"Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer." Wer war nochmal Xavier Naidoo? Die wohl bekannteste Textzeile des Parade-Schwurblers und berüchtigten Sohn Mannheims könnte so manche Lohrer am Donnerstag beim Spaziergang durch die Hauptstraße beschäftigt haben. Der Grund: Unweit des alten Rathauses arbeitete ein Bagger mitten in der Fußgängerzone munter vor sich hin. Die Baustelle blockierte dabei fast die gesamte Straßenbreite – und das einen Tag vor dem Festzug der Spessartfestwoche!
"Wasserrohrbrüche kommen immer zur ungünstigsten Zeit", meint dazu Bettina Ruppert vom Ordnungsamt in Lohr. Inzwischen wurde das Pflaster wieder aufgeschüttet, die Straße weitestgehend passierbar gemacht. Stellen Sie sich vor, die ganzen Pferde oder mit Klarinetten und Blechblasinstrumenten bewaffneten Menschen hätten sich auf weniger als zwei Metern Breite durch die Engstelle schleusen müssen.

Aus der Spessartfestwoche wäre bei der geschätzten Verzögerung wohl der Spessartfestmonat geworden. Alternativ hätte man die Baustelle am Freitag schneller passieren können, indem jeweils eine Person auf den Schultern einer anderen Platz nimmt. Die Bilder von Huckepack und Bagger an der beliebten Fotostelle des Festzugs wären mal was Anderes gewesen – und die Bewohner der oberen Stockwerke in der Hauptstraße hätten mehr vom Spektakel gehabt als sonst.
Ein Skandal jagt den nächsten
Vielleicht wären die menschlichen Türme zum Auftakt der Spessartwoche aber auch eine Schnapsidee gewesen. Als solche bezeichnete Mario Paul im Nachhinein auch seine nicht ganz ernst gemeinten Gedanken auf der Festbierprobe am Mittwoch. Der Lohrer Bürgermeister kündigte an, künftig nur noch Stadtwein statt Bier auf der Festwoche ausschenken zu wollen. Der Wein solle auf Schadflächen im Stadtwald angebaut werden, die Stadtkasse mit Geld füllen und den klimagerechten Umbau des Waldes voranbringen. Die anwesende Belegschaft der Keiler-Brauerei soll laut Augenzeugen kurz davor gewesen sein, Paul für diesen Einfall wegen lustig zu verhaften.

Parallel hätten die Handschellen beinahe bei einer der Bedienungen im klassisch grün-weiß-karierten Keilerhemd geklickt. Die schlich sich unbeobachtet hinter das Rednerpult und wollte sich doch tatsächlich als die Landrätin von Main-Spessart ausgeben. Auf den zweiten Blick stellten die Gäste der Festbierprobe dann aber fest, dass es sich bei der Frau tatsächlich um Sabine Sitter handelte.

Und die Überraschungen rissen noch nicht ab. Hans Müller bekam als letztmalig Brauerei-Hauptverantwortlicher der Festwoche einen sich stets wie von Geisterhand füllenden Krug überreicht. Sollte dieser Zauber auch über das Lohrer Volksfest hinaus weiterhin Wirkung zeigen, ist dem ehemaligen "Mister Spessartfestwoche" zu raten, gut auf den Tonhumpen Acht zu geben. Die Bierpreise sind schließlich auch nicht mehr das, was sie mal waren. Außerdem brauchen sich "Hans Müller und der Zauberkrug" nicht wundern, wenn die britische Autorin J.K. Rowling plötzlich wegen einer Drehbuchidee durchklingelt.