Landrat Armin Grein wies daraufhin, dass der Landkreis in der Vielzahl von Standortanalysen und Vergleichen höchst unterschiedlich bewertet wird. Häufig widersprächen sich gar die Aussagen verschiedener derartiger Analysen.
Dennoch bat der Landrat Wirtschaftsreferentin Valentine Lehrmann die Ergebnisse des im März veröffentlichten Prognos Zukunftsatlas 2007 dem Wirtschaftsausschuss vorzustellen. Dieses Ranking lasse zum einen eine Entwicklung gegenüber der Analyse des Jahres 2004 erkennen und habe außerdem die Ergebnisse der Region Mainfranken „detailliert aufgearbeitet“. Insgesamt hat sich der Landkreis von Rang 241 im Jahre 2004 auf Platz 227 verbessert.
29 Indikatoren
Lehrmann erklärte, dass Prognos die „demografische und ökonomische Zukunftsfestigkeit“ mit Hilfe von 29 Indikatoren bewerte. Untersucht werden demografische Faktoren wie Geburtenrate, Anteil und Wanderung junger Erwachsener, soziale Aspekte wie Kaufkraft, Kriminalitätsrate und kommunale Verschuldung, Aspekte des Arbeitsmarktes (Arbeitslosenquote, Arbeitsplatzdichte, Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungsbereich) sowie Wettbewerbsfaktoren (Beschäftigte in Zukunftsbranchen, Firmengründungen, Investitionsquote). Als Kernergebnisse fasste Lehrmann zusammen:
♦ Das Nord-Süd- und das West-Ost-Gefälle in Deutschland bleiben relativ stabil.
♦ Die höchste Zukunftsfähigkeit haben Metropolen und Umlandregionen mit hoher wirtschaftlicher und technologischer Leistungsfähigkeit, vor allem in den Räumen München, Ingolstadt/Regensburg/Nürnberg, Stuttgart, Rhein-Neckar, Rhein-Main und Rheinland.
♦ Die geringste Zukunftsfähigkeit ist in westdeutschen Regionen zu finden (Emden, Friesland, Offenbach, Goslar).
♦ Als Erfolgsfaktoren für Regionen gelten die Beschäftigung Hochqualifizierter, das Vorhandensein internationaler Spitzenunternehmen und technologischer Kapazitäten. Die Zuwanderung junger Erwachsener (18 bis 30 Jahre) und eine hohe Kaufkraft sind weitere Faktoren.
Main-Spessart wird anhand dieser Faktoren als Region mit „ausgeglichenem Chancen-Risiken-Mix“ eingeordnet, ähnlich wie die Städte Kiel, Berlin, Lübeck, Heilbronn, Leipzig, Rostock oder Chemnitz.
Aus der Prognos-Analyse leitete Valentine Lehrmann die Stärken und Schwächen von Main-Spessart ab. Arbeitslosenquote, Sozialhilfequote und Kriminalitätsrate sind im Landkreis sehr gering. Zudem wurden die Arbeitsplatzdichte stabilisiert und Hochqualifizierte in den Landkreis gelockt. Zu den Schwächen zählen der Bevölkerungsrückgang und vor allem die Abwanderung junger Erwerbstätiger von 18 bis 30 Jahren, die Stagnation des Bruttoinlandsprodukts und des Dienstleistungsbereichs. Die nebenstehende Grafik zeigt die Entwicklung des Landkreises im Prognos-Ranking von 2004 bis 2007 bei ausgewählten Faktoren.
Der geringe Anteil an Arbeitsplätzen im Dienstleistungsbereich verblüffte die Kreisräte. Valentine Lehrmann meinte: „Die Unternehmen werden bei ihrer Gründung einem Sektor zugeteilt. Warema und Rexroth waren damals zum Beispiel in erster Linie Produzenten. Wenn diese Firmen heute viele Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich schaffen, werden sie dennoch dem Bereich Produktion zugerechnet.“ Die Kreisräte wunderten sich trotz dieser Erklärung, warum das ausgerechnet im Landkreis Main-Spessart so stark ins Gewicht fiele.
Grund zur Sorge
Landrat Grein resümierte: „Im Großen und Ganzen können wir mit dem Resultat zufrieden sein. Wir sind nicht überall spitze, aber in den wesentlichen Bereichen vorne dabei.“ Grünen-Kreisrätin Simone Tolle widersprach: „Ich bin nicht zufrieden mit der Einschätzung ausgeglichener Chancen und Risiken. Das heißt, wir stehen am Scheideweg. Auch die Abwanderung junger Erwerbstätiger gibt Grund zur Sorge. Das ist auch ein Arbeitsauftrag für den Wirtschaftsausschuss.“
CSU-Kreisvorsitzender Klaus Bittermann wollte dies nicht überbewerten: „Die jungen Leute gehen zum Studium und zur Ausbildung fort. Wichtiger wäre zu wissen, wer danach wieder zurückkommt.“ SPD-Kreisrat Heinz Mehrlich meinte: „In der Gesamtschau schneiden wir nicht schlecht ab.“
Landrat Grein sagte, es ärgere ihn, dass der Landkreis „keine Wachstums-, sondern eine Schwundregion sei. Dagegen müssen wir etwas tun.“