Die aus allen Nähten platzende Lohrer Grundschule soll schnellstmöglich durch das Aufstellen von Containermodulen um ein Klassenzimmer erweitert werden. Damit befasste sich der Lohrer Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung. Die Frage, ob die Container gemietet oder gekauft werden, ist noch offen. Bei ihrer Beantwortung spielen Zeitdruck und Kosten eine Rolle.
Bauamtsleiter Ingo Schmitt sprach in der Sitzung von einem "dringenden Handlungsbedarf". Da an dem denkmalgeschützten Gebäude keine Erweiterungsmöglichkeiten bestünden, bleibe nur das Aufstellen von Containermodulen. Schmitt zeigte eine Skizze, die im Pausenhof der Schule direkt in Verlängerung des Haupteingangs vier aneinandergekoppelte Container vorsah.
Bei Miete schnellere Lieferung
Im Falle einer Miete könnten diese Container in vier Wochen geliefert und aufgestellt werden, so der Bauamtsleiter. Die von sieben Anbietern eingeholten Angebote lägen für eine Mietdauer von zwei Jahren zwischen etwas über 20.000 und rund 45.000 Euro, schilderte Schmitt eine beachtliche Preisspanne.
Bei einem Kauf würde es laut Schmitt hingegen vier bis fünf Monate dauern, bis das Container-Klassenzimmer bezugsfertig wäre. Allerdings wäre der Kauf bei einer längeren Nutzung der Container wirtschaftlicher. Schmitt nannte für die vier benötigten Container Anschaffungskosten zwischen 70.000 und 125.000 Euro, wobei der Preis von der energetischen Ausstattung abhänge.
Man könne wohl davon ausgehen, so sagte Bürgermeister Mario Paul, dass das Container-Klassenzimmer für mehr als zwei Jahre benötigt werde. Man könne damit "problemlos bis zu sechs Jahre weitermachen".
Unterschiedliche Meinungen
Ruth Steger (SPD) sprach davon, dass man eine schnelle Lösung brauche. Man solle es jedoch der Verwaltung überlassen, mit der Schule zu klären, wie eilig es dieser ist.
Mathilde Lembach (Grüne) sprach sich für das Mieten der Container aus, weil andernfalls bis zur Lösung des Platzproblems ein halbes Schuljahr vergangen sei. Auch Lembachs Fraktionskollege Wolfgang Weis plädierte dafür, so schnell wie möglich zu handeln. Man müsse die Belange der Schüler über die Wirtschaftlichkeit stellen. Wenn man den Zeitdruck hätte vermeiden wollen, "hätten wir früher in die Gänge kommen müssen", sagte Weis. Infos dazu, seit wann der erhöhte Platzbedarf bekannt ist, gab es in der Sitzung nicht.
Drei Bäume müssen weg
Dirk Rieb plädierte aus Gründen der Wirtschaftlichkeit für den Kauf der Container. Er begründete dies auch damit, dass für das Aufstellen der Container das Landratsamt so oder so eine Baugenehmigung erteilen müsse, die man noch nicht habe. Allerdings, so Paul, wurde das Thema bereits mit der Behörde vorbesprochen. Eine brandschutzrechtliche Einschätzung zum Container-Klassenzimmer stehe noch aus. Um die Container aufstellen zu können, müssen drei Bäume im Pausenhof gefällt werden.
Peter Sander (FDP) brachte noch eine andere Überlegung ins Spiel: Es stehe irgendwann die Sanierung der Grundschule Sendelbach an. Womöglich benötige man auch dabei Container als Klassenzimmer, was ein weiteres Argument sei, sie zu kaufen. Die Räte beschlossen schließlich, dass auf jeden Fall ein Container-Klassenzimmer im Pausenhof der Lohrer Grundschule errichtet und das weitere Vorgehen mit der Schule besprochen wird.
Aktuell rund 230 Schüler
Wolfgang Schmitt, Schulleiter der Grundschule, erklärte nach der Sitzung gegenüber der Redaktion, dass allein schon die Perspektive ein wichtiges Signal für die Schule sei. "Wir sind froh, dass man das Problem erkannt hat." Wenn der Kauf der Container für die knappen Finanzen der Stadt besser sei, könne die Schule die damit verbundene längere Lieferzeit überbrücken, so Schmitt.
Aktuell zähle die Schule rund 230 Schüler, "Tendenz steigend". Entscheidend sei die Zahl der Klassen, die bei zwölf liege. Das sei auch früher schon so gewesen. Jedoch sei seither die Offene Ganztagsschule eingeführt worden, die den kompletten dritten Stock der Schule benötige. "Damit fallen drei bis vier Klassenzimmer weg", so Schmitt. Mittlerweile werde selbst die Aula für Unterricht genutzt, es gebe kein Sprechzimmer mehr für Elterngespräche, schildert der Schulleiter die Folgen. Ein zusätzliches Klassenzimmer werde die Lage zumindest etwas entspannen.