Eine zentrale Informations- und Kommunikationsstelle sei die Gemeinde-App seiner Firma, versprach Johannes Vollnhals bei der Vorstellung im Gemeinderat. Der 22-jährige aus Gaimersheim in Oberbayern ist Geschäftsführer der von ihn gegründeten Firma Cosmema und schilderte, wie er im ersten Corona-Jahr auf die Idee kam: Während der habe er für seine Mutter "was tun mit dem Grünschnitt" herausfinden sollen. Es sei extrem aufwändig gewesen, dazu die Webseiten von Gemeinde, Landratsamt und Abfallwirtschaft abzuklappern. Ähnlich sei es anfangs bei aktuellen Informationen zur Corona-Pandemie gewesen. Da sei ihm klar geworden, dass man die Digitalisierung in Bayern auch skeptisch sehen könnte. Doch zunächst sei er mit seiner Idee in Ministerien und Ämtern abgeblitzt.
"Wie kommunizieren Kommunen mit den Bürger?", fragte er. Fast alle hätten eine Website, dann gebe es Mitteilungsblätter, die Tageszeitungen, und manchmal auch Social Media. Fast immer müsse der Bürger aktiv werden, um Informationen zu erhalten. Manches erreiche die Bürger nicht oder spät, etwa wenn wegen eines Rohrbruchs das Wasser in einer Straße abgestellt wird. Oder das Trinkwasser wegen Keimen abgekocht werden muss. Über die App seiner Firma könnten solche wichtigen Informationen per Push-Nachricht verbreitet werden, wobei Verwaltung oder Bürgermeister festlegen würden, was wirklich so wichtig ist.
Gemeinde-App will alles integrieren
Der Jungunternehmer nannte auch den öffentlichen Personennahverkehr als Beispiel: "Es gibt 47 Verkehrsverbünde in Bayern und jeder hat eine eigene App". Dann noch eine App für Wetterwarnungen, eine für Katastrophen wie Kat-Warn oder Nina und so weiter. Letztlich würden viele Apps nicht wirklich genutzt.
Die Gemeinde-App wolle alles integrieren: Für Jugendliche die Öffnungszeiten von Freibädern und Kinoprogramme, für Senioren die kirchlichen Termine (weil in der Pilotphase mit 50 Kommunen der Wunsch dafür aufkam), für Eltern die Möglichkeit, ihr Kind im Kindergarten oder Schule krank zu melden. Außerdem natürlich die Notdienste von Ärzten und Apotheken. Für Aktualität sorgten "im Hintergrund" eine Künstliche Intelligenz (KI), die etwa Termine von der gemeindlichen Homepage abgreift, eine Datenbankstruktur mit automatischer Datenpflege und eine rund um die Uhr besetzte Leitstelle in Ingolstadt. Da könnten auch Vereine anrufen, um Termine bekanntzugeben oder Änderungen nach Vorstandswahlen.
Neben den "amtlichen Rubriken" und gemeindlichen Leben gibt es in der App zum Beispiel auch einen Bereich für Nachbarschaftshilfe und der gesamte ÖPNV-Fahrplan ist integriert, was mit einer Verbindungsabfrage von Zellingen nach Frammersbach demonstriert wurde.
Als geschickter Verkäufer erläuterte Johannes Vollnhals auch, Homepages von Gemeinden und Städten erreichten oft nur drei bis fünf Prozent der Bevölkerung, während die App oft schon nach einem halben Jahr von 60 bis 80 Prozent der Bürger genutzt würde, weil sie so praktisch sei.
Einmalig 4250 Euro, dann 300 Euro im Monat
Was kostet es in dieser schönen Digitalwelt dabei zu sein? Die Bürger könnten die App kostenlos nutzen. Für den Markt Zellingen wären es einmalig rund 4250 Euro und dann 300 Euro im Monat. Das würde noch in seinen Verfügungsrahmen liegen, erklärte Bürgermeister Stefan Wohlfart, der den Jungunternehmer eingeladen hatte, weil sich in der ILE "Main-Weingarten" schon der Markt Zell sowie die Gemeinden Margetshöchheim und Erlabrunn für die App entschieden.
Allerdings gibt es nicht "die eine App," sondern sie wird an die Gemeinden angepasst, was vier bis sechs Wochen dauert, und dann unter den jeweiligen Namen in die App-Stores gestellt, dort ist sie etwa schon als "Markt Zell", Gemeinde Erlabrunn" und "Gaimersheim" zu finden.
Ob es eine App "Markt Zellingen" geben wird, muss der Gemeinderat noch entscheiden.