Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Gemünden
Icon Pfeil nach unten

GRÄFENDORF: Holzmachen ist ihr Hobby

GRÄFENDORF

Holzmachen ist ihr Hobby

    • |
    • |
    Mit Motorkraft: Wolfgang Schelbert zersägt einen sogenannten Buchengiebel.
    Mit Motorkraft: Wolfgang Schelbert zersägt einen sogenannten Buchengiebel. Foto: Fotos: Wolfgang Schelbert und Klaus Simon

    Winterzeit ist für Klaus Simon und Wolfgang Schelbert Holzmacherzeit. Wenn es richtig kalt wird, am besten um die Null Grad, schlüpfen sie in Schutzhosen und Fleecepullover und fahren mit Motorsäge, Spaltaxt, Spaltkeil, Anreißmeter und Schutzhelmen in den Wald am Haubenberg im Schondratal. Dann verziert der Raureif Zweige und Spinnenweben mit einem Hauch von Weiß und lässt alles plastisch erscheinen.

    Juliusspital-Revierleiter Markus Söder hat ihnen auf Antrag ein Holzlos zugeteilt. Auf dieser markierten Fläche können die Holzarbeiter auf dem Boden liegendes Holz aufarbeiten und angezeichnete stehende Bäume fällen. Das Holzlos erhielten die beiden nur, weil sie einen Lehrgang zum sicheren Arbeiten an der Motorsäge und dem Fällen von Bäumen nachweisen können. Sie marschieren an diesem trockenen Tag durch die Rückegassen zu ihrer Waldfläche, in der die Holzgiebel liegen, die der Harvester zurückgelassen hat. Harvester sind schwere Maschinen, die Bäume mit einem langen Greifarm packen, fällen, entasteten und auf die gewünschte Stammlänge schneiden.

    Blätter rascheln, Äste knacken unter den Schutzstiefeln, der Atem bildet kleine weiße Wolken und gelegentlich flattert ein erschreckter Vogel auf. Die Hobbyholzmacher sind an dem Platz angelangt, an dem sie am Tag zuvor einen Eichengiebel zersägt und die dicken Äste gespaltet haben. Gerade wollen sie die Scheite aufgreifen und auf den Holzstapel legen, als es immer stärker im nahen Unterholz raschelt. Plötzlich bricht ein halbwüchsiges, grauschwarzes Wildschwein aus dem Unterholz, galoppiert auf die beiden zu, schlägt mehrere Haken und rast, mit den Hufen auf den Waldboden trommelnd, zwischen den erstaunten Waldarbeitern hindurch in das nahe Gebüsch und davon.

    Wolfgang reibt sich verdutzt an die Stirn. Klaus sagt: „Das hätte auch daneben gehen können, und leicht hätte mich das Wildschwein über den Haufen rennen können, wenn es nur zwei Meter weiter nach links gerannt wäre. Morgen nehme ich zwei Topfdeckel mit und schlage erst einmal Alarm, ehe wir anfangen.“ Doch das Wildschwein lässt sich nicht mehr blicken. Nur von Ferne hören die beiden einige Tage später ein lang anhaltendes Rauschen, als eine Rotte durch den Wald zieht und sich, vom Lärm der Holzmacher aufgeschreckt, davon macht.

    Die nahegelegene Sausuhle benutzen die Tiere jeden Tag, wie die frischen Spuren im Schlamm und an den Baumstämmen zeigen. Aber sie gehen den Störenfrieden aus dem Weg.

    In den folgenden Tag machen sich die zwei Holzarbeiter daran, angezeichnete Bäume zu fällen. Nachdem eine etwa 20 Meter hohe Buche auf den Schwerpunkt der Krone und den Wuchs an der Wurzel begutachtet ist, wird der Fallkerb gesetzt. Der Motor der Säge heult auf, ihre Zähne fressen sich am Wurzelende tief in den Baumstamm, um die Fallkerbsohle auszuschneiden. Sägespäne sammeln sich als kleiner Haufen vor Wolfgangs Füßen. Die Sägekette frisst sich lärmend in den Stamm, erst waagrecht, dann im „30 bis 45 Grad“-Winkel von oben, um das Fallkerbdach auszusägen, wie sie es bei Waldarbeitsmeister Gotthard Schwender im Kurs geübt haben.

    Nachdem sicher ist, dass sich der zweite Mann mindestens zwei Baumlängen aus dem Gefahrenbereich entfernt hat, wird der Baum an der Gegenseite mit dem Fällschnitt angesägt und kippt nach dem Ruf „Baum fällt“ in die gewünschte Richtung. Die Krone kracht durch die Zweige der benachbarten Bäume und der Stamm saust zu Boden. Knackend zersplittern die Äste, das untere Ende der Buche fährt nochmals ruckartig nach oben, fällt zurück und bleibt langsam nachwippend liegen. Mit dem Anreißmeter werden die Baumstücke markiert, der Stamm entastet und in Stücke gesägt. Es riecht nach Bratfett, der Geruch kommt vom Öl, mit dem die Sägekette geschmiert wird.

    Wann immer es die Zeit erlaubt, verabreden sich die Simon und Schelbert zu diesem Training, das durch Holzspalten, Tragen, Werfen und Aufsetzen den Körper ertüchtigt und gleichzeitig einen tüchtigen Holzertrag bringt. Nach knapp 45 Tagen mit Ausflügen in den sechs Kilometer entfernten Waldstreifen und jeweils zwei Stunden täglicher körperlicher Bewegung haben die beiden etwas mehr als 30 Ster Holz zusammen. Das stellt einen Wert von etwa 1500 Euro dar, wenn sie die Kosten von 17 Euro je Ster abziehen, die das Juliusspital verlangt.

    Weitere acht Euro je Ster müssen für Benzin, Spezialbenzin und Kettenöl, Abnutzungsmaterial sowie Transport- und Sägekosten auf Ofenlänge nach dreijähriger Lagerzeit gerechnet werden.

    Beim nächsten Termin im Wald ist der Winter mit Schnee und Frost hereingebrochen. Die Äste und Zweige der Birken, Buchen und Erlen und biegen sich unter der Last, der Forstweg erscheint ungewohnt eng und niedrig. Wie durch ein weißes, langes Tunnel fahren die beiden langsam und vorsichtig dem Holzlos entgegen. Auf dem verschneiten Waldboden entdecken sie Fußspuren von Fuchs, Dachs, Reh und allerlei Vögeln. Die kalte Luft bitzelt an den Nasenflügeln. Die Sonnenstrahlen brechen sich an den Eiskristallen an den Zweigen. Alles ist friedlich, ruhig und erhaben.

    Ehrfürchtig stehen die Männer im Winterwald. Sie müssen sich überwinden, die Ruhe mit den Spaltäxten zu stören. „Gespalten wird das Stammholz mit dem Stahlkeil und der Spaltaxt von oben nach unten, so wie der der Vogel scheißt“, fällt Wolfgang plötzlich der Spruch des Forstwirtschaftsmeisters in der Ausbildung ein. „Ja, ja, der Gottl kennt sich aus“, ruft Klaus und zerteilt krachend ein Buchenrundholz mit einem kräftigen Hieb. Laut hallt der Schlag nach.

    Die Hände werden langsam klamm, auch in die Stiefel zieht die Kälte. Es wird Zeit für eine Winterpause entscheiden die Holzhauer nach zwei Stunden und beschließen, die Arbeit nach dem Tauwetter fortzusetzen. Im Frühjahr, wenn der Boden abgetrocknet ist, werden die beiden ihre Holzernte mit Traktor und Einachswagen einfahren. Dann ist wieder richtig Leben im Wald und beim Aufladen der Holzscheite finden sich im Stapel Nester von Mäusen und Siebenschläfern, die dort ihr Winterquartier eingerichtet hatten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden