Der Weg zur Wenzel Group aus Richtung Lohr oder Aschaffenburg führt durch dichte Wälder. Kaum jemand würde hier in diesem abgelegenen Winkel des Landkreises Main-Spessart einen Global Player vermuten. Und doch werden hier Präzisionsmessgeräte für den Weltmarkt produziert. „Gäbe es eine Weltrangliste, so wären wir auf Platz vier“, sagen die Geschäftsführer Dr. Heike Wenzel-Däfler und Frank Wenzel selbstbewusst.
Als abgeschieden sehen sie selbst ihren Standort nicht. „Wir sind in der Mitte von Deutschland“, so Wenzel-Däfler. Die Bahnanbindung sei optimal und die Autobahn nicht weit. Viele Mitarbeiter könnten stressfrei pendeln. Es gebe keine Staus und überfüllten Züge. Frank Wenzel betont als Vorteil die Nähe zum Frankfurter Flughafen.
Eine von „Bayerns Best 50“
Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. Die Wenzel Group gehörte 2012 zu „Bayerns Best 50“. Diese Auszeichnung wurde der Wenzel Group nach 2009 bereits zum zweiten Mal verliehen. Es werden damit Betriebe geehrt, die sich in den vergangenen Jahren als besonders wachstumsstark erwiesen haben.
Mittlerweile hat das Unternehmen ein weltweites Vertriebsnetz gespannt und Tochterfirmen in der ganzen Welt gegründet. Hauptproduktionsstandort ist aber Wiesthal im Spessart. Dort stellt das familiengeführte Unternehmen Systeme her, mit dem sich alles in jeder Größe präzise vermessen lässt. Die Produktpalette umfasst Koordinaten- und Verzahnungsmesstechnik, Computertomografie und Hochgeschwindigkeitssysteme zum Messen und Digitalisieren.
„Unsere Geräte werden meist in der Qualitätskontrolle eingesetzt“, erklärt Pressesprecher Steffen Hochrein. Er verdeutlicht das am Beispiel einer Turbinenschaufel eines Flugzeug-Triebwerks. Nach der Produktion wird diese mit Geräten „made in Wiesthal“ präzise gemessen und geprüft, denn es ist leicht einzusehen, dass hier die Qualität zu 100 Prozent stimmen muss. Zu den Hauptabnehmern zählen Kunden aus der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt sowie dem Maschinenbau.
Dabei ist die Wenzel Group noch ein junges Unternehmen. Erst im Jahre 1968 hatte der Mechaniker-Handwerksmeister Werner Wenzel neben seinem Privathaus in Wiesthal den Betrieb gegründet und stellte zunächst mit drei Angestellten Prüfgeräte und Messwerkzeuge her. Von da an ging es steil bergauf. Ein Meilenstein war 1980 die Entwicklung eines 3-D-Koordinatenmessgeräts gewesen. Damit stieg das Unternehmen in die Messung von dreidimensionalen Gegenständen ein.
1990 hatte das Unternehmen schon 130 Beschäftigte, bis zum Jahr 2000 stieg diese Zahl weltweit auf 265 Beschäftigte an. Derzeit sind es 630 Mitarbeiter in der Wenzel Group, davon rund 330 in Wiesthal.
Was die Zukunft angeht, herrscht im Unternehmen Optimismus. Auf der Messe Control in Stuttgart wurde kürzlich ein neu entwickelter, optischer Sensor vorgestellt, mit dem sich Gegenstände berührungslos messen lassen. „Davon versprechen wir uns einen weiteren Aufschwung“, sagt Pressesprecher Hochrein.
Segen für die Region
Dies wird den Standort in Wiesthal weiter stärken, denn für diese strukturschwache Region ist die Wenzel Group ein Glück. Die Beschäftigten kommen aus der ganzen Region. Die meisten pendeln zu ihrem Arbeitsplatz. Da ist es gut, dass es in Wiesthal einen Bahnhof gibt.
Die internationalen Gäste, die das Werk besuchen, werden in der Villa Marburg untergebracht. Das ist das zum Unternehmen gehörende Hotel im benachbarten Heigenbrücken im Landkreis Aschaffenburg. Firmengründerin Helga Wenzel hatte die Villa bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr geführt. Ihr Mann Werner Wenzel ist schon 2006 gestorben. Seitdem wird das Unternehmen von den Kindern Frank Wenzel und Heike Wenzel-Däfler geführt.