Der Mord an Sabine B. bewegt – und viele Menschen wollen dabei helfen, den 27 Jahre zurück liegenden Fall zu klären: Die Hotline für Hinweise aus der Bevölkerung zum Verbrechen an dem 13-jährigen Mädchen in Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) im Dezember 1993 wird reichlich genutzt. "Wir haben bereits einige Hinweise erhalten, die unsere Kollegen jetzt nachprüfen", teilte Polizeisprecher Björn Schmitt am Montag auf Nachfrage mit.
Beide Beschuldigte schweigen
Die beiden Verdächtigen hüllen sich indessen in Schweigen. "Der inhaftierte Beschuldigte äußert sich nach Hinzuziehung eines Rechtsanwalts nicht mehr zu den Vorwürfen", sagte Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach. Vorangegangene Äußerungen würden "keine Angaben zum Tatgeschehen" enthalten. Auch der zweite Beschuldigte, der sich entgegen vieler Gerüchte im Ort weiter in Freiheit befindet – macht laut dem Oberstaatsanwalt "derzeit keine Angaben".
Bereits 1993 war ein 15-Jähriger, der den damaligen Ermittlern zufolge in Sabines Bekanntenkreis an dem Reiterhof in dem Karlstadter Stadtteil verkehrte, unter Verdacht geraten. Doch er war 1994 in einem Prozess freigesprochen worden und 1999 bei einem Unfall tödlich verunglückt.

Inzwischen wurde bekannt: Schon seit Jahren arbeitet die Würzburger Kriminalpolizei im Rahmen von "Cold-Case"-Ermittlungen wieder an dem Mordfall. "Das Verfahren war nie geschlossen und wurde in regelmäßigen Abständen wieder geprüft und neu bewertet", sagt der Würzburger Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach.
Zeugenbefragung führte zu "Unruhe im Umfeld"
Sabine war am 15. Dezember 1993 gegen 18 Uhr zum letzten Mal lebend gesehen worden. Zwei Tage später fand die Polizei ihren Leichnam in einer Jauchegrube auf einem Aussiedlerhof, auf dem sie sich oft aufgehalten hatte. Laut Obduktion war das Mädchen durch "massive Gewalteinwirkung" zu Tode gekommen.
Als die Ermittlungen wieder intensiviert wurden, trat die Polizei – wie üblich in solchen ungeklärten älteren Fällen – auch an frühere Zeugen heran. Das habe zu einiger "Unruhe im Umfeld" geführt, erklärt der Sprecher der Würzburger Staatsanwaltschaft. Es hätten sich schließlich auch neue Zeugen gemeldet – mit Erkenntnissen über Leute aus dem näheren Umfeld des Opfers.

Parallel dazu seien früher sichergestellte Gegenstände, offenbar auch Kleidungsstücke des Opfers, auf DNA-Spuren untersucht worden. Dabei sei "an mehreren Asservaten – unabhängig voneinander – eine bis dahin unbekannte übereinstimmende männliche DNA gesichert" worden, bestätigt der Leiter der Ermittlungen. "Diese ist dem in Untersuchungshaft befindlichen Beschuldigten zuzuordnen." Über Details zu der DNA-Spur und den Umfang der gentechnischen Analyse äußert sich Seebach derzeit nicht, um keine Ermittlungen zu gefährden.
Ein oder mehrere Täter?
Am 19. Januar war der heute 44-Jährige aus dem Landkreis Main-Spessart festgenommen worden: Er ist laut Staatsanwaltschaft "dringend verdächtigt", im Alter von 17 Jahren das Mädchen getötet zu haben. Durchsucht wurde neben dem damaligen Tatort auch seine Wohnung.
Die Polizei hofft, dass sich noch weitere Zeugen melden. Die Mordermittler schließen derzeit weder die Hypothese eines Einzeltäters aus noch die Möglichkeit, dass mehrere Täter am Mord und dem Verstecken der Leiche beteiligt gewesen sein könnten. Gegen den zweiten Mann, der ebenfalls aus dem Bekanntenkreis des Opfers stammt, besteht bislang "ein Anfangsverdacht". Deshalb ist er auf freiem Fuß.