Die Hydraulik-Ring GmbH Altfeld hat sich schon im Februar eine neue mehrköpfige Geschäftsführung gegeben. Zu den Veränderungen gab das Unternehmen jetzt auf Anfrage der Main-Post schriftlich Auskunft.
Frage: Warum hat es einen Wechsel in der Geschäftsführung gegeben?
Hydraulik-Ring: Martin Herrmann (ehemals kaufmännischer Geschäftsführer, Anmerk. d. Red.) hat nach sieben Jahren das Unternehmen verlassen, um sich anderen Aufgaben zu widmen.
Warum ist die neue Geschäftsführung ein Triumvirat?
Hydraulik-Ring: Hintergrund sind die komplexen Herausforderungen der nächsten Jahre. In der Dreier-Geschäftsführung ist sowohl der Bereich Vertrieb als auch der Finanzbereich gestärkt.
Wer übernimmt welche Aufgaben?
Hydraulik-Ring: Karl Hammer (44) fungiert als Geschäftsführer Vertrieb, Reinhard Seibold (52) als Geschäftsführer Finanzen und Dr. Manfred Schrammek (53) als Geschäftsführer Technik (Schrammek war schon in dieser Position, Anmerk. d. Red.).
Welche Funktion nehmen die beiden weiteren Geschäftsführer Joseph Carreras und Mike Kestner ein?
Hydraulik-Ring: Es ist eine zeitlich befristete Zwischenlösung und diente der Sicherung der Unternehmensfinanzierung.
Wie war Hydraulik-Ring von der Wirtschaftskrise betroffen?
Hydraulik-Ring: Die Hydraulik Ring GmbH hatte 2009 gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzeinbruch von zirka 30 Prozent erlitten. Die Geschwindigkeit und Größenordnung dieses Umsatzeinbruchs hatten bislang nicht gekannte Ausmaße erreicht.
Welche Auswirkungen hatte das?
Hydraulik-Ring: Das Überleben des Unternehmens war nur durch eine rasche und konsequente Einleitung von Sparmaßnahmen und flexiblen Arbeitszeitinstrumenten möglich, die von Betriebsrat und Belegschaft mitgetragen wurden. Die betriebsbedingte Entlassung von Mitarbeitern konnte dadurch vermieden werden. Waren vor der Krise an den drei Standorten in Marktheidenfeld, Nürtingen und Seckach 700 Mitarbeiter beschäftigt, sind es zurzeit 600. Durch neue Maschinenkonzepte und höhere Automatisierung wird das frühere Niveau vermutlich nicht mehr erreicht, wenngleich zurzeit Leiharbeiter zur Abdeckung von Auslastungsspitzen benötigt werden.
Wie ist die Lage im Moment?
Hydraulik-Ring: Das Unternehmen hat bereits in den Jahren vor der Finanzkrise die Weichen auf Wachstum gestellt, insbesondere durch die Entwicklung neuer Produkte, die den Technologietrend im Automobilbereich und die Umweltanforderungen an die Fahrzeuge unterstützen. Im Zuge dieser Maßnahmen konnte noch vor der Krise die Kundenbasis erheblich verbreitert werden. Daher wird es Hydraulik-Ring früher als dem Branchendurchschnitt gelingen, die Umsätze der Vorkrisenjahre zu erreichen.
Welche wirtschaftlichen Erwartungen hat Hydraulik-Ring im Jahr 2010?
Hydraulik-Ring: 2010 ist eine deutliche Umsatzbelebung um zirka 25 Prozent erkennbar. Bei einem weiterhin günstigen Verlauf der Gesamtkonjunktur kann möglicherweise bereits im nächsten Jahr der bisherige Rekord von 200 Millionen Euro Jahresumsatz übertroffen werden.
Mit welchen Produkten beschäftigt sich Hydraulik-Ring? Was ist geplant?
Hydraulik-Ring: Mit der Entwicklung von robusten und kostengünstigen Hydraulikventilen für Doppelkupplungsgetriebe ist Hydraulik-Ring der Einstieg in diesen Getriebesektor gelungen. Die Produktionszahlen dieser Getriebebauart steigen aufgrund des Verbraucherverhaltens sehr stark an und das Unternehmen wird mit seinem Anteil an diesem Markt weiterhin wachsen. Durch die Entwicklung der SCR-Abgasnachbehandlung zur Stickoxidreduktion von Dieselmotoren hat sich das Unternehmen ein weiteres Standbein erarbeitet. Die erste Generation ist bei unseren Kunden in Europa, Amerika und Asien im Serieneinsatz. Die Weiterentwicklung zur zweiten Generation ist nahezu abgeschlossen und wird Ende 2010 und 2011 bei Kunden in die Serie eingeführt. Auch die seit Unternehmensbeginn weiterentwickelten Produkte wie Nockenwellenversteller, Motor-, Diesel- und Kraftstoffventile werden bei entsprechenden allgemeinwirtschaftlichen Randbedingungen den Umsatz und damit den Bestand des Unternehmens sichern.
Was kann Hydraulik-Ring beitragen, um Motoren sparsamer und emissionsärmer zu machen?
Hydraulik-Ring: Durch den Einsatz von Nockenwellenverstellern können die Ventilsteuerzeiten der Motoren im Betrieb variabel eingestellt werden, um den Motor jederzeit in seinem optimalen Betriebszustand zu betreiben. Die Ventile für Doppelkupplungsgetriebe steuern automatisch Kupplung und Gangwahl, sodass das Fahrzeug den bestmöglichen Betriebszustand bei jeder Fahrsituation einstellt. Gegenüber klassischen Automatik- und manuellen Getrieben wird der Verbrauch um drei Prozent reduziert. Das Abgasnachbehandlungssystem reduziert den Stickoxidausstoß um 90 Prozent und erfüllt damit gesetzliche Vorgaben weltweit bis mindestens 2016.
Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Entwicklung in Ihrem Geschäftsfeld?
Hydraulik-Ring: Die Kfz-Zulieferbranche steht vor einem Konsolidierungsprozess, da zum Beispiel die Motorenprogramme auf immer breitere Modellplattformen ausgelegt werden, die zudem weltweit verkauft und produziert werden. Die Kfz-Hersteller arbeiten vorwiegend mit Unternehmen zusammen, die diesen Ansprüchen gerecht werden. Hydraulik-Ring ist als Mitglied der internationalen Hilite-Gruppe gut positioniert.
Hydraulik-Ring GmbH
Die zum US-Konzern Hilite gehörende Hydraulik-Ring GmbH produziert im Werk Altfeld Steuerblöcke für Doppelkupplungsgetriebe, Ventile für Dieseleinspritzpumpen sowie Abgasreinigungssysteme. Zu den Kunden zählen namhafte Automobil- und Nutzfahrzeughersteller: Volkswagen, Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche. Hydraulik-Ring beschäftigt 282 Mitarbeiter in Altfeld, 198 in Nürtingen und 131 in Seckach.