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Sendelbach: "Frauen sollen alles mit mir besprechen können": Hebamme Alexandra Auth-Herrmann eröffnet Praxis in Sendelbach

Sendelbach

"Frauen sollen alles mit mir besprechen können": Hebamme Alexandra Auth-Herrmann eröffnet Praxis in Sendelbach

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    Hebamme Alexandra Auth-Herrmann sagt, dass sie in ihrem Job sehr viel Dankbarkeit und Liebe zurückbekommt. Ihre mit Babyfotos und Dankeskarten tapezierte Praxiswand zeugt davon. 
    Hebamme Alexandra Auth-Herrmann sagt, dass sie in ihrem Job sehr viel Dankbarkeit und Liebe zurückbekommt. Ihre mit Babyfotos und Dankeskarten tapezierte Praxiswand zeugt davon.  Foto: Boris Dauber

    Alexandra Auth-Herrmann begleitet beruflich Anfänge: Die 36-Jährige ist als Hebamme dabei, wenn Kinder ihren ersten Atemzug tun, wenn aus Paaren Familien werden und Kleinfamilien sich vergrößern. Ihre Arbeit fängt aber schon früher an und hört mit der Geburt noch lange nicht auf. Damit werdende Eltern für die neue Lebensphase gewappnet sind, gibt sie Vorbereitungskurse. Um die Frauen in der Schwangerschaft zu unterstützen, bietet sie unter anderem Pilates und Akupunktur an, nach der Geburt übernimmt sie die Wochenbettbetreuung und gibt Rückbildungskurse.

    Seit September vergangenen Jahres wohnt Alexandra Auth-Herrmann, die von ihren Kundinnen Alex genannt wird, in Sendelbach. Im März öffnet sie dort ihre Hebammenpraxis, deren Räume sich bei ihr im Haus befinden. Kurze Wege bevorzugt die 36-Jährige auch bei der Wochenbettbetreuung. Ihr Einzugsbereich beschränkt sich auf Lohr mit den Stadtteilen Sackenbach, Lindig, Wombach und Steinbach, weil sie am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs ist.

    Auch in Würzburg ist Auth-Herrmann noch zweimal die Woche beruflich tätig: Sie arbeitet dort in einer Frauenarztpraxis mit und kooperiert mit der Uniklinik, wo sie in der Elternschule Räume anmietet, um Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse sowie Mama- und Schwangerschafts-Pilates anzubieten. Außerdem macht sie in Würzburg Bereitschaftsdienste für Frauen, die keine Hebamme gefunden haben.

    Offen und einfühlsam

    Als wichtigste Voraussetzung für ihren Beruf nennt sie Offenheit und Einfühlungsvermögen. "Die Frauen sollen sich nie für irgendwas schämen und alles mit mir besprechen können", betont Auth-Herrmann. Außerdem wolle sie für ihre Kundinnen immer erreichbar sein, um ihnen Sicherheit zu geben. Feste Arbeitszeiten wie in so manchem Bürojob hat die freiberufliche Hebamme nicht. "Man muss für den Job viel vom Privatleben opfern wollen", sagt sie und erzählt von Zeiten, in denen sie 80 Stunden in der Woche gearbeitet hat. "Jetzt habe ich es auf 40 bis 50 Stunden heruntergeschraubt", schiebt die Neu-Sendelbacherin nach.

    Ihren Job liebt sie, weil er "sehr vielfältig" ist. "Es wird nie langweilig", betont Auth-Herrmann. Geburtshilfe macht sie seit ihrem Umzug von Würzburg nach Lohr nicht mehr. Dafür fehlt ihr nach eigener Aussage aktuell einfach die Zeit. Doch das soll kein Dauerzustand sein: "Ich fände es nicht gut, Geburtsvorbereitungskurse zu geben, wenn ich selbst seit zehn Jahren nicht mehr im Kreißsaal war. Da ändert sich ja auch einiges", erklärt sie. Außerdem würden die Geschichten aus dem Kreißsaal zu den Kursen dazu gehören und bei den Teilnehmern immer gut ankommen, sagt die 36-Jährige und lacht.

    Ihr Ziel ist es dabei, den Frauen die Ängste vor der Geburt zu nehmen. Dass es im Kreis Main-Spessart keine Geburtshilfe mehr gibt und werdende Eltern deshalb lange Wege in Kliniken nach Würzburg oder Aschaffenburg auf sich nehmen müssen, macht die Sache nicht einfacher: Eine so lange Anfahrt könne man den Frauen ihrer Meinung nach nicht zumuten. "Gerade beim zweiten und dritten Kind kommt der Nachwuchs teilweise sehr schnell. Durch den Stress im Vorhinein haben sie kein schönes Geburtserlebnis", sagt Alexandra Auth-Herrmann.

    Franziska Endres aus Sendelbach erwartet in gut einem Monat ihr erstes Kind. Die 27-Jährige hat bei Alexandra Auth-Herrmann den Geburtsvorbereitungskurs absolviert und macht bei ihr Schwangerschafts-Pilates. Sie bezeichnet ihre Hebamme als "super herzliche, aufgeschlossene Person, die sich kümmert".

    Lange Fahrt zur Geburtsklinik

    "Man hat in der Schwangerschaft so seine Zipperchen und ist sich nicht sicher, ob das normal ist", erläutert die 27-Jährige. Zur Beruhigung schreibt sie dann ihre Hebamme an und erhält nach eigener Aussage auch schnell eine Antwort von ihr. Am meisten Gedanken macht sich die werdende Mutter, dass sie nach Würzburg in die Uniklinik fahren muss, um zu entbinden: "Man kann nicht selber fahren, sondern braucht immer jemanden, der bei einem ist. Und dann muss man da auch erst mal zügig hinkommen."

    Von Hausgeburten in der Region Lohr rät Alexandra Auth-Herrmann unter den aktuellen Umständen ab: "Wenn die Herztöne des Babys schlecht sind, nehme ich das nicht auf meine Kappe, wenn wir eine dreiviertel Stunde in die Klinik fahren müssen. Da kann wer weiß was passieren." Die Sendelbacher Hebamme bezeichnet es als "peinlich", dass es auch im neuen Zentralklinikum in Lohr keine Geburtshilfe geben wird. "Wieso muss sich Geburtshilfe lohnen? Es geht darum, dass ein Kind sicher auf die Welt kommt", betont sie.

    Das Angebotsspektrum von Alexandra Auth-Herrmann reicht von manueller Hilfe über Tapen bis Akupunktur und Pilates. Als Grund nennt die 36-Jährige, dass jede Schwangere anders sei. So könne man etwa bei Rückenschmerzen schauen, was individuell am besten passt. "Es kommen immer neue Erkenntnisse dazu und da ist es gut, wenn ich diese an die Frauen weitergeben kann", erklärt die Hebamme.

    Außerdem helfen die Zusatzangebote, die extra bezahlt werden müssen, bei ihrer Mischkalkulation, wie Auth-Herrmann es nennt: Für einen Wochenbettbesuch bekommt sie laut Gebührenordnung rund 38 Euro. Die Krankenkasse setzt dafür laut der Hebamme 25 Minuten an. Die Praxis sehe aber ganz anders aus. "Letztendlich ist man immer eine Stunde bei der Frau. 25 Minuten wären total ungemütlich", erläutert sie.

    Hohe Haftpflicht für Hebammen

    Ist der wichtige Beruf der Geburtshelferin zu schlecht bezahlt und deshalb unattraktiv? Die Bezahlung sei schon besser geworden, sagt Auth-Herrmann, die seit 2014 Hebamme ist. Die Krankenkassenleistungen seien aber seit 2018 nicht mehr erhöht worden. Da müsse bald mal was nachgelegt werden, findet die 36-Jährige. "Wenn man als freiberufliche Hebamme fleißig ist, dann lohnt es sich", sagt sie auch.

    Dass die Haftpflicht für Hebammen jedes Jahr steigt, findet sie allerdings bitter: "Auch wenn der Spitzenverband zwei Drittel übernimmt, zahlt man trotzdem jedes Jahr mehr dafür. Wenn du Kinder hast und nicht mehr so viele Geburten betreuen kannst, machst du es wahrscheinlich gar nicht mehr, weil es sich bei den hohen Nebenkosten nicht mehr rentiert."

    Mehr als 2000 Geburten hat Alexandra Auth-Herrmann nach eigenen Angaben schon betreut. Den schwangeren Frauen möchte sie vor der Entbindung ein positives Gefühl mitgeben. "Es ist ein Trend geworden, dass man sich übertrumpft mit Geschichten, wie lang man im Kreißsaal war und wie schlimm die Geburt war", erzählt die Hebamme. Sie betont, dass es auch viele schöne Geburten gibt, über die nicht groß gesprochen werde.

    Gute Einstellung hilft bei Geburt

    "Wenn die Frauen schon vorher eine gute Einstellung zu sich, ihrem Körper und ihrem Baby haben, können sie daraus voll viel Kraft ziehen. Das will ich ihnen mit auf den Weg geben", sagt Auth-Herrmann. Dabei ist es ihrer Ansicht auch wichtig, dass die Männer bei der Geburt "als sicherer Anker" dabei sind. "Wenn die Eltern ein gutes Team sind, kann sich die Frau entspannen, gut loslassen und fühlt sich beschützt", so die Hebamme.

    Bei der Geburt ihres ersten Kindes sind Frauen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich älter als 30 Jahre. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2020. Dass die Frauen deshalb mehr Probleme in der Schwangerschaft haben, stellt Alexandra Auth-Herrmann nicht fest. "Wenn du sportlich und fit bist, kannst du 45 sein und kommst besser durch die Schwangerschaft als eine 25-Jährige, die nur auf der Couch liegt und Chips isst", erwidert sie.

    Daheim in Sendelbach hat sich Auth-Herrmann ihre Hebammenpraxis und einen Kursraum eingerichtet. "Es ist schon viel Verantwortung, aber man kriegt super viel Dankbarkeit und Liebe zurück", sagt die 36-Jährige. Wie viel, offenbart eine der Praxiswände, die komplett mit Dankeskarten und Babyfotos beklebt ist.

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