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MARKTHEIDENFELD: Hochzeit im Mittelalter-Stil

MARKTHEIDENFELD

Hochzeit im Mittelalter-Stil

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    Der Unterschied zu einer „normalen“ Vermählung war deutlich: Weder elegantes Kostüm noch gut sitzender Anzug, sondern ein farbenfrohes, stilechtes Gewand aus den Anfangs-Jahrhunderten des vorigen Jahrtausends hatte sich das Brautpaar übergestreift.

    Zu Fuß marschierte die Hochzeitsgesellschaft vom Anwesen neben der Schleifmühle zum Standesamt. Begleitet von ebenfalls mittealterlich gewandetem Fußvolk, aber auch von Freunden, Bekannten und Verwandten in legerem Zivil aus unseren Tagen. Zurück ging es dann per historischer Pferdekutsche – nur eine der Überraschungen, die sich die Kinder für das Paar ausgedacht hatten.

    Wieder zurück in der großen, mittelalterlich dekorierten Scheune, erwartete die Hochzeitsgäste ein deftiges Büfett mit gebackenem Spanferkel und knusprigen Geflügelteilen; am Abend gab es eine rustikale Wurstplatte. Mit den Fingern wie damals brauchte niemand zu essen. Es lagen Bestecke bereit. Und auch Gläser durften gefüllt werden. Mit Kirschbier, Apfelbier, Quitten-, Schlehen- und selbstgemachtem Holunderwein. Aber auch Bier, Frankenwein und Alkoholfreies wurde gereicht. Die historischen Zinnkrüge dienten eher zur Dekoration.

    Zur Unterhaltung der Gäste trat auch ein Inquisitor auf. Der hielt ein Hexengericht – und diese bemitleidenswerte Frauensperson wurde nach dem Urteil auch den Flammen anheim gegeben, allerdings nur als Strohpuppe.

    Kennengelernt haben sich Angela, die jetzt Rauch heißt, und Harald am 11. September 2006. Deshalb haben sie auch diesen Termin exakt zwei Jahre später zum Hochzeitstag auserkoren. Beide waren damals im Gastronomie-Service tätig, er im „Moonlight“ und sie im „Bistro Blue“.

    Die Bekleidung für den Ehrentag haben sie trotz aller Begeisterung für das Mittelalter mit neuzeitlichen Methoden beschafft: über Ebay im Internet, in Mittelalter-Shops oder auf mittelalterlichen Märkten, die beide regelmäßig besuchen. Getragen wurden sie nur zur Feier, im Alltag bevorzugen beide bürgerliche Kleidung – außer, wenn sie beruflich tätig sind. Da streifen sie Arbeitsklamotten über, denn die zwei arbeiten selbstständig im Trockenbau. Sie renovieren Wohnungen und Dachböden, vom Fliesen verlegen bis hin zur Komplett-Erneuerung der Räume.

    Die Liebe von Harald und Angela zum Mittelalter hat sich auf ihren Nachwuchs vererbt. Die Berlinerin, die seit 20 Jahren im Raum Main-Spessart lebt, hat aus erster Ehe neun Kinder im Alter zwischen sieben und 24 Jahren. Zwei weitere sind verstorben. Harald Rauch stammt aus Roden und hat eine Tochter aus erster Ehe. Sie lebt bei ihrer Mutter, kam aber zum Hochzeitsmahl.

    Die Sprösslinge stehen voll hinter der Begeisterung ihrer Eltern fürs Mittelalter. Der 17-jährige Adrian Eckert zum Beispiel hört unheimlich gern historische Musik. Und die 16-jährige Andrea Eckert bemerkt, obwohl sie damals gar nicht gelebt hat: „Im Mittelalter war es schon echt cool.“

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