Ein altes Gebäude abreißen und auf einer grünen Wiese ein neues bauen – das erscheint oftmals einfacher, als ein historisches Anwesen aufwendig zu sanieren. Die Beliebtheit von Neubaugebieten führt jedoch in vielen Kommunen zu einem Problem: In den Ortskernen gibt es immer mehr Leerstände, historische Häuser verfallen. Das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken (ALE) will mit einer neuen Wanderausstellung zeigen, dass es auch anders geht. Unter dem Titel "Gut gebaut in Unterfranken" werden Beispiele gelungener Sanierungen sowie Neu- und Umbauten aus der Region gezeigt.
Altes und Neues kann zusammen funktionieren
Das Dorfgemeinschaftshaus in Esselbach ist nicht nur Ort der Ausstellungseröffnung, sondern zugleich Exponat. "Bis vor drei Jahren war es ein baufälliges Gebäude, das kaum genutzt wurde", sagte Bürgermeister Richard Roos. Ursprünglich sollte das ehemalige Gasthaus Lamm abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Bei Untersuchungen mit einer Wärmebildkamera kam jedoch ein etwa 300 Jahre altes Fachwerk zum Vorschein. Deshalb wurde das Gebäude historisch saniert, mit einem modernen Anbau ergänzt und im vergangenen Jahr als neuer Treffpunkt im Dorf eingeweiht. Es bietet Raum für Veranstaltungen der Gemeinde und von Vereinen, kann aber auch für private Feiern angemietet werden.

Der Leiter des ALE, Jürgen Eisentraut, betonte bei der Ausstellungseröffnung, dass die Ortskerne ein Teil der regionalen Identität und deshalb wichtig für das Dorfleben seien. "In den Ortskernen spielt die Musik, nicht an den Ortsrändern", sagte er. Wichtig finde er auch die Individualität: "Das Ochsenfurter Gau baut anders als die Rhön oder der Spessart." Die Ausstellung solle Ideen und Anreize vermitteln, aber auch Mut machen. Den brauche es bei allen Beteiligten, denn die Sanierungsprojekte seien oft aufwendig und manchmal passiere etwas Unvorhergesehenes – wie zum Beispiel in Esselbach, wo auf dem Gelände des Dorfgemeinschaftshauses Skelette gefunden wurden.
"Wir dürfen uns auch weiterentwickeln, umdenken und neu denken"
Dass es richtig und wichtig ist, Altes und Neues zusammenzubringen, betonte Stadtplanerin Evi Mohr. Sie arbeitet in einem Schweinfurter Architekturbüro, das bereits viele Sanierungsprojekte geplant und umgesetzt hat und stellte in Esselbach einige davon vor. "Wir dürfen uns auch weiterentwickeln, umdenken und neu denken. Aber immer in unserem fränkischen Baustil und mit dem bereits Vorhandenen", so Mohr. So könne man es schaffen, dass die Gebäude weiterhin "das Gefühl vermitteln, zuhause zu sein". Neubaugebiete hätten mit der regionalen Identität oft wenig zu tun.

In der Ausstellung werden sechs Merkmale typisch fränkischer Baukultur präsentiert. Unter anderem ist das die Kubatur: Langgezogene, rechtwinklige und schlichte Formen sind in vielen fränkischen Dörfern vorherrschend. Beim Material zeigt sich, dass vor allem natürliche Baustoffe zum Einsatz kamen: Steine, Tonziegel und Holz kamen meist aus der Region. Typisch sind laut der Ausstellung auch Höfe und Vorgärten, die oft durch Tore oder Zäune abgeschirmt wurden.

Landrätin Sabine Sitter betonte, dass es gerade auch in den Städte- und Gemeinderäten wichtig sei, den Grundsatz "innen vor außen" zu vertreten und nicht nur auf Neubaugebiete zu setzen. Sie sagte aber auch, dass es nicht immer einfach sei, damit den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden. Gerade im Landkreis Main-Spessart, der stark ländlich geprägt ist, sei das fränkische Ortsbild in ihren Augen jedoch sehr wichtig.
Die Ausstellung in EsselbachAm Sonntag, 12. Februar, ist "Gut gebaut in Unterfranken" von 11 bis 17 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Esselbach zu sehen. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung wird anschließend in unterschiedlichen Orten in Unterfranken zu sehen sein, interessierte Gemeinden können sie in ihre Orte holen.Quelle: ALE