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GEMÜNDEN: Gleichberechtigung muss sein

GEMÜNDEN

Gleichberechtigung muss sein

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    Ein Händchen für Blumen: Der Zwölfjährige Theo Buchmayer hat beim Boys'Day bei Blumen-Többe in Gemünden im Laufe des Vormittags schon sechs Sträuße gebunden.
    Ein Händchen für Blumen: Der Zwölfjährige Theo Buchmayer hat beim Boys'Day bei Blumen-Többe in Gemünden im Laufe des Vormittags schon sechs Sträuße gebunden. Foto: Fotos(2): Laura Weissenberger

    Rote Rosen, orangefarbene Tulpen, ein wenig Grün dazu und fertig ist er, der bunte Blumengruß für Mama, Oma, Frau oder die Freundin. Bei Blumen-Többe in Gemünden binden normalerweise Floristinnen die Sträuße, heute haben die Frauen aber Verstärkung von einem jungen Mann bekommen. Theo Buchmayer ist einer von rund 30 Jungs, die beim ersten bundesweiten „Boys'Day“, auch Jungen-Zukunftstag genannt, am Donnerstag in Gemünden in für ihr Geschlecht untypische Berufe hineinschnupperten.

    „Ich mache das nicht, weil ich dafür schulfrei bekomme, sondern weil es mir wirklich Spaß macht“, sagt der Nachwuchsflorist, der für einen Tag in Gemünden die Gartenschere schwingt. Eigentlich kommt der begeisterte Hobbygärtner aus Wiesenfeld und geht in die siebte Klasse des Johann-Schöner-Gymnasiums in Karlstadt. Nachdem er bereits zahlreiche Floristen abtelefoniert hatte, war er froh, dass es in Gemünden geklappt hat.

    „Ich bin nicht beim Boys'Day dabei, weil ich dafür schulfrei bekomme. Es macht mir wirklich Spaß.“

    Theo Buchmayer, Schüler aus Wiesenfeld

    „Wir haben dieses Jahr auch schon Anfragen von Mädchen abgewiesen, weil wir den Jungs die Möglichkeit geben wollten, einen Einblick in unseren Beruf zu bekommen“, sagt Floristin Sabine Többe-Trabold. Wie sich herausstellt, hat der Zwölfjährige ein richtiges Händchen für den Job. Von 8 bis 12 Uhr hat Theo bereits sechs Sträuße gebunden. „Es macht ihm Spaß auf Leute zuzugehen“, sagt Többe-Trabold, die von ihrem Praktikanten sogar so begeistert ist, dass sie sich sicher ist: „Ihn würden wir auch sofort ausbilden!“

    Auf die Frage, in welches Metier er denn gerne im nächsten Jahr beim Jungen-Zukunftstag hineinschnuppern möchte, antwortet Theo grinsend: „Wahrscheinlich wieder in einem Blumenladen.“ Zu Hause erntet der Siebtklässler am liebsten Salat und Karotten aus dem eigenen Garten, den er selbst bestellt.

    Auch am Gemündener Friedrich-List-Gymnasium (FLG) haben sich Schüler für den Jungen- und Mädchen-Zukunftstag angemeldet. 20 Mädchen der Jahrgangsstufen sieben bis neun und zehn Jungen der achten und neunten Klassen haben die Gelegenheit genutzt, sich ein Bild von typischen Berufen des anderen Geschlechts zu machen.

    Zwei Schüler haben sich für Tagespraktika im Seniorenzentrum in Gemünden gemeldet, zwei halfen im Kindergarten, andere waren in der Dorfgemeinschaft Hohenroth zu Besuch oder schauten einem Friseur über die Schulter.

    „Es ist gut, dass es nicht mehr nur einen Girls'Day gibt.“

    Stefan Kreß und Andreas Klein, Praktikanten im Pfarrbüro

    Stefan Kreß (16) und Andreas Klein (13) haben sich für das Gemündener Pfarrbüro St. Peter und Paul entschieden. Sie gehen Pfarrsekretärin Rosi Klein für einen Tag zur Hand. „Mein Sohn Andreas wollte mit seinem Freund auch gerne beim „Boys'Day“ mitmachen und so wurde Mamas Büro kurzerhand zur Praktikumsstelle“, erzählt die Sekretärin.

    Nachdem Pfarrer Arkadius Kycia sein Okay gegeben hatte, meldeten sich die beiden Achtklässler aus Gemünden am Donnerstag um 8 Uhr zum Dienst. „Ihre erste Aufgabe bestand darin, den druckfrischen Pfarrbrief nach Straßen in dafürvorgesehene Taschen zu sortieren“, erklärt Klein. „Dann haben sie noch Geschenkbücher und Kerzen für die besonderen Geburtstagskinder der Gemeinde verpackt.“ Im Anschluss nahm Pfarrer Kycia seine Schützlinge mit auf einen Krankenbesuch nach Massenbuch und zeigte ihnen dort die Kirche.

    Der erste Eindruck der beiden: Die Mitarbeiter des Pfarrbüros und der Pfarrer selbst haben ganz schön viel zu tun. Zu einem späteren Theologiestudium oder gar dafür Pfarrer zu werden, konnte Kycia die Praktikanten aber doch nicht überreden. „Ich will später bestimmt mal Familie und Kinder“, sagt Andreas.

    Im nächsten Jahr möchte Stefan wieder in den Büroalltag reinschnuppern, für Andreas allerdings ist das nichts: „Das ist mir zu langweilig. Ich schau dann lieber im Klosterkindergarten rein.“ Aber bei einer Sache sind sich die beiden einig: Es ist gut, dass es nicht mehr nur einen „Girls'Day“ gibt, schließlich muss Gleichberechtigung herrschen.

    ONLINE-TIPP

    Mehr Informationen und Bilder zum Girls'Day unter www.mainpost.de/regionales/main-spessart.

    Boys'Day und Girls'Day

    Seit 2001 findet an jedem vierten Donnerstag im April, der Girls'Day statt. In diesem Jahr feierte erstmals bundesweit auch der Boys'Day Premiere. Dieser Tag dient Schülern ab der fünften Klasse dazu, die für das jeweils andere Geschlecht typischen Berufe kennenzulernen. Ursprünglich sollte der Tag dabei helfen, den Anteil der weiblichen Beschäftigten in sogenannten „Männerberufen“ zu erhöhen und damit den sich abzeichnenden Fachkräftemangel in der Industrie zu verringern. Der Boys'Day kann als Pendant dazu mit Aktionen für Jungs angesehen werden. Seit der Einführung des Girls'Day steigen die Zahlen der Ausbildungs- und Studienanfängerinnen in technischen Bereichen deutlich an.

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