"Ich muss wieder heim. Ganz einfach, weil ich wieder einmal arbeiten muss." Das hat Fluthelfer Maximilian Kübert vergangene Woche beschlossen. Zuvor war der 23-Jährige drei Wochen lang in Eigenleistung immer wieder ins Ahrtal gefahren. Der selbstständige Montagetechniker hatte dafür seinen Betrieb in Karlstadt zurückgelassen, keine Aufträge angenommen. Im Ahrtal fehle es an Maschinen, sagt er – und langsam auch an Helfern.
Was brauchen die Menschen im Flutgebiet?
Nicht nur große, sondern auch kleinere Maschinen seien in den betroffenen Orten nötig: "Stemmhämmer, Bautrockner, Hochdruckreiniger, Radlader, Bagger, Mulden, Traktor, LKW – egal was", sagt der Karlstadter. Kübert selbst half mit Radladern aus. Für seinen ersten Einsatz erhielt er eine Spende, um die Miete der Maschine zu bezahlen. Etwa 110 Euro habe die am Tag gekostet, Versicherung komme noch dazu. "Deswegen waren wir nur drei Tage dort", erklärt Kübert. Bei seinem letzten Einsatz vergangene Woche habe eine Firma aus Lohr den Radlader direkt bereitgestellt.

Zwei Wochen nach der Flut Mitte Julisei er zum ersten Mal ins Ahrtal aufgebrochen. Den Entschluss gefasst habe er auf den Aufruf eines freiwilligen Helfers hin, der die Situation vor Ort per Facebook teilte und Helfer vernetzte. "Da sind Straßen und Häuser, da war noch kein Mensch. Da liegt der Müll immer noch auf der Straße wie kurz nach der Flut. Und die Helfer werden wirklich weniger", so Kübert. Lebensmittelspenden kämen noch viele an, aber es brauche Maschinen für die Aufräumarbeiten.

Was läuft vor Ort ab und was machen Helfer?
Ein Aufregerthema sei laut Kübert, dass den Großteil der Hilfe Freiwillige übernehmen würden. "Es werden keine Maschinen bezahlt, es werden keine Stunden bezahlt, gar nichts. Das ist alles freiwillig", sagt Kübert. Wenn alle abreisen würden, wüsste er nicht, was passiere. Der Karlstadter hat in Ahrweiler und Walporzheim mitgeholfen. Momentan seien die Leute dort noch immer dabei, den Schmutz und Müll aus den Häusern zu bekommen.
Zusätzlich zu den Hauptmülldeponien seien Hilfsdeponien eingerichtet worden. Auch dort würden viele private Helfer und Firmen das Müllfahren übernehmen, Kübert hat viele auswärtige Kennzeichen gesehen. "Wirklich ganz Deutschland ist da", sagt er. In Walporzheim trage die Stadt laut Kübert die Kosten für ein Versorgungszelt. Im Zelt könnten Helfer und Helferinnen sowie Anwohner und Anwohnerinnen essen. Firmen aus der Gegend würden Lebensmittel vorbeibringen, auch das Rote Kreuz. Die Organisation, das Kochen und die Versorgung erledigen jedoch Freiwillige, so hat es der Karlstadter erlebt.
Was sind die dringendsten Probleme?
Am Versorgungszelt gebe es manchmal WLAN, sonst große Funklöcher, wenig Netz. "Die sind einfach abgeschnitten. Die Leute haben kein Auto mehr, die Anwohner kommen nicht weg", sagt Kübert. Die Infrastruktur habe großen Schaden genommen: "Teile von der Straße fehlen, die Schiene hört auch einfach mittendrin auf." Häuser hätten nur vereinzelt Strom, das Wasser sei nicht genießbar, auf der Ahr liege ein Ölfilm. Vor Ort gebe es daher Tanklaster mit Trinkwasser, beispielsweise vom Roten Kreuz. Laut Kübert fehlen Gasanschlüsse, die Leuten hätten Angst vor einem Winter ohne Heizung. Zurecht, meint der Karlstadter.

Wie hat Kübert seinen Einsatz erlebt?
Kübert wischt und sucht auf seinem Handy. "Das ist krass. Wenn ich jetzt die ganzen Bilder da noch anschaue, das ist wirklich…" Er lässt das Satzende offen. In der ersten Woche habe er in einem Zelt geschlafen, für seinen letzten Einsatz bei einer Anwohnerin. Die Frau sei selbst betroffen, habe nicht einmal eine Haustür. "Wenn man in der Früh dort aufwacht, ist da Staub und Dreck und Öl. Ich weiß nicht, was da alles in der Luft ist", sagt der Fluthelfer. Immer für ein paar Tage war er im Ahrtal, dazwischen wieder in Karlstadt: "In der Zeit, in der ich zu Hause war, habe ich auch nichts gearbeitet", sagt er. Da habe die Reinigung der Maschinen angestanden und "einfach mal runterfahren."
Erst vor kurzem habe er einen Mann im Regen vor seiner bloßen Hauswand sitzen sehen, der Rest des Gebäudes fehlte. "Da kommen dir schon die Tränen. Da weißt du nicht, was du sagen sollst", so der 23-Jährige. Die Menschen blieben teilweise trotzdem in den Hausruinen. "Weil sie nicht wissen, wohin. Oder sie wollen vielleicht auch nicht weg", meint Kübert.
Was müssen Menschen beachten, die helfen wollen?
"Einfach Sachen packen und hinfahren", sagt Kübert. In Ahrweiler und Walporzheim seien Versorgungszelte und Ansprechpartner vor Ort gewesen. Mitzunehmen wären feste Schuhe, ein Zelt, Schlafsack oder Feldbett. Mit dem Auto seien die Ortschaften zu erreichen.

Mit den Bildern aus den Nachrichten könne man die Eindrücke vor Ort nicht vergleichen. "Das darf man nicht an sich herankommen lassen", sagt er. Direkt wolle der Karlstadter nicht wieder ins Ahrtal, in vier Wochen vielleicht. "Erstmal muss ich arbeiten. Und zweitens hängt es an der Maschine." Sollte ihm eine Firma wieder etwas leihen, fahre er möglicherweise noch einmal hin.
Wer mehr Informationen möchte, kann sich an Maximilian Kübert persönlich wenden, unter der Nummer (0177) 5 28 05 71 oder per Facebook.