Endlich dürfen die Fahrschulen wieder unterrichten, doch nun haben sie mit bürokratischen Widrigkeiten zu kämpfen. Das trifft auch ihre Schüler, vor allem die auf dem Land: Zurzeit bietet der TÜV Süd nur in Würzburg und Aschaffenburg Theorieprüfungen an, was eine Anreise von bis zu 70 Kilometern und mehr bedeuten kann. Zudem hat der TÜV ein neues Bezahlsystem eingeführt. Beides kostet die Prüflinge und die Fahrschulen Zeit und Nerven, klagt zum Beispiel Jürgen Feser von der gleichnamigen Fahrschule in Gemünden. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus einem Spessartdorf zur Prüfung nach Würzburg zu kommen, "ist eine halbe Weltreise".
Dem Landesverband Bayerischer Fahrlehrer sind die Probleme bekannt; Ralf Steinbacher (Würzburg), stellvertretender Regionalvorsitzender für Unterfranken, kennt sie zum Teil aus eigener Erfahrung. Erst am Montag voriger Woche habe man wieder mit dem Technischen Überwachungsverein (TÜV), der das Monopol für die Fahrerlaubnisprüfungen hat, ein Gespräch geführt, berichtet Steinbacher, selbst Besitzer einer Fahrschule. Im Ergebnis bittet er seine Kollegen um Geduld: "Es wird noch vier bis sechs Wochen haken, dann läuft's rund." Das habe der TÜV versprochen.
Unglückliches Zusammentreffen
Verständnis müsse man haben, dass die Corona-Sperre (ab 18. März) unglücklich mit den Neuerungen der Systemumstellung zusammengefallen ist und der Fahrschul- und der Prüfbetrieb (ab 11. Mai) dann doch wieder schneller angelaufen sind, als erwartet. Deswegen mangelte es an Informationen für die Fahrschüler. Mit den neuen Infektionsschutzauflagen erkläre sich, dass die Theorieprüfungen auf Würzburg und Aschaffenburg konzentriert wurden. In der Besprechung vorige Woche sei zugesagt worden, nach und nach wieder zusätzliche Orte anzubieten. Zuerst, nach den Pfingstferien ab 15. Juni, Karlstadt. Vorerst nicht für Prüfungen infrage kommen die Räume des TÜV in Marktheidenfeld und Kitzingen, weil nach den Corona-Bestimmungen zu klein. Für die Fahrschüler von dort sei der TÜV Würzburg in der Louis-Pasteur-Straße akzeptabel, findet Ralf Steinbacher.
Dass keine anderen Räume wie zum Beispiel derzeit leer stehende Turnhallen für die Theorieprüfungen genutzt werden, erkläre der TÜV mit dem Aufwand, da solche Lösungen nicht nur den Corona-Bestimmungen entsprechen, sondern auch arbeitsmedizinisch und mit dem Betriebsrat geklärt sein müssten. Nach den Schulferien werde es einen Tag für die Theorieprüfung in der TÜV-Außenstelle Karlstadt geben mit acht Terminen für jeweils maximal sechs Prüflinge. Da die Außenstelle fußläufig ungünstig liegt, solle später, wie früher schon, die Prüfung in der Volkshochschule in der Innenstadt organisiert werden.
Prüfungsstau löst sich langsam auf
Zum Bezahlsystem des TÜV in Bayern erklärt Ralf Steinbacher, es gehe auf den Wunsch der Fahrschulen zurück, nicht mehr die Prüfgebühren verwalten zu wollen. Der TÜV schickt jetzt den angemeldeten Prüflingen den Kostenvorschuss (Rechnung). Über die neue Verfahrensweise hätte besser informiert werden müssen, meint Steinbacher, verweist aber wiederum auf Corona. Durch die zweimonatige Unterbrechung bei den Prüfungen gebe es jetzt einen Stau, auch weil es in bestimmten Fällen mehrere Tage dauern kann, bis die Überweisung im Computerprogramm des TÜV registriert wird. Die Folge, so der Fahrschulbesitzer: "Wir telefonieren sehr viel zurzeit."
Auch was das Bezahlsystem anbelangt, bittet er um Geduld: "Ich denke, das wird sich einspielen. Aber, natürlich, es könnte reibungsloser laufen." Der Fahrlehrerverband habe im vergangenen Jahr Verbesserungen des Systems erreicht. Aufgrund dessen habe sich die Einführung auf April dieses Jahres verschoben.