millionen an Gewerbesteuer ab dem 17. Jahr. Insgesamt sind das fast neun Millionen in 25 Jahren.

    Die Höhenzüge um das Werntal sind bestens geeignet für Windkraftanlagen. Hier der Blick von einem Windrad bei Binsfeld.
    Die Höhenzüge um das Werntal sind bestens geeignet für Windkraftanlagen. Hier der Blick von einem Windrad bei Binsfeld. Foto: Günter Roth

    Anm. der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand, dass in der Region Würzburg als Flächenziel bis Ende 2027 23 Vorranggebiete mit über 2300 Hektar und 26 Vorbehaltsgebiete mit 1400 Hektar ausgewiesen werden müssten, um das Zwischenziel von 1,1 Prozent zu erreichen. In der Region Würzburg sind die oben angegebenen Flächen und Gebiete jedoch bereits ausgewiesen und das angestrebte Zwischenziel somit übertroffen. Im Ergebnis sind 1,2 Prozent der Regionsfläche als Windenergiegebiete ausgewiesen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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