Zum Ende seines Jurastudiums in Würzburg liebäugelte Christian Schall noch mit einer Laufbahn als Richter. Dass er letztlich als Notar in Marktheidenfeld landen würde, ahnte der heute 34-Jährige nicht. Doch als er beim zweiten Staatsexamen zu den besten ein bis zwei Prozent seitens Jahrgangs gehörte und darum vom bayerischen Justizministerium für die Bewerbung zu Notaramt zugelassen wurde, kam er doch von seinem ursprünglichen Plan ab.
Nach einem Jahr als Assessor in einem Notariat in Kitzingen trat Schall seine Stelle als Geschäftsführer der Bundesnotarkammer in Brüssel an. „Das war eine sehr interessante Zeit“, erinnert sich Schall an die knapp vier Jahre in Belgien. Mit europäischem Recht hat er sich schon im Studium in seinem Auslandsjahr im schottischen Edinburgh beschäftigt.
Seit 1. Januar findet man Christian Schall als Notar, zusammen mit seinem Kollegen Frank Eckert in dem 20er-Jahre-Bau in der Würzburger Straße. Der gebürtige Crailsheimer, der jetzt in Remlingen lebt, ist Nachfolger von Thomas Grund, der im vergangenen Jahr von Marktheidenfeld nach Augsburg wechselte.
Nur noch wenige Monate arbeitet Schall im Notariat mit Lothar Roos zusammen. Der 64-jährige Oberamtsrat wird im August nach 51 Berufsjahren – von denen er nur ein dreiviertel Jahr in Kitzingen statt Marktheidenfeld verbracht hat – in den Ruhestand gehen. Ist Christian Schall im Zeitalter der digitalen Medien groß geworden, erinnert sich Roos noch an ganz andere Zeiten. „Zu Beginn habe ich noch Verträge mit Durchschlägen in bis zu zwölffacher Ausfertigung auf der mechanischen Schreibmaschine getippt“, sagt der gebürtige Marktheidenfelder. Er weiß auch noch um die Arbeitserleichterung, als die ersten Kopierer im Notariat angeschafft und später dann eine EDV-Anlage installiert wurde. „Jetzt mit E-Mail geht alles viel schneller“, sagt Roos. Es gehe viel Kontakt mit den Kunden durch die Digitalisierung verloren, ergänzt der Oberamtsrat – ein Teil der Arbeit, den er immer geschätzt hat. Doch sowohl für ihn als auch für Schall sind die persönliche Begegnung nach wie vor wichtig.
Doch die EDV ersetzt nicht das Fachwissen der Notare und deren Angestellten. „Die Verträge und Urkunden werden nicht einfach im Baukastensystem zusammengesetzt und dann einfach vorgelesen“, widerspricht Schall dem Klischee. Das sei nur die Spitze des Eisbergs der Arbeit eines Notars. Alles wird im Vorfeld individuell juristisch ausgearbeitet und von Mitarbeitern wie Lothar Roos vorbereitet.