Christian Schwab kennt viele Prominente. Er trifft Kanzlerin Angela Merkel, Tennis-Legende Steffi Graf und fast jeden Bundesliga-Profi – und zwar regelmäßig.
Dabei wechselt er nur wenige Worte mit den Schönen, Reichen und Erfolgreichen. Denn seine Arbeit besteht darin, sie abzulichten. Der Marktheidenfelder Fotograf ist an vielen Wochenenden in Deutschland unterwegs, um Bilder von nationalen oder internationalen Sportveranstaltungen zu machen. Dabei kommt er den Promis so nahe, dass er jede noch so kleine Gefühlsregung in ihrem Gesicht ablesen kann. Möglich machen das sein Status als Bildreporter der Fotoagentur action press und seine 30 000 Euro teure Fotoausrüstung, mit der er den Objekten der Begierde zu Leibe rückt.
Bis zu 1000 Bilder schießt Schwab zum Beispiel von einem Bundesliga-Fußballspiel. Wenn die Ausbeute hoch ist, kann er 120 davon gebrauchen. Im Zeitalter der digitalen Fotografie spielt die Zeit die entscheidende Rolle. Zehn Minuten nach Spielbeginn muss Schwab die ersten Bilder von der Kamera über seinen Laptop an die Fotoagentur gesendet haben. Ein Elfmeter steht fünf Minuten nach dem Schuss – im doppelten Sinne – jedem interessierten Zeitungsverlag zur Verfügung. Zirka 50 Fotografen bemühen sich gleichzeitig darum, der schnellste zu sein.
Während ein Spiel 90 Minuten dauert, plant Schwab dafür rund zehn Stunden ein: von der Anfahrt über die rechtzeitige Reservierung seines Standorts im Stadion, die Vorbereitung seiner Ausrüstung bis zur Heimfahrt.
Auf dem Platz bekommt Schwab die Gefühlsausbrüche von Spielern und Trainern ungefiltert mit. „Jürgen Klopp ist ein cooler Typ“, findet er. „Der strahlt oft, macht wahnsinnig viele Gesten“, umschreibt er eines seiner Lieblingsmotive.
Ganz anders Felix Magath: „Der ist ziemlich cholerisch“, lautet Schwabs Einschätzung. Aber auch der ist ihm lieber als Huub Stevens, der sich am liebsten gar nicht fotografieren lassen will. „Aber dann ist die Herausforderung umso größer“, sieht der Fotograf es sportlich.
Am liebsten fotografiert Schwab allerdings Boxen, weil er da ganz nah am Ort des Geschehens ist und weil sich im Ring ebenso viel abspielt wie drum herum. Dort sitzt nämlich die Prominenz, die geradezu danach giert, in Schwabs Objektive lächeln zu dürfen.
Kein Wunder, dass Schwab auf rund 140 000 Bilder pro Jahr kommt. Trotz professioneller Wartung ist deshalb spätestens alle zwei Jahre eine neue Kamera fällig. Preis für das Gehäuse allein: etwa 4000 Euro.
Deshalb hat sich der geborene Hafenlohrer inzwischen auch ein weiteres Standbein aufgebaut: Schwab, der die Marktheidenfelder Musikschule „Jam House“ in der Kreuzbergstraße leitet, hat 2010 nebenan sein eigenes Fotostudio eröffnet. Dort kann jedermann sich in Pose setzen. Die Fotos an der Wand zeugen von Schwabs eigener Handschrift: Er liebt ungewöhnliche Szenen, Formate und Bildschnitte.
Außerdem hat der Sportfotograf ein Faible für Aktionen. Deshalb lassen seine Brautpaare die Sektkorken knallen oder werfen gemeinsam den Brautstrauß in die Luft. Die Bilder wirken natürlich und locker.
Ganz anders arbeitet Schwab, wenn er für die Industrie fotografiert. Warema, Braun, Schleunungdruck oder Gruner + Jahr schätzen seinen Blick dafür, Unternehmen, Messestände oder Produkte ins rechte Licht zu rücken. Für seine Kunden nimmt sich Schwab viel Zeit. Keines seiner Fotos verlässt sein Studio unbearbeitet.
Der 39-Jährige fotografiert seit 20 Jahren, seit zehn professionell. Ebenso lange ist er schon für die Main-Post auf den Sportplätzen der Region unterwegs. Kreis- und Bezirksklassen fotografiert er mit derselben professionellen Routine wie die Bundesliga.
Und an was erinnert sich Schwab besonders gern? Weil er Dauergast in der Allianz-Arena ist, hat ihn der FC Bayern München samt seiner Frau Tanja und den beiden Kindern Sander (3 Jahre) und Lilly (6 Monate) zur Weihnachtsfeier in den Zirkus „Krone“ eingeladen. Dort saß er mit der Familie von Fußballstar Franck Ribéry in einer Loge. Diesen Abend hat Schwab ebenfalls für immer festgehalten – in seinem Gedächtnis.
ONLINE-TIPP
Bilder von Christian Schwab unter www.schwabchristian.de.