Die Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum) ist klein, unscheinbar und alles andere als „gewöhnlich“. Im Landkreis Main-Spessart gibt es wohl nur ein einziges Vorkommen, in der gesamten Region Spessart und Untermain liegen nur eine Handvoll älterer Nachweise vor, deren Aktualität weitgehend unklar ist.
Bei der Natternzunge handelt es sich um eine fünf bis maximal zehn Zentimeter kleine, völlig grüne Farnpflanze, die nur für wenige Wochen im Jahr und nur bei günstigem, das heißt bei ausreichend feuchtem Witterungsverlauf in Erscheinung tritt. Sie bildet als Farnpflanze keine Blüten, sondern lediglich ein einzelnes Blatt aus. Dieses ist unterteilt in einen sporentragenden Abschnitt, der einem Natternschwanz ähnelt, und einen sterilen zungenförmigen Blattabschnitt. Als niedrige Wiesenpflanze ist sie selbst für Spezialisten nur mit hoher Konzentration oder viel Glück zu entdecken. Diese botanische Kostbarkeit wächst auf wenigen Hundert Quadratmetern der Rechtenbacher Weikertswiese. Die Flächen werden im Rahmen des kooperativen Naturschutzkonzeptes und mit Förderung durch das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm als Heuwiesen bewirtschaftet. Seit drei Jahren erfolgt die Mahd auf den bekannten Wuchsorten der Natternzunge erst im Juli, wenn die Sporen der Farnpflanzen ausgereift sind.
Auf Düngung wird komplett verzichtet. Christian Salomon hat als Mitarbeiter der Regierung von Unterfranken dieses Jahr eine Kartierung zur Erfolgskontrolle durchgeführt. Das Ergebnis ist äußerst positiv: Wurde der Bestand 2012 auf nur etwa 200 Pflanzen geschätzt, so waren es dieses Jahr etwa 1700 Stück. „Das Auftreten kann je nach Witterungsverlauf sehr stark schwanken. Dies spielt sicher eine Rolle“, so Salomon. Auf jeden Fall zeige das Ergebnis aber, dass die Wiesenbewirtschaftung jetzt sehr gut passe. „Solange nicht genau an diesen Stellen Wildschweine wüten oder neue Holzstapel entstehen, sondern einfach weiter Heu gemacht wird, sind die Natternzungen in den besten Händen.“