Es ist ein für viele neues Gesicht, das einen derzeit von den Wahlplakaten der Grünen anlächelt: Der Elsenfelder (Lkr. Miltenberg) Peter Weis kandidiert als Direktkandidat für den Wahlkreis Main-Spessart. Auf der bayerischen Landesliste steht er auf Platz 30. Zwar ist der 32-jährige Jurist bereits seit 2013 Parteimitglied, ein Mandat hatte er bislang aber nicht inne. Und jetzt soll es gleich der Sprung in den Bundestag sein?

So überraschend sei das nicht, sagt er. "Ich werde in meinem Umfeld schon immer als Politiker gehandelt. Die Leute haben sich eher gewundert, warum ich das so spät mache." Seine Eltern, beide Grünen-Mitglieder und aktiv im Kreis- und Gemeinderat, hätten ihn geprägt. Eigentlich wollte er langsam in der Kommunalpolitik starten. "Jetzt hat sich aber diese Chance aufgetan, deshalb der direkte Sprung."
An den Haustüren hat Weis die Wut auf seine Partei hautnah erlebt
Im Vorstand der Grünen Jugend in seiner Studienstadt Heidelberg habe er erste Erfahrungen bei Landesmitgliederversammlungen gesammelt. Mit Mitte 20 hat Weis eine Politik-Pause eingelegt und war als Musiker und Schreiber aktiv. Seit 2022 lebt der 32-Jährige, der im Mai erstmals Vater wird, mit seiner Partnerin wieder voll in Elsenfeld, engagiert sich dort im Helferkreis.
Weis sagt: Migration sollte als Chance für den Arbeitsmarkt begriffen werden, um den Fachkräftemangel zu beheben. "Von einer Lösung des Migrationsproblems zu sprechen, indem pauschal weniger Menschen kommen, ist schon Teil des Problems." Der Staat müsse beim Thema Integration klarere Strukturen vorgeben, hier zu investieren lohne sich. Gemeinschaftsunterkünfte in Gewerbegebieten wie in Karlstadt hält Weis für unzumutbar, sagt aber: "Irgendwo müssen die Menschen untergebracht werden." Er plädiert für ein Kataster, in dem freier Wohnraum erfasst wird.

Zum ersten Mal seit 30 Jahren gehen die Grünen in Main-Spessart wieder auf Haustürwahlkampf. Dabei habe er den Groll auf seine Partei hautnah erlebt, sagt Weis. "Es gab Menschen, die uns sehr Böses wünschten." In Ausnahmefällen könne man das gut runterschlucken. "Bei jedem fünften Mal sitzt das ganz schön." Jedoch habe er auch konstruktive Gespräche mit Unions-Wählern geführt.
Der 32-Jährige fordert mehr Wahlgeschenke für junge Menschen
Ein "entscheidendes" Thema auf dem Land ist für Weis die Mobilität. Hier sei das Auto nicht wegzudenken. Der Jurist will sich für eine Förderung für Jugendliche und Auszubildende einsetzen, die den Führerschein machen. "Der kostet heute fast 4000 Euro." Gezahlt werden soll der Zuschuss von Staat und Arbeitgeber. Zudem müssten die staatlichen Gelder für den ÖPNV höher sein. Weis fordert eine höhere Taktung und mehr Rufbusse.

Peter Weis will junge Menschen stärker an der Politik beteiligen. "Wir müssen mehr Angebote für die 16- bis 20-Jährigen machen." Dürften schon 16-Jährige wählen, würden sie mehr Gehör für ihre Themen finden. Die aktuellen Wahlprogramme würden junge Erwachsene kaum ansprechen, das müsse sich ändern. "Ich kann verstehen, wenn Menschen sagen: Politik wird über lange Zeiträume immer von den Gleichen gemacht. Wir brauchen mehr Vielfalt." Das könne durch Quoten oder Jugendparlamente passieren. Die politischen Verantwortlichen müssten sich insgesamt verjüngen.
Das "Herumtreten" auf dem Bürgergeld hat laut Weis ein bestimmtes Ziel
Die Wirtschaft müsse mit Investitionen, guten Löhnen und Sozialleistungen sowie bezahlbaren Mieten angekurbelt werden. Letztere etwa durch eine Verschärfung der Mietpreisbremse. Es gehe wieder voran, wenn jeder mehr Geld in der Tasche habe und mehr konsumiere. Wichtig dafür seien auch niedrige Energiepreise. Weis plädiert zudem dafür, auf lange Sicht nur jene Wirtschaftsbereiche zu unterstützen, die eine Zukunft haben. Das schließe etwa jene Unternehmen aus, die in Deutschland keinen nachhaltigen Stahl ("grünen Stahl") herstellen. Die Autofirmen könnten in ihrer heutigen Größe nicht mehr existieren. Auch Unternehmen in Main-Spessart müssten sich gegebenenfalls umorientieren. Klimaschutz werde in der Wirtschaftspolitik verhandelt.
Primär im Wahlkampf sei die "Frage des Geldbeutels". Hier würden die Grünen "viele Angebote" machen, etwa mit dem Klimageld. "Ich sehe soziale Leistungen wie das Bürgergeld als Errungenschaften und nicht als Belastung." Das Herumtreten darauf hat laut Weis auch die Funktion, den Menschen Angst zu machen, damit sie sich mit schlechten Löhnen und Sozialbeiträgen abfinden. "Es muss ein sicheres Bürgergeld und einen hohen Mindestlohn von 15 Euro geben, um die Angst vor dem Abstieg zu nehmen." Wie das, etwa mit Steuermaßnahmen, möglich gemacht werden soll, lässt er offen.
Steckbrief Peter WeisAlter: 32Beruf: JuristPolitischer Werdegang: 2013 den Grünen beigetreten, war im Vorstand der Grünen Jugend Heidelberg, bislang noch kein MandatFamilienstand: verpartnert(std)