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BERGROTHENFELS: Fünf Arme für gepflegte Wege

BERGROTHENFELS

Fünf Arme für gepflegte Wege

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    Erfindergeist: Manfred Ott aus Bergrothenfels hat sieben Jahre lang an einer Maschine getüftelt, mit der sich Wald- und Feldwege pflegen lassen. Seit 2012 ist das Gerät auf dem Markt.
    Erfindergeist: Manfred Ott aus Bergrothenfels hat sieben Jahre lang an einer Maschine getüftelt, mit der sich Wald- und Feldwege pflegen lassen. Seit 2012 ist das Gerät auf dem Markt. Foto: Foto: Carolin Münzel

    Jeder kennt sie, jene Sätze, die mit „man müsste“, „man könnte“, „man bräuchte“, „man sollte“ oder ähnlichem beginnen. Auch am Anfang von Manfred Otts Geschichte stand vor sieben Jahren ein „wir müssten“.

    Während dieser Zeit hat er an einer Maschine für die Pflege von Wald- und Feldwegen getüftelt und diese im Juni 2012 bei einer der größten Forst-Fachmessen in Bopfingen der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Nachfrage, so Ott, sei enorm. Damit habe er nicht gerechnet.

    Der Bergrothenfelser betreibt seit etwa zwölf Jahren sein eigenes Holzrückunternehmen, arbeitet vor allem für die Bayerischen Staatsforsten in Heigenbrücken und Rothenbuch. Regelmäßig wird er für die Pflege der Waldwege angeheuert. Die ist notwendig, wenn der Schotter aus den Fahrspuren gedrückt wurde und die Gräben und Wegränder mit Pflanzen zugewachsen sind.

    „Der Staat hatte damals eine eigene Maschine, das R2-Wegepflegegerät, mitentwickelt, mit nur einem Schild, das sich nach links und rechts drehen lässt“, erklärt Ott. Fünf Durchgänge seien mit dieser Maschine notwendig gewesen, um einem Weg wieder Profil zu verleihen: je eine Fahrt, um links und rechts das Gras abzuschneiden, zwei Touren, um den Schotter in der Mitte zusammenzuschieben, sowie ein letzter Durchgang, um den Schotter in die Fahrspuren zu verteilen.

    Manfred Otts Maschine, das „SWO1 Wegepflegegerät“, passt an jede Dreipunktaufhängung, wie sie jeder Traktor oder Unimog hat. Es hat fünf Arme, die hydraulisch gesteuert werden und den Weg schon bei einer Durchfahrt wieder in Ordnung bringen. Durch ihr Eigengewicht schneiden die ersten beiden Arme das Gras am Wegrand ab. Gleichzeitig schieben der dritte und der vierte Arm den Schotter in der Mitte des Weges zusammen. Der fünfte Arm planiert den angehäuften Schotter.

    „Das SWO1 ist ein reines Pflegegerät“, betont Ott. Es könne Gräben reinigen, sie aber nicht ausheben und es könne dem Weg sein Profil zurückgeben, nicht aber Wege schaffen. Mit der 1,2 Tonnen schweren Maschine ließe sich zudem das Bankett beschneiden und somit die Straße breiter machen. Würden die Wege wie angeraten viermal im Jahr gepflegt, reiche ihm ein Durchgang mit seiner Maschine, um sie wieder in Ordnung zu bringen. Nur wenn sie stark bewachsen seien, müsse er bis zu dreimal fahren.

    Den Anstoß für die Entwicklung des Gerätes habe Staatsförster Edwin Spahn gegeben. „Der hat zu mir gemeint: ,Wir müssten ein Gerät haben‘, mit dem man nur einmal drüber fährt – und alles ist fertig‘“, erinnert sich Ott an das Gespräch von damals. „Gut, dann baue ich so was“, habe er halb im Scherz geantwortet und schon bald die erste Zeichnung angefertigt.

    Schließlich nahm Ott Kontakt mit einem Jagdkollegen auf, dem Besitzer der holländischen Firma Wullems – Konstruktion und Blechbearbeitung. Der erklärte sich bereit, Ott zu unterstützen und bald entstanden erste Berechnungen am Computer und Prototypen wurden gebaut. An die erste Anfertigung erinnert sich Ott noch gut: „Das war ein einfaches Eisengestell, ohne Hydraulik.“ Als sie das Gerät entwickelten, hätten sie nicht damit gerechnet, es später einmal zu verkaufen. Trotzdem habe man gleich vor sieben Jahren ein Patent angemeldet.

    Das inzwischen fertige Wegepflegegerät SWO1 ist nach den Nachnamen der drei Männer – Spahn, Wullems, Ott – benannt. Im Juni 2012 ging es auf den Markt. Seitdem wurden einige Geräte verkauft – nach Berlin und Sachsen. Zwei gebrauchte Maschinen werden sogar in Peru eingesetzt. Produziert wird auf Bestellung, die Lieferzeit beträgt etwa zehn Wochen, und die Nachfrage ist laut Ott groß: „Mit so einem Feedback hätte ich nicht gerechnet. Und das Frühjahr kommt ja erst noch.“

    Das Wegepflegegerät kostet etwa 28 500 Euro und ist damit rund viermal so teuer wie die vom Staat entwickelte Maschine. Lohnt sich dann die Anschaffung? „Auf jeden Fall“, sagt Ott, denn Zeit sei Geld und die Kosten für seine Maschine hätten sich so schnell amortisiert. „Für rund 70 Kilometer Weg braucht man mit dem herkömmlichen Gerät mindestens zwei Wochen. Ich schaffe diese Strecke in drei Tagen“, sagt Ott.

    Ist er zufrieden mit seiner Leistung? Zunächst sei ihm gar nicht bewusst gewesen, was er geschafft habe, gibt Ott zu, aber: „Als dann der Zulauf auf der Messe im Juni so stark war, hat mich das schon stolz gemacht.“

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