Mühlbach (CK) Die Burg-Lichtspiele in Mühlbach zeigen am Ostersonntag, 16. April, um 1115 Uhr und am Mittwoch, 19. April, um 20 Uhr in der Vhs-Filmauslese den Spielfilm "Kaltes Land".
Jede Krise ist auch eine Chance. Die Krise des Popcorn-Kinos hat dazu geführt, dass sich auch die großen Hollywood-Studios zunehmend an "erwachsene" Themen heranwagen, dass sie die Effektkulissen verlassen, sich in realistischem Ambiente tummeln und ein soziales Gewissen wieder entdecken.
Der Film "Kaltes Land" gehört in diese Kategorie, schildert er doch die fiktionale Bearbeitung der wahren Geschichte der Lois Jenson, die 1988 zusammen mit anderen Minenarbeiterinnen einen bahnbrechenden Prozess gegen ihre Bergbau-Company anstrengte und nach langen, zähen Verhandlungen den Fall auch gewann, der als erste Sammelanklage wegen diskriminierender Behandlung und sexueller Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz in die amerikanische Justizgeschichte einging.
In Anlehnung an diesen Präzedenzfall inszenierte die neuseeländische Regisseurin Niki Caro (seit ihrem Ethno-Film "Whale Rider" international renommiert) das aufwühlende Porträt einer missachteten Frau, die sich viel zu lange gefügt und den Mund gehalten hat.
Die Filmhandlung setzt ein, als die Protagonistin, im Film als Josey Aimes, nach einer gescheiterten Ehe in der harten Männerwelt eines Bergwerks einen der gut bezahlten Jobs erhält. Vor kurzem erst wurde die Company per Gesetz gezwungen, auch Frauen einzustellen, und auch deswegen ist sie sofort den Feindseligkeiten der Arbeiter ausgeliefert. Zu den Demütigungen der Männer kommt noch die Feindseligkeit der Kolleginnen, deren Angst, ihren kostbaren Arbeitsplatz zu verlieren, stärker ist als ihre Selbstachtung, und die sich deswegen mit den Zuständen in der Mine arrangiert haben. Und nun beginnt Joseys Kampf.
Regisseurin Niki Caro verwendet in ihrer Inszenierung den Gerichtsprozess als Rahmenerzählung, fügt dem realen sozialen Hintergrund einen ambitionierten Emotionsdruck hinzu, indem sie durch Rückblenden von den traumatischen Erfahrungen Joseys berichtet und besticht durch Sensibilität für soziale Prägnanz und Gespür für Atmosphäre. Sie entwirft jedoch kein simples Frauenrechtler-Pamphlet. Die Frauen sind keineswegs strahlende Heldinnen, die sofort solidarisch und kampfbereit auf der Matte stehen. Auch die Männer, obwohl sie natürlich schlechter wegkommen, sind nicht nur monströse Bösewichter. Auch für ihr Handeln gibt es zum Teil zumindest Erklärungen.
Diese differenzierte Zeichnung der Figuren sowie die hohe Authentizität bei der Schilderung der sozialen Umstände machen aus "Kaltes Land" einen spannenden Film, in dem gleich drei Oscar-Preisträgerinnen die wichtigsten Frauenparts spielen: Charlize Theron (als beste Hauptdarstellerin für diese Rolle Oscar- und Golden Globe-nominiert) macht die Brüche in Joseys Charakter und die Verletzungen, die aus ihr die Frau gemacht haben, die sie heute ist, mit einer brillanten Leistung transparent.
Einen eher stilleren, aber entscheidenden Part hat Sissy Spacek als Mutter, die ebenso wie ihre Tochter unter dem Milieu leidet. Die großartige Francis McDormant (ebenfalls Oscar-nominiert) ist die couragierte Jugendfreundin Glory. Der Soundtrack enthält und anderem mehrere Songs von Bob Dylan, der in Nord-Minnesota aufwuchs und dessen "Girl of the North Country" den Originaltitel des Films inspirierte; Songs, in denen sich die raue Poesie und das schöne Pathos dieser Saga von einer Frau, die ihre Würde verteidigt, spiegeln. - Prädikat: besonders wertvoll. Freigegeben ab zwölf Jahre, mit Eltern ab sechs Jahre.