Man fühlt sich ein bisschen wie im Internet – es gibt fast alles und es kostet fast nichts: Das Geschäft „Lehmi“ in Eußenheim kauft Insolvenzware auf, vom Schampoo bis zur Glühbirne, und verkauft sie weiter. Und das oftmals weit unter dem Preis, den man in einem normalen Geschäft bezahlen müsste. Bitter für Geschäftsleiter Udo Lehmkühler ist, dass ihm nun genau das Internet immer mehr das Geschäfte vermasselt. So sehr, dass er die Filiale in Eußenheim zum 23. Dezember 2015 schließen muss.
Seit einigen Tagen läuft deswegen der Ausverkauf: Auf die ohnehin schon stark reduzierte Ware gibt es noch einmal 50 Prozent. Verdient, so Lehmkühler, ist für ihn daran fast nichts mehr, auch wenn er die Sachen sehr günstig beispielsweise aus Firmenauflösungen kauft. Wichtig ist jetzt, dass der Laden pünktlich zur Schließung so leer wie möglich ist.
„Es wird immer schwerer für den Einzelhandel“, klagt Lehmkühler. „Man findet so gut wie alles im Netz und kann es sich bis vor die Haustüre liefern lassen.“ Das bekommt er jeden Tag hautnah mit: Das Geschäft ist nämlich auch gleichzeitig eine Annahme- und Abgabestelle für Pakete vom Hermes-Versand – größtenteils Ware, die im Internet bestellt wurde. Gerade Produkte, für die es keine besondere Beratung und keinen Fachhandel braucht, werden immer mehr übers Internet vertrieben, weiß Lehmkühler. Mietkosten für eine gut gelegene Ladenfläche hat ein Internethändler zudem nicht, außerdem kann er die Produkte billiger anbieten. „Kein Wunder, dass immer mehr Geschäfte zu machen“, so Udo Lehmkühler.
Auf den knapp 2500 Quadratmeter Verkaufsfläche, auf der bis zum Jahr 2000 das Möbelhaus Rüttger verkaufte, hat deswegen nun der Ausverkauf begonnen. Lehmkühler und seine drei Mitarbeiter haben seit dem noch einmal richtig viel zu tun. Jedem von ihnen hat er angeboten, mit zu seiner zweiten Filiale nach Lohr zu kommen – „aber vermutlich wird es keiner machen, die Strecke ist zu weit.
“ Wo der Hermes-Service hinkommt, weiß Lehmkühler nicht, auch nicht, was mit dem Gebäude passieren wird. Auch die Gemeindeverwaltung konnte auf Nachfrage weder die eine noch die andere Frage beantworten.