Das Gerangel um die Freihaltungsflächen von Christbaumkulturen zwischen Weihnachtsbaumerzeugern und der Gemeinde Mittelsinn beschäftigt bereits einige Jahre den Gemeinderat. Der im Jahr 2000 aufgestellte Landschaftsplan, die Offenhaltung der Landschaft ordnet, sieht in der Sinngrundgemeinde 225 Hektar solche Freihaltungsflächen vor, erklärte Bürgermeister Peter Paul. Erstmals gelangte dieses Thema jetzt in die Öffentlichkeit, als der Christbaumerzeuger Gerhard Sachs einen Antrag auf Änderung der Freihaltungsflächen im Landschaftsplan stellte.
Die große Zahl der anwesenden Christbaumbauern zeigte, wie brisant das Thema ist. Sachs möchte sein Grundstück im Bereich Brachetal, auf welchem sich eine ungenehmigte Christbaumkultur befindet, aus den Freihaltungsflächen herausnehmen und gleichzeitig durch eine Aufforstungsgenehmigung diese legalisieren. Paul erinnerte, dass drei weitere Interessenten sich mit dem gleichen Vorhaben beschäftigen. Ursache ist ein Bescheid des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), der ein Abernten der Fläche bis spätestens 31. Dezember 2021 fordert. Dagegen möchte Gerhard Sachs Klage beim Verwaltungsgericht einlegen, erklärte dessen Sohn Uli in der Sitzung.
Wenig Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten
Der Gemeinderat habe 2016 einen Beschluss gefasst, nichts an den Freihaltungsflächen zu ändern, so Paul. 2019 trug Gerhard Sachs erstmals sein Vorhaben vor. Uli Sachs präsentierte mehrere Gutachten und Behördenentscheidungen, die keine Argumente gegen eine Aufforstung auf den Freihaltungsflächen beinhalteten. "Nur die Mittelsinn lehnt die Änderung und Aufforstung ab", beklagte Sachs. Stellvertretender Bürgermeister Dirk Schiefer machte Lösungsvorschläge. Dabei wurde aber deutlich, dass die Fronten verhärtet sind.
Den Vorwurf von Sachs auf "noch nicht abschließende Behandlung der Freihaltungsflächen" durch die Gemeinde wies Paul vehement zurück. Er zeigte ein Schriftstück mit Planskizze der damaligen Teilnehmergemeinschafts, in welchem durchaus Grenzänderungen durch Kompensationsflächen möglich waren, die jedoch vom örtlichen Flurbereinigungsvorstand abgelehnt wurden. Deshalb erlangten die Freihaltungsflächen Rechtskraft.
Es kam zu einem lautstarken Austausch von Argumenten zwischen Christbaumbauern, Bürgermeister und Gemeinderäten. Der Ratsneuling Fabian Klein erteilte mit ruhigen Worten den Emotionen eine Absage. Der Landschaftsplan sei rechtskräftig und eine Lösung könne nur mit beidseitiger Kompromissbereitschaft gefunden worden. Er empfahl die Ernte zum Jahresende 2021 zu vollziehen, sich dann zusammen zu setzen und für Grundstücke und Kompensationsflächen eine brauchbare Lösung zu finden.
Antrag des Christbaumerzeugers abgelehnt
Dass "der Landschaftsplan von allen Beteiligten recht lax gehandhabt wurde", bestätigte Schiefer. Bei der damaligen öffentlichen Auslegung habe niemand Anregungen oder Ausgleichsflächen geltend gemacht. "Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen". Ein anderer Christbaumerzeuger machte deutlich, dass von seiner dortigen zwei Hektar großen Kultur drei Viertel von dem Verbot befreit ist, während ein Viertel in der Freihaltungsfläche liege. Bei den Diskussionen wurde deutlich, dass damals der Vorstand der TG keine ganz glückliche Rolle gespielt hatte.
Fabian Klein erinnerte an die ohne Erlaubnis aufgeforsteten Christbaumkulturen, womit ein Bestandsschutz entfalle. Sehr wohl könnten nach 2021 Grenzen verschoben und Ausgleichsflächen eingebracht werden. Auch Steffen Künstler sprach sich für einen Kompromiss aus. Dann rief Bürgermeister Paul zur Abstimmung: Mit 6:3 Stimmen lehnte das Gremium Sachs' Antrag ab.
Dann kochten manche Emotionen noch einmal hoch: Peter Paul erkannte Fehler bei der damaligen Flächenverteilung. Dirk Schiefer konnte überhaupt nicht verstehen, dass widerrechtlich aufgeforstete, mit Christbäumen bestockte Flächen in den Freihaltungsbereich gelegt wurden. Armin Löblein bezeichnete den Landschaftsplan gar als Enteignung. Abschließend verkündete Uli Sachs, dass seine Familie gegen den Bescheid des AELF beim Verwaltungsgericht klagen werde.