Vom Gipfel des Setzbergs, auf dem die Burgruine Homburg gelegen ist, geht der Blick weit ins Land. Im Tal liegen Gössenheim und Sachsenheim, in der Ferne ist Massenbuch zu erkennen. Erst 2017 hatte die Gemeinde Gössenheim hier ein neues Gipfelkreuz aufgestellt. Wanderer, die sich am Setzberg zum Picknick zusammenfinden, genießen die schöne Aussicht.
Deswegen wurde die Burg Homburg aber nicht an dieser Stelle erbaut. Es ist anzunehmen, dass der Standort auf dem Setzberg aus Gründen der Verteidigung der Burg gewählt worden ist. Einen Sinn für die schöne Aussicht hatte man damals wohl nicht, jedoch war es von Vorteil, weit ins Land schauen zu können, um mögliche Angreifer frühzeitig zu erkennen.
Die Burgruine Homburg gilt von den Ausmaßen her als zweitgrößte Burgruine in Deutschland und sie war bis vor einigen Jahren noch weitgehend unerforscht. Durch einen Glücksfall hat sich dies geändert. John Zimmer aus Luxemburg hatte im August 2014 eine internationale Burgenforscherkonferenz in Bad Neustadt besucht. Dabei gab es eine Exkursion zur Burgruine Homburg, wobei festgestellt wurde, dass es noch keine fachgerechte Vermessung der Burgruine gibt. Zimmer bot spontan seine Hilfe an.
John Zimmer als Glücksfall
"Ich war gleich fasziniert von der Ruine", sagt Zimmer, der heute 79 Jahre alt ist und in Luxemburg lebt. Von Beruf ist er Vermessungsingenieur und hat in seinem aktiven Berufsleben unter anderem die berühmte Kreuzfahrerburg Krak des Chevaliers in Syrien sechs Jahre lang vermessen. Daher habe ihn die Vermessung der Burgruine Homburg gereizt. Er bot dem damaligen Bürgermeister Theo Gärtner seine Hilfe an und der nahm dankend an. Als Lohn wurde freie Kost und Logis vereinbart.

So machte sich Zimmer an die Arbeit. Dreimal vermaß er in den Jahren 2015 bis 2017 jeweils eine Woche lang zusammen mit seiner Frau Marie-Lou die Mauern, Wände, Fenster und Gesimse mit moderner Lasertechnik. Er beschrieb die einzelnen Baukörper und zeichnete einen Rekonstruktionsvorschlag, wie die Burg kurz vor der Zerstörung durch einen Brand 1680 ausgesehen haben könnte. Das Ergebnis seiner Recherchen mit detaillierten Beschreibungen der Baukörper wurde in der Reihe "Burgen und Schlösser" im April 2018 veröffentlicht.
Stimmt das Alter der Burg?
Um die Baugeschichte der Burgruine Homburg weiter zu klären, empfiehlt Zimmer zumindest punktuelle archäologische Untersuchungen. Unter anderem müssten die Keller frei geschaufelt werden. Denn es ist noch viel zu erforschen. Das beginnt schon mit den Anfängen der Burg. Diese wird zwischen den Jahren 1028 und 1031 angegeben, doch Reinhard Friedrich, der Leiter des Europäischen Burgeninstituts, bezweifelt dies in seinem Vorwort zu dem Bericht von John Zimmer, denn die beiden Inschriftensteine, die dies belegen sollen, sind heute verschwunden.

Friedrich hält das Alter für zu früh. Daher empfiehlt er, sich an die erste urkundliche Erwähnung zu halten. Diese ist aus dem Jahr 1170. Burgherr war damals Dietrich von Hohenberg, Ministeriale von Würzburg. Mit dem Tod eines seiner Nachkommen, der auch Dietrich von Hohenberg hieß und keine männlichen Nachfolger hatte, ging 1357 die Homburg in den Besitz der Adelsfamilie Bickenbach über. Die Bickenbachs verkauften im Jahr 1469 die Burg an den Landesherrn Fürstbischof Rudolf II von Scherenberg. Dieser bildete einen Verwaltungsbezirk für die neue gewonnen Besitzungen. So wurde die Homburg zum Amtssitz und erhielt einen Amtmann.
Verherrender Brand im Herrenhaus
Weiter weiß man, dass die Homburg den Bauernkrieg und den 30-jährigen Krieg schadlos überstanden hat. Zum Verhängnis sollte ihr aber ein Brand im Herrenhaus der Hauptburg im Jahr 1680 werden. Dieser leitete den allmählichen Verfall des Gebäudes ein, da auch in Folge des Brands der Amtssitz in den neu errichteten Amtssitz nach Sachsenheim verlegt worden ist.
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Die Homburg wurde zum Steinbruch für die umliegenden Ortschaften. "Sie finden kein altes Haus in Gössenheim, dass keine Steine aus der Homburg hat", sagt Erich Fenn. Er ist Vorsitzender des Homburg- und Denkmalschutzvereins, der sich seit den 1960er Jahren um den Erhalt der Burgruine kümmert.

"Ohne uns wäre die Ruine schon vollkommen zugewachsen", sagt Fenn bei einer Führung durch die Burg. So etwas gehe schnell. Jedes Frühjahr würden Vereinsmitglieder die Burg von den in einem Jahr gewachsenen Sträuchern und Büschen befreien. Die Arbeit ist notwendig. Fenn zeigt auf eine Mauerkrone im Vorhof. "Hier ist der Mörtel porös", erklärt er. "Wenn man es so lässt, lösen sich die Steine und landen im Burggraben." Zum Beweis zeigt er auf den Schutt, der sich dort unten angehäuft hat. Auch der Bewuchs tut sein übriges. Efeu untergräbt mit den Wurzeln die Mauern und destabilisiert diese zusätzlich.
Drei große Feste tragen zur Finanzierung bei
Fenn betont, dass alles getan werden muss, um das historische Erbe zu erhalten. Besitzer der Burgruine sind die Gemeinden Gössenheim und Karsbach, wobei Karsbach die Vorburg gehört und Gössenheim der Hauptsitz. Beide Gemeinden haben in diesem Jahr eine umfangreiche Sicherung der Burg beschlossen. 300 000 Euro wird die Sanierung kosten, an der sich neben den Gemeinden unter anderem auch das Landesamt für Denkmalpflege beteiligt.
Weitere Mittel kommen aus dem Denkmalpflegeprogramm, von der Bayerische Landesstiftung und dem Bezirk Unterfranken. Den Rest stemmt der Homburgverein, der sich selbst durch Mitgliedsbeiträge aber auch durch Spenden finanziert. Denn ein paar Einnahmen hat der Verein. Es dürfen in jedem Jahr auf der Homburg drei große Feste und zehn kleinere Veranstaltungen gefeiert werden. Wird beispielsweise die Homburg für eine Hochzeitsfeier gemietet, fließen die 300 Euro Gebühr in die Kasse des Homburgvereins.

Zwei große Feste haben sich mittlerweile fest im Terminkalender etabliert. Dies ist das Pfingstfest am Pfingstmontag und das große Weinfest über drei Tage Mitte August, das der örtliche Fußballclub veranstaltet. Dieses Jahr freilich nicht. Wegen Corona ist beides ausgefallen. Für die Veranstalter bedeutete dies eine Verschnaufpause, denn alles muss für die Feste dorthin hoch getragen werden. Es gibt in der Burgruine Homburg nichts, was fest installiert ist. Die Ruine liegt im Naturschutzgebiet und die Untere Naturschutzbehörde achtet sehr darauf, dass dementsprechend mit der Natur umgegangen wird. "Schon die Genehmigung zum Bau von drei Treppenstufen mit Geländer, die es den Besuchern erleichtern, zur Burgruine zu kommen, war ein großer Kampf", sagt Fenn.
Der Homburgverein hat sich für die nächste Zeit zur Aufgabe gemacht, den Bestand zu sichern. Dies soll mit der Sanierung passieren. Die weitere Forschung zur Burg wird erst noch einmal verschoben, obwohl es da eigentlich genügend zu tun gibt. Denn vieles ist noch ungeklärt in dieser mächtigen Burgruine, die nach dem Heidelberger Schloss von den Ausmaßen her die zweitgrößte Ruine in Deutschland ist.
Literatur: Zimmer, John: "Bauaufnahme auf der Burgruine Homburg in Unterfranken" in Burgen und Schlösser, April/2018 in Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege mit Vorwort von Reinhard Friedrich.
Lesetipp: Den Einstieg in die Serie verpasst? Die bisher erschienenen Serienteile finden Sie unter www.mainpost.de/geschichte_mspL.
