Es scheint fast, diese Mühlen mahlen nicht nur langsam, sondern sie stehen gar still: Das Kombi-Projekt Eichenzentrum im Hafenlohrtal und Akademie "Wald und Gesundheit" am Bischborner Hof kommt einfach nicht in die Gänge. Seit gut einem halben Jahr hat sich offenbar nichts getan. Jetzt allerdings steht ein Termin in Aussicht, der mit dem Thema zu tun hat: Am Mittwoch wird sich der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Bayerischen Landtags mit jener Eingabe befassen, mit der ein Vierer-Bündnis das Bildungszentrum im Erlenfurter Hof verhindern will.
Um der Petition Gewicht zu verleihen, hatten der Verein "Freunde des Spessarts", der Bund Naturschutz (BN) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) im September 6000 Unterschriften weiterer Unterstützer vorgelegt. Auch die Sektion Main-Spessart des Deutschen Alpenvereins hat sich der Petition angeschlossen. "Vorbehaltlich der Tagesordungsfreigabe durch den Vorsitzenden", schränkt der Pressesprecher des Ministeriums die Terminierung ein. Sollte das Thema von der Tagesordnung purzeln, dann werde es voraussichtlich in der darauf folgenden am 12. Februar behandelt.
Warum das Kombi-Projekt hinkt
Vorsitzender dieses 18-köpfigen Gremiums ist Leopold Herz von den Freien Wählern, die mit Thorsten Glauber auch den bayerischen Umweltminister stellen. Dieser wiederum hat kein Hehl daraus gemacht, dass er kein großer Freund des Projekts ist – wobei sein Ministerium nur für das zweite Teilprojekt, das Walderlebniszentrum am Bischborner Hof, zuständig ist. Für das zweite Standbein, die Akademie im Hafenlohrtal, ist das Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten verantwortlich.
Dessen Amt in Karlstadt hat seine Hausaufgaben – so weit das bisher möglich war – großteils gemacht. Doch hängt das Projekt offenkundig an einer Frage: Wird das Staatliche Bauamt Aschaffenburg Baurecht erteilen? Dies hängt maßgeblich davon ab, ob die Versorgung mit und die Entsorgung von Wasser sichergestellt werden kann. Letzteres scheint mit einer Vergrößerung der Pflanzenkläranlage möglich.

Was die Schüttung der Quelle hergibt
Die Wasserversorgung für das Bildungszentrum mit geplant maximal 34 Übernachtungsgästen (sowie die beiden Forsthäuser in Erlenfurt) scheint unproblematisch: Die 500 Meter entfernte Quelle, die das Hofgut und die Forsthäuser schon seit 1901 versorgt, lieferte im vierten Quartal 2018 zwischen fünf und 14 Liter, im Schnitt sieben Liter pro Sekunde. Zum Vergleich: Die Quellen in den Lohrer Stadtteilen Halsbach (rund 350 Einwohner) und Ruppertshütten (rund 800 Einwohner) liefern im Jahresmittel einen beziehungsweise drei Liter pro Sekunde.
Allerdings reichten dem Bauamt diese groben Messungen mit Eimern nicht aus. Um auf Nummer sicher zu gehen, läuft seit Januar 2019 eine Dauermessung. Deren Ergebnis müsste an sich in Kürze vorliegen.

Doch selbst wenn die Wasserversorgung sicher gestellt wäre, bleibt Problem Nummer zwei: die Schwalben. Den Stall-Trakt, dem mit gut 50 Jahren jüngsten Gebäude des historischen Gutshofs, haben sich rund 150 Rauch- und Mehlschwalben besiedelt.
Warum auch Schwalben das Projekt verzögern
Da dieses Gebäude abgerissen werden soll und Schwalben unter Naturschutz stehen, müssten sie umgesiedelt werden. Doch steht bis heute kein Ersatzbau als Ausweichquartier, was wiederum auf die noch ausstehende Baugenehmigungsfähigkeit zurückzuführen ist. Mit der Rückkehr der Zugvögel ist im April zu rechnen – womit klar sein dürfte: Mit einem Abriss des Stallgebäudes und einem Neubau könnte frühestens 2021 begonnen werden. Dafür müsste freilich sichergestellt werden, dass die Schwalben ein Ausweichquartier dann auch annehmen.
Die ganze Angelegenheit wird sich demnach über Jahre hinweg ziehen. Das gemeinsame Konzept von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sollte "im laufenden Jahr mit allen Beteiligten vor Ort" erörtert werden, hieß es im Juni 2019 aus München. Pustekuchen: Noch nicht einmal ein Termin ist in Aussicht.

Der Bischborner Hof – eine interessante Option?
Derweil modert der Gutshof weiter vor sich hin. Das gleiche gilt für den Bischborner Hof, in dessen Nähe das Walderlebniszentrum und ein Aussichtsturm angedacht sind. Der frühere Gasthof direkt an der Bundesstraße 26, in der Gemarkung Neuhütten, steht nunmehr seit fast 17 Jahren leer. 2004 hatte ihn der Geschäftsmann Guido Fetzer am Amtsgericht Würzburg ersteigert, vier Jahre später aber wieder zum Verkauf angeboten. Im Jahr darauf versuchte er zwar einen Neustart mit der Hotelkauffrau Manuela Sheppard als Wirtin. Doch war dieser nicht von langer Dauer: Weil dem Landratsamt keine Gewerbeanmeldung vorlag und eine Konzession erst Wochen nach Eröffnung des Biergartens beantragt worden war, veranlasste es die Schließung.

Im Zusammenhang mit dem Walderlebniszentrum interessant ist freilich ein Problem, das damals schon eine ausschlaggebende Rolle spielte: Bei der „wasserrechtlichen Beurteilung“ des Bischborner Hofes vertrat das Landratsamt die Auffassung, dass die seit 20 Jahren existierende hauseigene Kläranlage nicht für den gleichzeitigen Betrieb von Biergarten und Restaurant ausreicht. Fetzer hätte also die Kläranlage vergrößern müssen – ein Aspekt, der beim aktuellen Projekt erneut zum Tragen kommen dürfte. Schließlich ist damit zu rechnen, dass dieses touristisch geprägte Walderlebniszentrum sogar mehr Besucher anlocken dürfte als die Akademie im vier Kilometer südlich gelegenen Hofgut Erlenfurt.
Dabei ist es unerheblich, ob das Umweltministerium mit oder ohne den Bischborner Hof plant. Dieses Anwesen hat inzwischen den Eigentümer gewechselt. Recherchen der Redaktion zufolge gehört es mittlerweile einem Unternehmer aus Karlstadt. Doch wollte sich dieser mit keinem Wort über die Zukunft des Hauses äußern.