Denkbar knapp lehnte der Himmelstadter Gemeinderat die Verpachtung von zwei gemeindlichen Flächen für Windkraftanlagen ab. Letztlich gab eine Stimme den Ausschlag. Dennoch können im Vorranggebiet "WK9 Südwestlich Himmelstadt" Windräder gebaut werden, in Privatwald und eventuell im Staatswald.
Geplant wird der Windpark im Bereich Sternberg von der Primus Energie GmbH aus Regensburg. Projektentwickler Andreas Scharf hatte ihn im Gemeinderat bereits Anfang April vorgestellt. Die fünf Windkraftanlagen hätten eine Spitzenleistung von zusammen rund 30 Megawatt. Aufgrund der enormen Höhe – Kanzel 170 Meter, die oberste Rotorblatthöhe 260 Meter über Grund – hatten die Räte um eine Visualisierung gebeten. Diese präsentierte nun der Projektentwickler. Vom höchsten Punkt der Mainbrücke und einer weiteren Stelle im Ort könnte man die Rotorblätter über dem Wald, von der Kreisstraße kurz nach der Abfahrt von der Bundesstraße auch ein Stück der Türme, vom höchsten Aussichtspunkt in denWeinbergen die kompletten Anlagen.

Nachfragen gab es zu weiteren Beeinträchtigungen, etwa zu Lärm. Der wäre laut Andreas Scharf bei 1,5 Kilometern Abstand minimal und dürfe zudem laut der technischen Anleitung Lärm 45 dB (A) bei Vollast nicht überschreiten, was einem lauteren Kühlschrank entspricht. Vollast bedeutet Wind mit 25 Meter je Sekunde (rund 90 Stundenkilometer) in Höhe der Rotoren. Trotzdem gab Felicitas Sattel ein, manchmal seien Züge auf der noch weiter entfernten ICE-Trasse zu hören. Wolfgang Kübert fragte nach Schattenwurf im Ort, der ist laut dem Projektentwickler wegen des großen Abstands kaum zu erwarten. In Siedlungsbereichen darf der Schatten Grundstücke generell nicht mehr als 30 Minuten am Tag treffen, sind 30 Stunden in einem Jahr erreicht, muss die Anlange abgeschaltet werden.
Wege müssten angelegt und Plätze geschottert werden
Gedanken um die Anlieferung der großen Anlagen machte sich unter anderem Christian Scheb. In seiner beruflichen Praxis als Polizist erlebe er oft Probleme dabei. Zu den einzelnen Windkraftanlagen werden 4,5 Meter breite und auf 18 Tonnen Achslast ausgelegte Wege angelegt. Weitere Eingriffe in die Natur – beide gemeindliche Standorte lägen im Wald – wären je Anlage 0,5 Hektar, die geschottert und für Reparaturen dauerhaft von Bäumen freigehalten werden müssen. Der Förster wisse davon und sei nicht gegeistert, antwortete Bürgermeister Herbert Hemmelmann auf eine Nachfrage. Projektentwickler Andreas Scharf relativierte, für 7,2 Megawatt Leistung würden 0,5 Hektar befestigt, bei Photovoltaik sei ein Hektar je Megawatt nötig. Zudem gab er zu bedenken, dass erneuerbare Energie benötigt wird und das Ziel von 1,8 Prozent der Landesfläche Bayerns für Windkraft steht.
Jährliche Einnahmen über 200.000 Euro
Was passiert, wenn eine Windkraftanlage brennt, fragte Jürgen Döll. Generell lässt sie sich dann nicht konventionell löschen, weil keine Feuerwehrspritze 200 Meter Höhe erreicht. Deshalb wird laut dem Projektentwickler ein Brandschutzkonzept gefordert und die Kanzel hat ein automatisches Löschsystem. Kommt es dennoch zum Brand, etwa auch der Rotorblätter, bleibe nur kontrolliertes Ausbrennen. Das sei aber extrem selten, ihm seien keine Fälle bekannt.
215.000 Euro Pacht im Jahr und etwa 20.000 Euro Kommunalabgabe je Anlage kämen der Gemeindekasse zugute. Über 25 Jahre gerechnet sind das fast 5,4 Millionen Euro an Pacht.
Drei Windrad-Standorte sind auf Privatgrund geplant
Einige Gemeinderäte wollten die Bürger an der Entscheidung beteiligen, Christian Scheb beantragte, eine Informationsveranstaltung in der Sporthalle abzuhalten. "Wir sind gewählte Volksvertreter", erinnerte Bürgermeister Herbert Hemmelmann. Der Antrag wurde mit sechs zu sieben Stimmen abgelehnt, die Verpachtung allerdings kurz danach ebenso.

Wie geht es nun weiter? "Wir werden uns nicht einfach vom Acker machen, das ist hervorragender Standort, da oben wird auf jeden Fall jemand bauen", sagte Andreas Scharf am Tag nach der Gemeinderatssitzung auf Anfrage dieser Redaktion. Da es ein offizielles Vorranggebiet für Windkraft ist, kann die Gemeinde den Windpark nicht verhindern, drei Standorte auf Privatgrund sind bereits gesichert, die wären ausreichend für die Rentabilität. Er will über einen vierten Standort im Staatswald verhandeln.
Wird der Windpark gebaut, profitiert die Gemeinde dennoch: Von der Kommunalabgabe und den Gewerbesteuern, letztere fließt aber erst nach zehn Jahren, wenn die Anlagen abgeschrieben sind. Je Anlage haben Kommunalabgabe und Gewerbesteuer zusammen eine Größenordnung von jährlich 100.000 Euro.