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Neubrunn: Heimatfest von gestern?

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    Amüsant in Szene gesetzt: brisante Fragen nach Familienrollen, Zeitenwandel und Heimatbegriff
    Amüsant in Szene gesetzt: brisante Fragen nach Familienrollen, Zeitenwandel und Heimatbegriff Foto: Jens-Eberhard Jahn

    "An vier Abenden waren wir ausverkauft, bei zwei Aufführungen waren noch ein paar Plätze frei", berichtet Horst Hofmann, der zum ersten Mal bei der "Theatergruppe Neubrunn" Regie führte. Gespielt wurde fast ausschließlich im Neubrunner Dialekt. Der Erfolg des Mundartstücks zeigt, dass Dialekt nicht "von gestern" ist. Die hochdeutsche Textvorlage der Komödie "Heimatfest" stammt von der fränkischen Theaterautorin Regina Rösch, deren oft eher biedere Schwänke sich im Laientheater großer Beliebtheit erfreuen. In Neubrunn ging es lebhaft, amüsant, tiefgründig und alles andere als bieder zu.

    Die Handlung: Heinz (in überragender Frische dargestellt von Hubert Bauer), Günter (Peter Dengel) und Otmar (Franz Schlötter) versuchen sich als Hausmänner, wünschen sich aber die Geschlechterrollen der "guten alten Zeit" zurück und planen ein Heimatfest. Aber so richtig kommt das nicht in Schwung, denn mit dem Fest wollen sich die Drei vor allem in ihre Jugendzeit zurück träumen. Die "Heimatfest-Dorf-Bereichsleiter" (stillgestanden!) teilen die Arbeit unter sich auf und beginnen, ihre Familien dafür einzuspannen. Schon im zweiten Akt wird klar: Die Frauen wollen beim Fest keine Kühe melken, weder Günters Gattin Henriette (Yvonne Schlachter), noch Genovefa (Sabrina Kolle) und erst recht nicht die laszive Amalie (Simone Hüttl). Die Männer haben wirkliche Landwirtschaft auch früher nie gelernt und brauchen dazu ein Online-Tutorial. Also droht die Inszenierung der erträumten Vergangenheit zu scheitern und Heinz' Frau Agathe (Cornelia Hellmann – brillant!) stellt fest: "Es geht gar nicht ums Heimatfest. Es geht darum, dass wir wieder so spur solle wie früher".

    Doch zur Frauen-Rebellion kommt es nicht, denn plötzlich werden Schätze entdeckt, weitere gesucht und vor allem Trophäen der zahlreichen früheren "Schätzchen" der Männer gefunden. Die Festvorbereitungen geraten darüber in den Hintergrund.

    Amüsant in Szene gesetzt: brisante Fragen nach Familienrollen, Zeitenwandel und Heimatbegriff
    Amüsant in Szene gesetzt: brisante Fragen nach Familienrollen, Zeitenwandel und Heimatbegriff Foto: Jens-Eberhard Jahn

    Der Protest gegen die 1950er-Normen der alten Männer wäre wirklich bieder und vorgestrig, wenn damit nicht Klischees generell parodiert und hinterfragt würden. Denn da ist auch noch die Jugend: Tochter Tanja (authentisch verkörpert von Maja Hofmann) und Franz-Josef alias Sissi (Klaus Lurz) machen auf Tik-Tok fürs Heimatfest Reklame und schaffen durch ihr ständiges nervtötendes Filmen und Posten das "Stück im Stück".

    Die Regie hat drei Akte lang jedes darstellerische Detail im Blick und sorgt für köstliche Effekte: Mäuse fliegen aus dem Sofa ins Publikum, das später auch noch Spritzer aus Kunsteutern ertragen muss. Dank gilt auch Technik, Maske und Koordination. Die Souffleuse (Liane Schilling) hatte dem textsicheren Ensemble fast nie auszuhelfen, allerdings Co-Regie geführt.

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