Wenn der Cowboy in den Sonnenuntergang reitet und der Trucker über scheinbar endlose Highways rollt, dann schlägt die Stunde der Country-Musik. Unabdingbar für diesen ganz speziellen Sound ist ein für die hiesigen Gefilde außergewöhnliches Instrument: die Pedal-Steel-Gitarre. Noch außergewöhnlicher ist, dass der Mann, der als einziger in ganz Deutschland solche Instrumente baut, ausgerechnet im tiefsten Spessart, in Rechtenbach, sitzt: Wolfgang Bednarz. Und der hat sich mittlerweile in ganz Europa einen Namen gemacht.
„Eigentlich bin ich ja Baufacharbeiter“, lacht Bednarz angesichts seines ungewöhnlichen Werdegangs. Sein Leben sollte jedoch im Jahr 1989 die entscheidende Wende nehmen, als er als Gitarrist zu einer Würzburger Country-Band stieß. „Wir waren drei Deutsche und drei Amerikaner. Ein Ami hat Steel-Gitarre gespielt, ich die Lead-Gitarre“, erzählt er. Doch dann verließ der Pedal-Steel-Gitarrist die Band. „Die Lücke war da und Steel-Gitarristen selten.“ So hatte die Band zwar schnell einen neuen Gitarristen gefunden – allerdings keinen, der eine Pedal-Steel-Gitarre spielen konnte. „Also habe ich mich dazu entschieden, das Instrument zu lernen.“ Beigebracht hat er es sich selbst und war damals auf Bücher und Lernvideos aus den USA angewiesen.
Erste Bastelversuche scheiterten
„Anfangs war das für die Nachbarn vielleicht nicht so schön, wenn ich das Fenster offen hatte“, lacht er. Kurz darauf löste sich die Band jedoch auf. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei der Aschaffenburger Band „Golden Nugget“ wechselte er 1991 zu den neu gegründeten „Honky Tonk Heroes“. In dieser Zeit startete Wolfgang Bednarz seine ersten „Bastelversuche“. „Ich habe angefangen, alte Instrumente zu restaurieren und zu verkaufen.“ Der Wunsch, eine Pedal-Steel-Gitarre komplett zu bauen, wurde immer größer und so machte sich Wolfgang Bednarz 1996 ans Werk. „Die erste ist allerdings komplett . . . . . . im Blechcontainer gelandet“, gibt er zu. Bednarz ließ sich jedoch nicht entmutigen und tüftelte weiter. Er fand einen Steel-Gitarren-Bauer in den USA, der ihn mit der Hardware, sprich sämtlichen Teilen aus Alu oder Metall, belieferte. Schnell sprach sich herum, dass Bednarz qualitativ hochwertige Instrumente baute. 1997 meldete er schließlich das erste Gewerbe an, baute vornehmlich nach Feierabend in der heimischen Werkstatt.
Im Jahr 2000 stand schließlich ein Hausbau in der Rechtenbacher Bürgermeisterstraße an und Bednarz gab sowohl sein musikalisches Engagement in der Band, als auch den Instrumentenbau auf. Doch offenbar hatte er mit seinen Pedal-Steel-Gitarren mächtig Eindruck hinterlassen. „Während des Baus kamen immer mehr Anfragen. Als der Bau rum war, hatte ich zwölf Anfragen für Gitarren.“ Der 48-jährige entschied sich, sein Gewerbe wieder anzumelden und dachte sich: „Wenn ich noch mal anfange, dann richtig.“
Jedes Teil muss selbst gefertig werden
Gesagt, getan. Der Rechtenbacher ließ technische Zeichnungen von sämtlichen Teilen, vom Hebel bis zur Pedale, die er für den Bau der Gitarren brauchte, anfertigen. Auf Grundlage derer ließ er schließlich die Metallteile von CNC-Werkstätten in der Region produzieren. 2004/2005 machte er sich mit seiner Firma „WBS“ selbstständig. Doch die Kosten für die extern angefertigten Teile stiegen immer weiter. „Also hab ich Nägel mit Köpfen gemacht“, erzählt Bednarz. Kurzerhand richtete er sich eine Werkstatt im Nebengebäude des Wohnhauses ein und besorgte Fräs- und Drehmaschinen. Denn: beim Bau von Steelguitars kann anders als bei normalen E-Gitarren auf keine fertigen Bauteile zurückgegriffen werden. Bednarz muss alles selbst herstellen.
„Keine Ahnung von Tuten und Blasen, aber CNC-fräsen“, scherzt er. Doch der Tüftler fand sich schnell in die Materie hinein. „Statt der Zeitung beim Frühstück wurden halt CNC-Fachbücher gelesen.“ Mittlerweile produziert Wolfgang Bednarz 90 Prozent der Teile, die er für die Gitarren braucht, selbst.
Sein Einsatz in den vergangenen Jahren hat sich gelohnt. „Es läuft“, sagt er. Zwischen 35 und 40 solcher Gitarren . . . . . . baut er durchschnittlich pro Jahr, bislang waren es weit über 300. Für kleinere Gitarren braucht er rund 16 Stunden, für die großen, doppelhalsigen braucht er schon mal eine ganze Woche. Zwischen 1000 und 6000 Euro kostet eine solche Gitarre. Seine Kunden kommen aus ganz Deutschland, zum Teil aus ganz Europa. Darunter sind auch Top-Leute in der Musiker-Szene. Sarah Jory beispielsweise. Die Engländerin ist eine der weltweit bekanntesten Spielerinnen und hat gleich zwei Gitarren von Wolfgang Bednarz. Auch Lionel Wendling aus Frankreich und der Deutsche Mark Horn setzen auf Bednarz' Pedal-Steel-Gitarren.
Eine WBS auf der Lern-DVD
Sogar in Amerika wird eines seiner Instrumente gespielt. „Mel Bay“, einer der weltweit größten Musikverlage hat eine Lern-DVD für Steelgitarren herausgebracht. Zu sehen ist Rob Haines, der eine Pedal-Steel-Gitarre von Wolfgang Bednarz spielt und das Instrument vorstellt. „Dadurch habe ich sogar Kundschaft in Thailand bekommen“, freut sich der Rechtenbacher über den Werbe-Effekt. „Ich bin der einzige in ganz Deutschland, der diese Instrumente hauptberuflich baut. Und auch in Europa bin ich so ziemlich der einzige, der's professionell macht.“
Selbst greift der Familienvater nicht mehr in die Saiten. Nach dem Hausbau hat er noch sieben Jahre bei „Country Blend“ gespielt. Doch nun stellt er sich lieber in seine Werkstatt. Dort tüftelt er auch gerade an einer Neuheit. „Ich will ein sechssaitiges Instrument mit drei Pedalen speziell für Gitarristen rausbringen.“ „Normale“ Gitarrenspieler seien oft mit den zehn Saiten überfordert. Wenn alles klappt, dann ist diese Neuerung ab dem Frühjahr auf dem Markt.