Der langjährige Betriebsratsvorsitzende von Gerresheimer Lohr, Eugen Heinz, ist am Wochenende im Alter von 83 Jahren gestorben. In dritter Generation war er Glasmacher mit Leib und Seele. Die Familie, Sport und Musik waren neben dem Beruf Ankerpunkte in seinem Leben, das davon geprägt war, sich selbst Leistung abzuverlangen und sich für andere sozial einzusetzen.
Bereits sein Großvater und Vater waren Glasmacher in der Glashütte, die damals noch an der Partensteiner Straße stand. Er habe nie etwas anderes machen wollen, sagte Heinz vor einigen Jahren mit leuchtenden Augen in einem Interview mit dem Bayerischen Fernsehen. Im Juli 1950 begann für den 14-Jährigen die Lehre als Glasmacher - vier Tage nach dem Ende der Schulzeit.
Nach der ersten Woche ging es für den »Stift« bereits in die Nachtschicht. Eugen Heinz erlebte den Umzug in den Lohrer Süden mit, den raschen technischen Wandel zur vollautomatischen Glasfertigung sowie den Einstieg und die Übernahme der Spessarter Hohlglaswerke durch den Düsseldorfer Gerresheimer-Konzern.
1963 wurde er Betriebsratsmitglied, ab 1970 Vorsitzender. Auch in dieser Beziehung folgte er dem Vater, der seit 1948 den Glashütten-Betriebsrat geführt hatte. Das Amt bekleidete er mit Bodenhaftung, Beständigkeit und dem Bemühen um Ausgleich wirtschaftlicher und sozialen Interessen.
Im guten Betriebsklima und im guten Verhältnis zur Führung sah Heinz einen Grund, dass es Spessart-Glas gelang, seine Stellung innerhalb des Gerresheimer-Konzerns auszubauen, während andere Hütten für immer geschlossen wurden. 28 Jahre lang, bis 1998, war Eugen Heinz Betriebsratsvorsitzender. In den letzten zehn Jahren war er zudem Aufsichtsrat der Gerresheimer Glas AG.
Seine Erfahrung und die soziale Kompetenz brachte er im Vorstand der Gustav-Woehrnitz-Stiftung ein, deren Gründungsmitglied er war.
30 Jahre in der Stadtkapelle
1960 heiratete Eugen Heinz seine Frau Anneliese, geborene Englert. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor.
Nicht nur bei der Vertretung der Interessen seiner Kollegen, auch im Sport beweis Eugen Heinz einen langen Atem. Als Langstreckenläufer des TSV Lohr war er von den 1950er bis in die frühen 1970er Jahre bei unterfränkischen und bayerischen Meisterschaften erfolgreich. Danach stieg er auf Skilanglauf und auf das Rennrad um. In der Lohrer Stadtkapelle spielte er drei Jahrzehnte Bariton- und Tenorhorn. Den letzten Auftritt hatte er 2013 in der Glashütte.
Gar vier Jahrzehnte lang musizierte Heinz in einer Drei-Mann-Band bei vielen Feten und Veranstaltungen. Bis ins hohe Alter war der Verstorbene bemerkenswert rüstig. Noch als 80-Jähriger legte er 4000 Kilometer im Jahr mit dem Rennrad zurück.
Die Urnenbeisetzung ist am Mittwoch, 12. Dezember, um 14 Uhr auf dem Lohrer Friedhof.