Es gibt einige Bauwerke und manche Personen in der Dreiflüssestadt, die unverwechselbar zum Stadtbild gehören. Das sind zum Beispiel das Amtsschreiberpförtchen an der Stadtmauer und der Geschäftsmann Georg Gumpp. Dass beides auch zusammengehört, wissen selbst viele Gemündener nicht: Dort wohnten die Eltern von Georg Gumpp und dort ist er als erster von zwei Söhnen geboren. Sein jüngerer Bruder Oskar ist vor kurzem verstorben. Georg Gumpp feierte am Sonntag im Kreise seiner großen Familie seinen 90. Geburtstag.
Wie viele Menschen seiner Generation kann der Seniorchef der heute von seinem Sohn Peter in vierter Generation geleiteten Firma "Gumpp Heizöl – Diesel – Pellets" auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken.
Bombennacht in Würzburg überlebt
Er musste nicht mehr in den Krieg, obwohl der Einberufungsbescheid schon zugestellt werden sollte. In seinem zweiten Lehrjahr als Kaufmann überlebte er am 16. März 1945 die Bombennacht in Würzburg in einem Brauereikeller und ging am nächsten Tag zu Fuß zurück in seine Heimatstadt, die neun Tage später in Schutt und Asche fiel.
Die Nachkriegsjahre erforderten Mut und Improvisationskunst. Nachdem der Lastkraftwagen von den Nazis konfisziert worden war, kaufte man nach dem Krieg in Mittelsinn mit Genehmigung der US-Militärregierung ein ehemaliges Militärpferd. Mit diesem Zugtier fuhr man Kohlen aus und transportierte auch andere Güter, wie das Brot der einzigen noch verbliebenen Bäckerei und brachte den Arzt Dr. Philipp Seltsam zu seinen Patienten. Später kamen noch drei Pferde dazu und dann wieder der erste Lastwagen in Gemünden.
Täglicher Gang zu den Hühnern
Kein Wunder, dass Georg Gumpp Pferde mag – und Hühner. Seit Jahrzehnten gehört der Gang zu seinen Hühnern, die er neben dem Betrieb auf einer großen Streuobstwiese hält, zum Tagesablauf. Fünf, sechs davon spendet er jährlich für die Hühnerversteigerung der Kirchengemeinde in Seifriedsburg.
Fleiß, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit sind die Leitlinien, an die sich der Seniorchef immer gehalten hat, betont er im Gespräch. Das sei die Grundlage für einen Lebensweg, der zufrieden macht. Natürlich dürfen auch Spaß und Freude nicht fehlen, die er zeitlebens im Sport gefunden hat. Als spurtstarker Mittelstürmer erzielte er beim ESV Bavaria Gemünden nicht nur einmal in einer Saison über 30 Tore und erst nach der Hochzeit mit seiner aus Langenprozelten stammenden Frau Christel im Jahr 1958, hat er die Fußballschuhe an den Nagel gehängt.
Seine sportliche Statur kam ihm auch bei der schweren körperlichen Arbeit zugute, wenn ganze Schiffsladungen und Eisenbahnwaggons mit Kohle per Hand aus- und umgeladen werden mussten.
Instrumente geschmuggelt
Bis vor kurzem stellte das Ehrenmitglied des ESV Bavaria bei der Senioren-Faustballgruppe seine Wendigkeit und Geschicklichkeit unter Beweis. Ehrenmitglied ist Georg Gumpp auch bei der Fischertrachtenkapelle des Vereins zur Förderung der Volksmusik. Das kommt vor allem daher, weil er als Lehrbub im Krieg Instrumente im Zug von Würzburg nach Gemünden "geschmuggelt" hat. Die Aktion kam auf Vermittlung des Pfarrers von Stift Haug zustande, wo die Kapelle für die Kirchenmusik aufgelöst worden war, während in Gemünden die Blasinstrumente für eine neu gegründete Kapelle gebraucht wurden.
Zum Ehrentag gratulierten seine Frau Christel, die vier Kinder und acht Enkel, zusammen mit der Verwandtschaft, mit Bekannten, Freunden und Sportkameraden. Die Fischertrachtenkapelle spielte nach dem Gottesdienst ein Ständchen. Sie alle wünschen sich, dass "Opa Schorsch" noch lange mit seinem Pritschenwagen unterwegs sein kann, auch wenn er sich vor zwei Jahren aus dem laufenden Betrieb verabschiedet hat. "Mit 88 haben wir ihn zwar in Rente geschickt aber ein bisschen Arbeit haben wir immer für ihn und darüber sind wir froh," sagt Schwiegertochter Marika Gumpp und er ergänzt: "Ä weng Pellets ausfahr', das geht schon noch."