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Main-Spessart: Hochzeit ohne Corona-Regeln: Wie wird das in Zukunft werden?

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Hochzeit ohne Corona-Regeln: Wie wird das in Zukunft werden?

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    Oft steckt hinter einer Hochzeit ein perfekt vorbereitetes Event. Durch die Pandemie waren Planungen fast unmöglich – für manche ein Grund, den Termin noch einmal um ein Jahr zu verschieben. 
    Oft steckt hinter einer Hochzeit ein perfekt vorbereitetes Event. Durch die Pandemie waren Planungen fast unmöglich – für manche ein Grund, den Termin noch einmal um ein Jahr zu verschieben.  Foto: CLARK

    Heiraten ging immer – ob standesamtlich oder in der Kirche. Die Frage war nur, unter welchen Bedingungen. Wurde in Main-Spessart in Corona-Zeiten überhaupt getraut? Und wird der Wunschtermin in Zukunft schwieriger zu kriegen sein, weil viele ihre Hochzeit nachholen möchten? Antworten geben auf Anfrage die Standesämter Karlstadt, Lohr und Marktheidenfeld. Außerdem erzählt ein Pfarrer aus Partenstein, warum er sich auch Spontanhochzeiten vorstellen könnte. Und ein Wirt zieht Bilanz.

    1. Die Situation der Standesämter

    Wie war die Nachfrage während der Zeiten strenger Kontaktbeschränkungen?

    "Während der engen Kontaktbeschränkungen ging die Nachfrage nach Trauungen stark zurück, um circa die Hälfte", schreibt Christian Brand vom Standesamt Marktheidenfeld. Zeitweise seien nur das Brautpaar und die Trauzeugen erlaubt gewesen, ohne Musik und große Ansprachen. Auch in Lohr bemerkte das Standesamt eine etwas geringere Nachfrage nach Trauungen. In Karlstadt dagegen habe sich die Anzahl der Eheschließungen nicht verändert, viele Paare hätten ihre Trauung vom Frühsommer 2020 auf Herbst 2020 verschoben. "Nachdem aber seitdem ein Ende der Pandemie nicht in Sicht ist, heiraten die Paare trotz Corona, dann mit den aktuell zugelassenen Gästen", schreibt Uli Heck, Sprecher der Stadt. 

    Gibt es einen Boom an Anfragen und vielleicht sogar einen Termin-Stau, seit größere Feiern wieder möglich sind?

    "Es gibt immer Tage, die ausgebucht sind, zum Beispiel den zweiten Samstag im August, da hatten wir seit Jahren immer wieder vier bis fünf Trauungen", erklärt Brand. Termine wären aber jederzeit zu vereinbaren gewesen. Demzufolge gibt es keinen Terminstau, auch die Trauorte im Gebiet der Standesämter Karlstadt und Lohr seien nicht auf lange Sicht ausgebucht. Keiner konnte einen Boom erkennen, Daus schreibt sogar von "verhaltener Nachfrage" in Lohr. In Marktheidenfeld habe sich die Nachfrage nach Terminen normalisiert, von der Anzahl an Trauungen her liegen sie dort gegenüber 2019 bisher immer noch circa 20 Prozent zurück.

    Hat sich die Hochsaison  durch Corona verschoben?

    Alles sind sich einig: Die beliebteste Zeit für Eheschließungen liegt zwischen Mai und September. Das Standesamt Lohr zählt auch den Dezember mit dazu. Die Corona-Pandemie hat in den befragten Standesämtern daran nichts geändert.

    2. Ein Pfarrer erzählt: Zwei Jahre ohne Trauungen

    Pfarrer Michael Nachtrab in der evangelischen Kirche in Partenstein: Alle interessierten Paare haben ihre Hochzeit von 2020 auf das Jahr 2022 verschoben.
    Pfarrer Michael Nachtrab in der evangelischen Kirche in Partenstein: Alle interessierten Paare haben ihre Hochzeit von 2020 auf das Jahr 2022 verschoben. Foto: Tabea Goppelt

    Michael Nachtrab hält in einem normalen Jahr zwischen vier und sieben Trauungen. Er ist als evangelischer Pfarrer für die Gemeinden Partenstein, Frammersbach, Wiesthal, Neuhütten und Wiesen zuständig. Auch für das vergangene Jahr seien vier Trauungen geplant gewesen – und wurden wegen Corona alle verschoben, nur um dieses Jahr gleich noch einmal verschoben zu werden. "Sie hätten alle heiraten können. Im kleinen Kreis, in der Kirche mit Abstand und Maske", sagt Nachtrab. In der katholischen Gemeinde des Ortes beispielsweise habe er mitbekommen, dass es Trauungen gegeben habe.

    Der Pfarrer kennt aber auch die Gründe, warum Paare sich gegen eine Hochzeit während der Pandemie entschieden haben. Da sei die Hoffnung, dass es nächstes Jahr ganz normal weitergehen kann. "Wie es eben früher war, dass man die Kirche besuchen kann ohne Abstandsregeln, ohne Masken. Oder eben auch groß feiern kann zum Beispiel", so Nachtrab. Bei hohen Infektionszahlen hätten Gäste eventuell wieder ausgeladen werden müssen, Saal- und Hallenmieten hätten die Brautpaare vielleicht nicht kurzfristig stornieren können. "Lieber ein Jahr warten und darauf vertrauen, dass in einem Jahr das Feuer noch genauso brennt. Das ist natürlich die Voraussetzung, das ist klar", sagt Nachtrab.

    Unter Beachtung der geltenden Abstandsregeln hätten in den vergangenen Wochen etwa 60 bis 70 Leute in die Kirche in Partenstein gepasst. "Das ist eigentlich eine ganz ordentliche Hochzeitsgesellschaft, kann man sagen. Aber die meisten möchten eben gerne, dass die Leute ohne Mundschutz dasitzen und feiern können", sagt Nachtrab. Denn Masken wären auch auf den Erinnerungsfotos zu sehen gewesen, solange sie Pflicht im Gottesdienst waren. Seine Gemeinde lobt der Pfarrer: Alle würden penibel die Regeln einhalten – auch um nach außen zu zeigen, dass man mit möglichst großer Sicherheit in die Kirche gehen könne, glaubt er. 

    Lange im Voraus planen – oder ganz spontan sein

    Den Großteil der Trauungen hält Nachtrab in der evangelischen Kirche Partenstein und der Kreuzkapelle Frammersbach. "Im Mai geht es meistens los bis im August; September auch teilweise noch", sagt er. Das sei die Hochsaison für Hochzeiten. Wer klassisch an einem Samstag heiraten möchte, müsse schon etwa ein Jahr im Voraus den Termin in der Kirche reservieren. Auch zu Corona-Zeiten sei die Terminfindung nicht wirklich leichter gewesen: Denn in den vergangenen Wochen haben laut Nachtrab viele Familien Taufen nachgeholt. 

    Wer nicht so lange warten möchte und nicht gerade einen Termin am Wochenende braucht, hätte von Seiten der Kirche aber kein Problem, so der Pfarrer: "Wenn Sie heute kommen würden mit Ihrem Partner und spüren, Sie würden gerne spontan heiraten, könnten wir sogar heute oder morgen schon einen Termin ausmachen", erklärt er. Nur ein Gespräch müsste man vorher führen, um die Bedeutung der Bindung und des Eheversprechens klar zu machen.

    Auch Trauzeugen brauche man nicht mehr zwingend, die Regelungen seien lockerer geworden: "Man kann vieles tun, was man früher mit langer Vorlaufzeit machen musste", sagt Nachtrab. Dem Pfarrer aus Partenstein würde es gefallen, eine solche Spontanhochzeit zu erleben: "Wenn es mal ohne Riesen-Vorplanung gehen würde. Nur der Geist gewissermaßen, der Menschen bewegt dazu, etwas zu tun, das schön ist. Das wäre mal ein Zeichen dafür, dass Menschen auch einfach einmal ihrem Herzen folgen. Wäre doch toll!"

    3. Wie sieht es bei den Wirten aus? 

    Lange Tafeln so wie hier habe es bei Hochzeitsfeiern kaum gegeben: Nur im kleinen Kreis wurde gefeiert, sagt Eberhard Imhof von Dehoga Main-Spessart.
    Lange Tafeln so wie hier habe es bei Hochzeitsfeiern kaum gegeben: Nur im kleinen Kreis wurde gefeiert, sagt Eberhard Imhof von Dehoga Main-Spessart. Foto: Photos by Lanty / Unsplash

    "Also für nächstes Jahr sind schon Säle gemietet. Für dieses Jahr ist kategorisch fast alles abgesagt worden", sagt Eberhard Imhof. Er ist Kreisvorsitzender vom Bayerischen Hotel-und Gaststättenverband Dehoga in Main-Spessart und selbst Betreiber von Hotels und Restaurants im Landkreis. Standesamtliche Hochzeiten und kleinere Feiern hätten in seinen Häusern stattgefunden, mit maximal 15 bis 20 Personen.

    Große Feste mit etwa 100 Leuten seien "ad acta" gelegt worden, so Imhof. Zum einen wegen der Abstandsregeln und zum anderen wegen der nächtlichen Sperrstunde: "Da kann man natürlich nicht schön feiern und Musik spielen lassen und um Zwölf sagt man: Tschüss, das war's." Das sei eine schwerwiegende Hürde gewesen und der Grund, warum viele Feiern verschoben wurden. Für 2022 sei er aber noch nicht ausgebucht: "Es geht ganz zögerlich. Ich habe jetzt für nächstes Jahr in Karlstadt vielleicht 50 Prozent an Anfragen im Vergleich zu 2019", so Imhof.

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