Der Glasfaserausbau bestimmter Gemündener Stadtteile wird über die Gigabitrichtlinie gefördert. Die Arbeiten durch die Telekom, beziehungsweise deren Partnerunternehmen GlasfaserPlus soll noch heuer beginnen. Deshalb informierte Stephan Betz, Glasfaser Kommunalberater der Telekom in der Scherenberghalle interessierte Bürger der betroffenen Stadtteile über die Vorgehensweise bei der Verlegung der Breitbandkabel und der Hausanschlüsse. Er beantwortete ferner Fragen aus der Bürgerrunde.
Der zu 90 Prozent geförderte Glasfaserausbau durch die GlasfaserPlus betrifft 431 Haushalte an 290 Adressen in den Stadtteilen Aschenroth, Harrbach, Neutzenbrunn, Reichenbuch, Schönau und Seifriedsburg. Die restlichen zehn Prozent der Kosten trägt die Stadt Gemünden. Für die Bürgerinnen und Bürger im festgelegten Fördergebiet ist damit der Glasfaserschluss bis ins Haus komplett kostenlos.
"Um ein Haus oder eine Wohnung im Rahmen der Förderung anzuschließen müssen die Eigentümer jedoch während der Vorvermarktungsphase selbst aktiv werden", betonte der Kommunalberater der Telekom. Ohne Zustimmung oder Auftrag dürfe das Gebäude in der Ausbauphase nicht an das Glasfasernetz angeschlossen werden.

Er empfahl auf jeden Fall den kostenlosen Hausanschluss herstellen zu lassen, auch wenn man noch keinen Glasfasertarif abschließen möchte. Das sei eine wesentliche eine Wertsteigerung des Hauses und spare für später rund 800 Euro Anschlusskosten, die ein nachträglicher Glasfaseranschluss kosten würde. Der Ausbau in den Fördergebieten erfolge überwiegend in offener Grabenbauweise, auch für den Hausanschluss werde das Kabel üblicherweise in einem Graben verlegt. Eine sogenannte Erdrakete komme nur ausnahmsweise zum Einsatz. Laut Stephan Betz werden knapp sieben Kilometer Erdgräben gezogen und mehr als 40 Kilometer Glasfaser verlegt.
Die Teilnehmer werden laut Kommunalberater in der Ausbauphase mehrfach kontaktiert und entsprechend informiert. Unter anderem gebe es für jedes Gebäude mit der Baufirma eine Vorbesprechung, bei der der Kabelweg ins Haus festgelegt wird und später eine Terminvergabe zur Durchführung der Arbeiten. Innerhalb des Gebäudes könne das Kabel auf Wunsch kostenfrei bis zu 20 Meter vom sogenannten Hausübergabepunkt bis zum eigentlichen Standort der Anschlussdose verlegt werden. Dafür müsse allerdings der Eigentümer vorher selbstständig ein entsprechendes Leerrohr anbringen.
An Ende verwies der Kommunalberater auf die unterschiedlichen Vertriebs- und Beratungskanäle. Dies sind zum einen die Servicenummern oder die Online-Seiten der Telekom und zum Anderen die Vertriebspartner vor Ort , wie der Expert-Markt in Gemünden und die Firma Telecorner in Veitshöchheim. Schließlich gebe noch Haustürberater von Dienstleistern.
Während es Beifall für den Kommunalberater Stephan Betz und dessen ausführlichen Information zur geplanten Umsetzung des geförderten Glasfaserausbaus gab, musste er auch gleichzeitig harsche Kritik zu einigen Vorgehensweisen von Vertretern seines Unternehmens in der jüngsten Vergangenheit, unter anderem wegen der Haustürgeschäfte, entgegennehmen. Besonders intensiv beschwerten sich einige Besucher über das unlautere Vorgehen von Haustürverkäufern, die als Dienstleister der Telekom mit "falschen Tatsachenbehauptungen" versuchten im Vorfeld des Ausbaues entsprechende Internetverträge abzuschließen. Das sei ihnen in manchen Fällen auch gelungen, hieß es aus der Runde.
Wie beispielsweise bereits aus Rieneck berichtet, hätten Mitarbeiter von Telekomdienstleistern auch in Seifriedsburg teilweise behauptet, man müsse einen Vertrag mit der Telekom abschließen, um den angebotenen kostenlosen Glasfaseranschluss zu erhalten. Deshalb sei die jetzige Informationsveranstaltung -bei der klargestellt wurde, dass es grundsätzlich einen kostenlosen Hausanschluss auch ohne Vertrag gibt- viel zu spät angesetzt worden. Denn hier hätte man vorab über alle möglichen Vertriebswege informieren können.
"Warum schickt man schon vorher Drückerkolonnen los", lautete die Frage eines verärgerten Anwesenden. Es gebe auch ältere Leute, die mit einer solchen Situation nicht so umgehen können. Das schade doch dem Ruf der Telekom. Der Kommunalberater verwies auf die nachträglichen Widerspruchsmöglichkeiten und die Qualitätsinitiative der Telekom. Hierbei werde man nochmals angerufen und es gebe zudem eine Hotline an die man sich in einem solchen Fall zur Klärung wenden könne. Bei Beschwerden müsse man allerdings den Namen des Mitarbeiters kennen.
Ungewöhnlich ist ferner, dass ein kleiner Teil Seifriedsburgs nun doppelt mit Glasfaser erschlossen werden soll. Wie Bürgermeister Jürgen Lippert erläuterte, hatte vor einigen Jahren bereits Habnet diesen Bereich eigenwirtschaftlich (also ohne Förderung) ausgebaut. Weil aber (warum auch immer) dieser Ausbau bei der Ausschreibung des neuen Förderverfahrens nicht registriert war, ist dieser Bereich nochmals im neuen Ausbauplan enthalten. Wie der Diskussion zu entnehmen war, will GlasfaserPlus deshalb nochmals ein weiteres eigenes Glasfaserkabel zu den Gebäuden verlegen. Die Firma GlasfaserPlus sei an der Anmietung fremder Netzte nicht interessiert, sagte Stephan Betz. Man müsse den Bürgern die Entscheidung überlassen, ob sie auch einen Anschuss von der Telekom nutzen möchten.
"Das ist Verschwendung von Steuergeldern, da wird nochmal mit Fördergeldern ausgebaut", sagte Lippert in der Veranstaltung. Auch wenn jemand im Vorfeld einen Fehler gemacht habe, sei eine doppelte Zuleitung nicht zwingend erforderlich. Denn man müsse nicht jetzt nochmals für eine "unnötige" zweite Leitung die Straßen und Gehwege aufmachen. Ein solche System passe einfach nicht und werde in Frage gestellt: "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagte Lippert, der dies verhindern und eine weitere Klärung angehen will.
Zum späteren tatsächlichen Ausbau des Glasfasernetzes durch die Baufirmen erinnerte Lippert an Negativ-Beispiele aus den Nachbarkommunen. Um solche Probleme in Gemünden zu vermeiden, bat er die Bürgerinnen und Bürger bei den Baustellen genau hin zuschauen und im Zweifel Mängel durch Fotos zu dokumentieren und schnellstmöglich an die Stadt zu melden. Denn ein Bauüberwachung durch GlasfaserPlus finde quasi nicht statt. Sie werde einfach stillschweigend auf die Kommune übertragen. Es gelte möglichen Problemen von Anfang an entgegen zu wirken.