„Wir haben Großes vor“, eröffnete Gregor Bett seinen Vortrag im Lohrer Stadtrat. „Wenn alles perfekt läuft,“ so der Klinikreferent, „gehen wir davon aus, dass wir das Klinikum 2023 eröffnen können.“ Am Mittwochabend nahm das mit 142 Millionen Euro (plus/minus 40 Millionen Euro) veranschlagte Projekt die nächste Hürde: Der Stadtrat verabschiedete den Vorentwurf des Grünordnungsplans des Zentralklinikums.
Das öffentliche Interesse war vergleichsweise groß: Ein Großteil der knapp 20 Besucher interessierte sich offenbar speziell für dieses Thema, abzulesen daran, dass sie die Sitzung nach der Abstimmung über diesen Tagesordnungspunkt verließen.
Die Details vorgestellt hatte Dieter Spörl vom Passauer Landschaftsarchitektenbüro Garnhartner+Schiober+Spörl. Demnach sieht die gegenwärtige Planung wie folgt aus:
Die Zufahrt
Angefahren wird das Klinikum über eine Privatstraße, die neu gebaut wird. Sie zweigt von der Straße „Zur Alm“ ab nach Süden und soll acht Meter breit werden – beiderseits gesäumt von jeweils einen Meter breiten Gehwegen. An den Fahrbahnrändern werden zwei Streifen mit einer Breite von jeweils 1,50 Metern abmarkiert für Radfahrer. Nach rund 400 Metern biegt die Straße vor den Klinikgebäuden nach rechts in Richtung Westen ab und führt zu einem Wendehammer für Busse in der Nord-West-Ecke des Areals. Möglicherweise wird dort eine Haltestelle eingerichtet, die auch vom Bezirkskrankenhaus aus zugänglich ist.
Der Schallschutz
Für Privatstraßen gelten schärfere Bedingungen, was den Schallschutz angeht. Geplant sind derzeit drei Schallschutzwände: Zwei an der Abzweigung der Zufahrt und eine dritte etwa auf halber Strecke, wo die Straße dicht am Gutshof des Bezirkskrankenhauses vorbeiführt. Zur Talseite hin ist zudem ein Lärmschutzwall geplant. So werden laut Spörl allerorten die Grenzwerte eingehalten. Im Bereich des Reithofes seien sogar ein Wall und eine Wand geplant, obwohl Schallschutz an dieser Stelle rechtlich nicht notwendig sei, ergänzte Bürgermeister Mario Paul. Da werde mehr gemacht, als erforderlich.
Die Baufenster
Von dem Gebäudekomplex wurden bislang nur die so genannten Baufenster festgelegt, also die äußeren Maße. Geplant sind mehrere Gebäudetrakte unterschiedlicher Höhe. Auf dem mit 28 Metern höchsten, zentralen Trakt wird der Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. Nach außen hin ist eine abgestufte Architektur vorgesehen mit Gebäudeteilen von 23 beziehungsweise zwölf Metern Höhe.
Laut Klinikreferent Bett hatten sich elf Architekten beworben, Vorschläge für die Gestaltung zu machen. Fünf seien eingeladen worden und könnten sich Hoffnung machen auf das ausgelobte Preisgeld. Die Bewertung der eingereichten Entwürfe finde gerade statt, so Bett. Die Einrichtung eines Ärztehauses und der Umzug der Dialyse, des KfH-Nierenzentrums seien Bestandteil der Planung.
Parkplätze
Derzeit rechnen die Planer mit 560 Parkplätzen auf dem Klinikareal. Ob es auch eine Tiefgarage geben wird, ist offenbar unsicher: „Eventuell“, bemerkte Spörl zu diesem Thema lediglich.
Naturschutz
„Es ist viel Grün eingeplant“, versprach der Planer. So soll in dem Bereich zwischen Klinik und der Wohnbebauung im Osten und Süden eine 1,8 Hektar große Streuobstwiese angelegt werden. Damit ist knapp die Hälfte der vier Hektar Ausgleichsfläche abgegolten. Die restlichen 2,2 Hektar sind anderswo im Stadtgebiet auszuweisen. Vorschläge dafür gebe es bereits, wurde in der Sitzung erwähnt. Zudem ist im Osten der Zufahrt ein Grünstreifen vorgesehen.
Artenschutz
Zauneidechsen, europarechtlich geschützt, sind auf dem künftigen Klinik-Areal bislang nicht ausgemacht worden. Dass es ein Revier für ebenfalls geschützte Vögel oder Fledermäuse ist, „konnte man nicht nachweisen“, so Spörl. Jedoch würden in Kürze die Ergebnisse weiterer Untersuchungen vorliegen.
Abstand zur Wohnbebauung
Auf Nachfrage ging Spörl auch auf die Abstände der Gebäude ein. Demnach sind es nach Süden hin mindestens 60 und nach Osten mindestens 70 Meter – gemessen von Wand zu Wand.
Reitverein muss Reitplatz opfern
Durch die Zufahrt zum Klinikum muss der Reitverein Lohr seinen größeren Reitplatz im Süden der Reithalle opfern. Der kleinere Reitplatz nördlich der Halle wird stattdessen erweitert, führte Bürgermeister Mario Paul aus. Ein Teil der Weideflächen werde verlagert.
Die BKH-Gärtnerei wird verlegt
Was in der Stadtratssitzung nicht zur Sprache kam: Der Bau der Zufahrtsstraße wirkt sich auch auf die Gärtnerei des Bezirkskrankenhauses aus, die heute nur noch zu therapeutischen Zwecken genutzt wird. Diese wird durch die jetzt geplante Zufahrt durchschnitten. Dem Plan zufolge kämen ein Teil des Gartens und das Gewächshaus links der Zufahrt zu liegen. Dem Abzweig selbst, der in einem etwas weiteren Bogen geplant ist, wird ein Teil des angelegten Gartens und das Sozialgebäude zum Opfer fallen. Der Pressesprecher des Bezirks, Markus Mauritz, versicherte jedoch, dass die Gärtnerei erhalten bleibt, nach Westen hin den Hang hinauf verschoben wird und die Gebäude neu errichtet werden. Laut Mauritz hat der Bezirk dafür schon 1,13 Millionen Euro angesetzt, von denen der Freistaat dann aber 1,11 Millionen übernehmen werde.
Der Stadtrat befürwortete die vorgestellten Pläne einstimmig. „Das ist ein klares Signal“, freute sich Bürgermeister Paul.