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HESSDORF: Heimatforschung in der Erde

HESSDORF

Heimatforschung in der Erde

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    Nicht nur in der grauen Vorzeit zogen die Altvorderen in unseren Breiten durch Wälder und Auen, sondern auch in der Bronzezeit, im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit, noch bevor Eisenbahn und Auto erfunden waren. Das belegen die Bodenfunde des Heßdorfers Oliver Krämer, der sogar eine Scheibenfibel aus der Bronzezeit vorweisen kann. Daneben hat der 35-jährige Hobbyarchäologe aus den Feldern rund um Heßdorf einige Hundert kleine und große Schätze aus der Ackerkrume geborgen.

    Die Heimatgeschichte und die Lebensweise unserer Vorfahren haben den gelernten Maurer schon in seiner Schulzeit fasziniert. So war es kein Wunder, dass er vor sieben Jahren selbst aktiv wurde, nachdem er bei Freunden die spannende Suche nach der Vergangenheit mit einem Metalldetektor gesehen hatte. Er beschaffte sich über das Internet ein Gerät für 100 Euro, fand damit aber nur größere Eisenteile. „Die Detektoren, mit denen man auch kleine Silber- oder Goldmünzen findet, sind wesentlich teurer.“

    Bis zu 15 Zentimeter tief

    Mittlerweile kann er, je nach Bodenbeschaffenheit und Feuchtigkeit, metallische Kleinteile in bis zu fünfzehn Zentimetern Tiefe orten. Krämer erinnert sich noch genau an den Tag, an dem er am Uhlberg den ersten Pfennig gefunden hat. Zuvor war allerdings die Zulassung beim Landesdenkmalamt in Bamberg einzuholen. Krämer legt Wert darauf, nicht zu den „wilden“ Schatzsuchern zu gehören.

    Seine Funde muss er melden und auch dem Grundstückseigentümer mitteilen, der im Fall eines Verkaufs nach bayerischem Recht Anspruch auf die Hälfte des Erlöses hat. Doch dazu kommt es nicht, sagt der Heßdorfer, während er seinen Münzkoffer öffnet. Fein säuberlich sortiert liegen darin im samtenen Stoffbezug einige Hundert Pfennige, Taler, Gulden und Heller aus aller Herren Länder. Die bedeutendsten hat er zusätzlich fotografiert und in einem Leitzordner nach ihrer Herkunft sortiert.

    Silberpfennig des Fürstbischofs

    Ein im Durchmesser etwa ein Zentimeter kleines Prachtstück ist der Silberpfennig des Würzburger Fürstbischofs Manegold von Neuenburg, dessen Regentschaft von 1287 bis zu seinem Tod im Jahr 1303 reichte. Die Geldstücke aus Belgien, Österreich, Frankreich, Belgien, Dänemark, Holland und Polen belegen mit den zahlreichen Uniformknöpfen und Gürtelschnallen, dass die Gegend um Heßdorf und Höllrich schon immer Durchzugsland war. Krämer weist in diesem Zusammenhang auf die Burgen in der Nachbarschaft hin: „Da gab es die Reusenburg, das Schloss Höllrich, die Homburg und noch einige Burgen und Schlösser, die auch als Ruinen nicht mehr existieren.“

    Die Ergiebigkeit seiner Funde erklärt das Landesdenkmalamt mit der bisher wenig erfolgten Erforschung in diesem Gebiet. In dem zu einem „Privatmuseum“ umfunktionierten Zimmer des Elternhauses hat Krämer in Vitrinen weitere Exponate platziert: Knöpfe, Orden, Ringe, Armbrustbolzen, mittelalterliche Nägel und etwa 500 Musketenkugeln. „Die geben immer ein gutes Signal ab“, sagt der Schatzsucher und verweist humorvoll auf einen weiteren Nebeneffekt seines Steckenpferdes: „Allein das viele Blei, das ich aus der Natur entsorge, macht das Hobby wertvoll.“

    Dazu gehören allerdings auch jede Menge Getränkedosen und ab und zu ein Bulldogschlüssel. Sogar über ein Dutzend Fingerhüte kamen zum Vorschein, vom handgefertigten mittelalterlichen Fingerschutz bis zur aktuellen Aluminium-Massenware.

    Nachdenklich stimmen die größeren Metallteile am Nebentisch: Säbel, Granatsplitter, Stahlhelme, Seitengewehre. Hülsen von Flugzeug-Bordkanonen und ein Maschinengewehrlauf bringen die Gewalt in Erinnerung, die bis vor nicht allzu langer Zeit Anlass dafür war, dass Menschen durch die Lande zogen oder ziehen mussten.

    Wie ernst Krämer die Auflagen für seine Tätigkeit nimmt, zeigt er anhand des Maschinengewehrlaufs, den er nach dem Waffengesetz vorschriftsmäßig verschließen ließ, obwohl mit dem verrosteten Teil sicher kein Krieg mehr zu gewinnen sei.

    Deshalb gibt er Interessierten den Ratschlag, unbedingt nur mit staatlicher Genehmigung in der Erde nach der Heimatgeschichte zu suchen. Die abschließende Frage, ob es nicht doch reizvoll wäre, einige alte Münzen in Euro umzuwandeln, beantwortet Krämer mit einem entrüsteten Blick und sagt: „Niemals, ich bin leidenschaftlicher, der Heimat verbundener Sammler.“

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